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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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beide, dass ich log. Jules’ Verlangen nach Rache war stärker als seine Verletzung. Es war stärker als alles andere.
    Vee und ich schlichen die Treppe hinunter, hielten uns dicht an den Wänden, bis wir zurück im ersten Stock waren.
    »Hier entlang«, flüsterte ich ihr ins Ohr und hielt ihre Hand, während wir den Flur entlangeilten, immer nach Westen.
    Wir waren noch nicht sehr weit gekommen, als ein gutturaler Laut, fast ein Lachen, aus dem dunklen Tunnel vor uns erscholl.
    »Was haben wir denn da?«, sagte Jules. Die Stimme hatte kein Gesicht.

    »Renn«, sagte ich zu Vee und drückte ihre Hand. »Er will mich. Ruf die Polizei. Renn! «
    Vee ließ meine Hand fallen und rannte. Ihre Schritte verklangen deprimierend schnell. Ich fragte mich kurz, ob Patch noch im Gebäude war, aber es war mehr ein Nebengedanke. Vor allem war ich darauf konzentriert, nicht in Ohnmacht zu fallen. Weil ich nämlich schon wieder mit Jules allein war.
    »Die Polizei braucht mindestens zwanzig Minuten, um herzukommen«, sagte Jules zu mir, wobei seine Schritte näher kamen. »Ich brauche keine zwanzig Minuten.«
    Ich drehte mich um und rannte los. Jules nahm die Verfolgung auf.
    Mit meinen Händen an der Wand entlangtastend, wandte ich mich an der ersten Kreuzung nach rechts und rannte einen Gang entlang, der sich im rechten Winkel zu dem von eben befand. Ich musste mich von den Wänden leiten lassen, und ich fühlte die scharfen Kanten von Spinden und Türrahmen, die meine Hände zerkratzten. Wieder bog ich nach rechts ab und rannte so schnell ich konnte in Richtung der Doppeltüren der Sporthalle.
    Mein einziger Gedanke war, dass, wenn ich meinen Spind rechtzeitig erreichte, ich mich darin einschließen könnte. Der Umkleideraum der Mädchen war von Wand zu Wand und die ganze Höhe entlang mit Spinden in Übergröße ausgefüllt. Jules würde Zeit brauchen, wenn er jeden Einzelnen davon aufbrechen wollte. Wenn ich Glück hatte, dann war die Polizei hier, bevor er mich fand.
    Ich stürzte in die Sporthalle und lief zur Mädchenumkleide. Aber als ich die Türklinke herunterdrückte, überkam mich kaltes Entsetzen. Die Tür war abgeschlossen. Ich drückte wieder auf die Türklinke, aber sie gab nicht nach. Hektisch drehte ich mich um und suchte nach einem anderen Ausgang, aber ich war in der Sporthalle gefangen. Ich
ließ mich gegen die Tür fallen, kniff die Augen zusammen, um nicht das Bewusstsein zu verlieren, und horchte auf mein angespanntes Atmen.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, lief Jules gerade durch einen Streifen Mondlicht, das durch die Oberlichter fiel. Sein Hemd war um den Oberschenkel geknotet; Blut sickerte durch den Stoff. Er trug nur ein weißes Unterhemd und Khakihosen. Eine Waffe steckte im Hosenbund.
    »Bitte, lass mich gehen«, flüsterte ich.
    »Vee hat mir was Interessantes von dir erzählt. Du hast Höhenangst.« Er blickte zu den Dachbalken hoch über der Sporthalle hinauf. Ein Lächeln durchschnitt sein Gesicht.
    Die Luft war stickig, durchtränkt von dem Geruch nach Schweiß und Holzlack. Die Heizung war über die Osterferien abgestellt, und es war eiskalt. Schatten erstreckten sich über den Holzboden, sobald der Mond durch die Wolken brach. Jules stand mit dem Rücken zur Tribüne, und ich sah, wie Patch hinter ihm auftauchte.
    »Hast du Marcie Millar überfallen?«, fragte ich Jules und befahl mir, keine Regung zu zeigen, damit ich Patch nicht verriet.
    »Elliot hatte mir erzählt, dass ihr beiden euch nicht mögt. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass ein anderer das Vergnügen haben sollte, mein Mädchen zu drangsalieren.«
    »Und mein Schlafzimmerfenster? Hast du mir nachspioniert, als ich schlief?«
    »Nimm es nicht persönlich.«
    Jules versteifte sich. Plötzlich trat er einen Schritt vor, packte mich und drehte mich vor sich. Ich spürte, wie er etwas in meinen Nacken presste. Es fühlte sich ganz beängstigend wie die Waffe an, die er bei sich getragen hatte.
    »Nimm die Mütze ab«, befahl Jules Patch. »Ich will deine Augen sehen, wenn ich sie töte. Du bist zu schwach, um sie
zu retten. Genauso hilflos wie ich, als du mich gezwungen hast, dir den Eid zu schwören.«
    Patch kam ein paar Schritte näher. Er bewegte sich leichtfüßig, aber ich spürte seine beherrschte Wachsamkeit. Die Waffe bohrte sich tiefer in meinen Nacken, und ich zuckte zusammen.
    »Noch ein Schritt, und es war ihr letzter Atemzug«, warnte Jules.
    Patch schätzte die Entfernung zwischen uns ab und berechnete, wie

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