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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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warten, in dem das Schicksal dir die Gelegenheit gibt, dich nicht nur zu entschädigen, sondern dein Geschick sogar zu deinen Gunsten zu wenden.« Sein Blick fand den meinen. »Du bist diese Gelegenheit. Wenn ich dich verletze, dann verletze ich Patch.«
    »Du überschätzt meinen Wert für Patch«, sagte ich, und kalter Schweiß brach mir am Haaransatz aus.
    »Ich habe Patch jahrhundertelang beobachtet. Im letzten Sommer hat er die erste Reise zu dir unternommen, auch wenn du es nicht gemerkt hast. Er ist dir ein paar Mal gefolgt,
wenn du einkaufen warst. Manchmal ist er dich mit Absicht suchen gegangen. Dann hat er sich an deiner Schule eingeschrieben. Irgendwann musste ich mich fragen, was an dir so Besonderes war. Ich habe dich jetzt schon eine Weile beobachtet.«
    Nichts weniger als Entsetzen erfasste mich. In diesem Moment wusste ich plötzlich, dass es niemals die Gegenwart meines Vaters gewesen war, die ich wie einen beschützenden Geist in meiner Nähe gefühlt hatte. Es war Jules gewesen. Ich fühlte jetzt dieselbe eiskalte, unmenschliche Gegenwart, nur hundertmal stärker.
    »Ich wollte nicht, dass Patch Verdacht schöpfte, deshalb habe ich mich zurückgezogen«, fuhr er fort. »Dann kam Elliot ins Spiel, und es dauerte nicht lange, bis er mir sagen konnte, was ich bereits vermutet hatte. Patch ist in dich verliebt.«
    Es passte alles zusammen. Jules war überhaupt nicht krank gewesen an dem Abend, als er im Delphic in der Herrentoilette verschwunden war. Und er war auch an dem Abend nicht krank, als wir im Borderline waren. Es war ihm nur darum gegangen, für Patch unsichtbar zu bleiben. Wenn Patch ihn zu Gesicht bekommen hätte, wäre alles vorbei gewesen. Patch hätte gemerkt, dass Jules - Chauncey - etwas plante. Elliot war Jules’ Augen und Ohren und fütterte ihn mit Informationen.
    »Der Plan war, dich auf dem Campingausflug umzubringen, aber Elliot konnte dich nicht davon überzeugen, mitzukommen«, sagte Jules. »Heute bin ich dir vom Blind Joe’s aus gefolgt und habe auf dich geschossen. Stell dir meine Überraschung vor, als ich merkte, dass ich eine Stadtstreicherin in deinem Mantel getötet hatte. Aber dann hat sich ja doch noch alles gewendet. Hier sind wir nun.«
    Ich änderte meine Haltung, und das Skalpell glitt tiefer
in meine Jeans. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich es nicht mehr zu fassen bekommen. Sobald Jules mich zwang aufzustehen, könnte es den ganzen Weg mein Hosenbein hinunterrutschen. Und damit wäre alles vorbei.
    »Lass mich raten, was du denkst«, sagte Jules, stand auf und schlenderte zum vorderen Teil des Raums. »Du fängst an zu wünschen, dass du Patch nie kennen gelernt hättest. Du wünschst, er hätte sich nie in dich verliebt. Mach nur. Lach über die Situation, in die er dich gebracht hat. Lach über deine eigene schlechte Wahl.«
    Zu hören, wie Jules über Patchs Liebe sprach, erfüllte mich mit unvernünftiger Hoffnung.
    Ich fummelte das Skalpell aus meiner Jeans und sprang vom Stuhl. »Komm mir nicht zu nah! Ich ersteche dich! Ich schwöre, das tue ich!«
    Jules gab einen gutturalen Laut von sich und schwang seinen Arm über den Tresen vorne im Raum. Glasbehälter zerbrachen an der Tafel, Papiere flatterten zu Boden. Er kam auf mich zu. In panischer Angst riss ich das Skalpell so kräftig hoch, wie ich konnte. Ich fand seine Handfläche und schnitt durch Haut.
    Jules fauchte und zog sich zurück.
    Ohne abzuwarten, stieß ich das Skalpell in seinen Oberschenkel.
    Jules blickte auf das Metall, das aus seinem Schenkel ragte. Er zog es mit beiden Händen heraus, das Gesicht vor Schmerz verzogen. Dann öffnete er die Hand, und das Skalpell fiel klappernd zu Boden.
    Er machte einen schwankenden Schritt auf mich zu.
    Ich kreischte und wich aus, blieb jedoch mit der Hüfte an einer Tischkante hängen, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Das Skalpell lag fast einen Meter entfernt.
    Jules drehte mich auf den Bauch und setzte sich auf mich.
Er drückte mein Gesicht auf den Boden, quetschte meine Nase und dämpfte meine Schreie.
    »Mutiger Versuch«, grunzte er. »Aber das wird mich nicht umbringen. Ich bin ein Nephilim, ich bin unsterblich.«
    Verzweifelt angelte ich nach dem Skalpell, grub meine Zehen in den Boden in dem Versuch, diese letzten, lebenswichtigen Zentimeter zu überbrücken. Meine Finger fanden es. Es war so nah, aber dann zerrte Jules mich weg.
    Ich trat ihn mit der Ferse zwischen die Beine; er stöhnte und kippte wehrlos zur Seite. Als ich auf die

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