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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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blieben geschlossen.
    Nach einiger Zeit trat Georg blass auf den Flur, und informierte seine Frau mit seinem Handy. Still setzte er sich wieder an Lenas Bett und hielt ihre Hand. Stoßweise wurde ihr Körper unter dem Fieber geschüttelt, schweißgebadet war sie am ganzen Körper. Bang rief er nach der Schwester, die ihr nur eine weitere, fiebersenkende Spritze verabreichte, die, wie Georg feststellte, ihre Wirkung verfehlte.
    Noch genauso heiß und glühend war Lena, wie zu dem Zeitpunkt, als sie eingeliefert worden war. Regelmäßig, jede Stunde, kam die Schwester und überprüfte die Temperatur, aber sie sank nicht.
    Vier Stunden später, die Georg wie eine grauenhafte Ewigkeit vorkamen, rief sie endlich den Arzt. Inzwischen voller Furcht, eine Heidenangst in sich spürend, saß Georg neben seiner Tochter und betete leise.
    Ernst kam Doktor Walter in das Krankenzimmer geeilt. Wortlos untersuchte er Lena, hörte sie ab, leuchtete in ihre Augen, überprüfte ihre Reflexe. Sein Gesichtsausdruck war besorgniserregend ernst.
    „Herr Johle! Wir bekommen das Fieber nicht runter! ... Es sieht nicht gut aus! Ich hoffe, sie überlebt die Nacht!“ Bedauernd sah er Georg an, der sein Gesicht in die Hände stützte, um seine Verzweiflung zu verbergen.
    Schlurfend machte Georg sich auf den Weg in den Gang hinaus und berichtete Sonja von der schrecklichen Aussage des Arztes.
    Ungehalten schluchzte sie ins Telefon, sprach etwas von diesem verdammten Nils, Unglück, doch Georg ging nicht darauf ein. Schleppend ging er zum Krankenzimmer zurück.
    Bisher lag Lena ruhig in den Kissen, nun plötzlich bäumte sie sich auf, wälzte sich in den Laken und rief verzweifelt Nils Namen. Immer wieder und wieder. Unruhig schlug sie um sich, Georg hielt ihren Arm, indem die Infusion befestigt war, beruhigend sprach er auf sie ein, versicherte ihr, dass alles gut werden würde. Krankenschwestern banden sie an Armen und Beinen in ihrem Bett fest.
    Stunde um Stunde verging, ohne dass eine Veränderung erkennbar wurde.
    Die ganze Nacht wich Georg nicht von ihrer Seite. Jede Stunde kam der Arzt und die Krankenschwester, kontrollierten ihre Reflexe, den Puls, den Blutdruck und das Fieber, das sich nicht veränderte.
    Ratlos stand der Arzt vor ihrem Krankenbett. „Ich weiß nicht, wie lange sie es noch durchhält! Wir können nur noch auf ein Wunder hoffen! Das Fieber steigt leicht! Wir werden sie in Eis einpacken!“ Bedrückt waren seine Augen auf die Patientin gerichtet, die sich trotz der Schlaufen, mit denen sie angebunden war, wälzte und aufbäumte, geschüttelt wurde vom Fieber, schweißüberströmt und hochrot im Gesicht wirre Worte ausstieß. Alarmiert eilte die Schwester davon, um mit ihren Kolleginnen zusammen das Eis heranzufahren. Unter Lena wurde hektisch eine Plastikfolie ausgebreitet, Hand in Hand arbeitete das Pflegepersonal zusammen, überall wurde sie mit Eis bedeckt, Pfleger schleppten die Eimer heran. Erbärmlich, wie ein verwundetes Tier, schrie Lena auf, als die Kälte auf ihre Haut drang. Voller Sorge hielt Georg sie fest, ließ nicht zu, dass sie sich aus dem Eis befreite. Müde kniff er die Augen zusammen, aber an Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Das grelle Neonlicht blendete seine angespannten Augen, die Luft war abgestanden und zu genau spürte er den Tod in greifbarer Nähe.
    Eine weitere, endlose Stunde verging, ehe der Arzt melden konnte, dass die Temperatur um ein Grad gesunken war.
    Eine kleine Erleichterung keimte in allen auf, doch der Arzt schüttelte den Kopf. Für ihn war noch kein Grund zur Euphorie vorhanden.
    Schlotternd lag Lena in den Kissen, ihr Körper wehrte sich gegen die äußerliche Kälte, sie fror entsetzlich. Warum nur konnte sie sich nicht zudecken? Klappernd schlugen ihre Zähne aufeinander, sie hörte viele Stimmen um sich herum und brachte es nicht fertig, ihre Augen zu öffnen.
    Erst am Morgen wurde das Eis entfernt. Inständig hoffte der Arzt, dass das Fieber nicht erneut ansteigen würde. Wenn es auf vierzig Grad gehalten werden konnte, gab er seiner Patientin eine geringe Chance, sofern sie bereit war zu kämpfen.
    Ausgelaugt sah Georg mit kleinen Augen zu seiner Tochter, die jetzt ruhig und kreidebleich in dem weißen Kissen lag. Müde fuhr seine Hand über seine kratzende, mit Bartstoppeln überzogene Wange. „Lena! Engelchen! Mach die Augen auf! Ich bin es, dein Paps!“
    Kaum sichtbar flatterten Lenas Augenlider, doch ihre Augen blieben geschlossen.
    „Lena, Engelchen!

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