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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Füße kam, rollte sich Jules jedoch bereits vor die Tür, kniete sich zwischen den Ausgang und mich.
    Das Haar hing ihm in die Augen, und Schweißperlen rannen über sein Gesicht. Sein Mund war schief, eine Hälfte schmerzverzerrt.
    Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt, bereit, in Aktion zu treten.
    »Viel Glück beim Ausbrechen«, sagte er mit einem zynischen Lächeln, das ihn eine Menge Kraft zu kosten schien. »Du wirst gleich sehen, was ich meine.« Dann sank er zu Boden.

NEUNUNDZWANZIG
    I ch hatte keine Ahnung, wo Vee war. Mir kam die naheliegende Idee, mich in Jules’ Lage zu versetzen - wo würde ich sie verstecken, wenn ich er wäre und Vee als Geisel genommen hätte?
    Er will es ihr schwer machen zu entkommen. Und er will nicht, dass sie gefunden wird, überlegte ich.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich den Bauplan des Gebäudes und konzentrierte mich auf die oberen Stockwerke. Es war wahrscheinlich, dass Vee im dritten Stock war, dem höchsten der Schule - abgesehen von einem kleinen vierten Stockwerk, das eher einen Dachboden darstellte. Eine schmale Treppe führte vom dritten Stock aus dorthin. Es gab zwei Klassenzimmer im Bungalowstil dort oben: Spanisch-AG und das eZine-Labor.
    Vee war im eZine-Labor. Ich wusste es einfach.
    Ich bewegte mich in der Dunkelheit so schnell ich konnte und tastete mich die zwei Treppen hinauf. Nachdem ich mich ein paar Mal verlaufen hatte, fand ich die schmale Treppe zum eZine-Labor. Oben angelangt drückte ich gegen die Tür.
    »Vee?«, rief ich leise.
    Sie stöhnte.
    »Ich bin’s«, sagte ich und hangelte mich vorsichtig durch die Tischreihen voran, um keinen Stuhl umzuwerfen. Keinesfalls wollte ich Jules durch irgendwelchen Lärm verraten, wo ich mich befand. »Bist du verletzt? Wir müssen
hier raus.« Ich fand sie vorne im Raum zusammengekauert, die Knie an der Brust.
    »Jules hat mich auf den Kopf geschlagen«, sagte sie mit lauter werdender Stimme. »Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden. Jetzt kann ich nichts sehen. Gar nichts!«
    »Hör mir zu. Jules hat den Strom ausgeschaltet und die Jalousien heruntergezogen. Es ist bloß dunkel. Nimm meine Hand. Wir müssen sofort nach unten.«
    »Ich glaube, er hat was beschädigt. Mein Kopf tut weh. Ich glaube wirklich, ich bin blind!«
    »Du bist nicht blind«, flüsterte ich und schüttelte sie sanft. »Ich kann auch nichts sehen. Wir müssen uns hinuntertasten. Am besten wir gehen durch den Ausgang beim Sportbüro hinaus.«
    »Er hat alle Ausgänge mit Ketten verriegelt.«
    Entsetztes Schweigen machte sich zwischen uns breit. Ich erinnerte mich daran, wie Jules mir Glück beim Entkommen gewünscht hatte, und jetzt verstand ich auch, warum. Ein spürbarer Kälteschauer fuhr von meinem Herzen ausgehend in den Rest meines Körpers. »Nicht die Tür, durch die ich hereingekommen bin«, sagte ich schließlich. »Die Osttür ist nicht verriegelt.«
    »Das muss die einzige sein. Ich war bei ihm, als er die anderen verriegelt hat. Er hat gesagt, auf diese Weise würde niemand in Versuchung geraten hinauszugehen, während wir Versteck spielen. Er hat gesagt, draußen gälte es nicht …«
    »Wenn die Osttür die einzige ist, die er unverschlossen gelassen hat, dann wird er jetzt versuchen, sie zu blockieren. Er wird darauf warten, dass wir zu ihm kommen. Aber das tun wir nicht. Wir steigen zum Fenster hinaus«, sagte ich und dachte mir einen Plan aus. »Am anderen Ende des Gebäudes - an diesem Ende. Hast du dein Handy?«

    »Jules hat es mitgenommen.«
    »Wenn wir draußen sind, dann müssen wir uns trennen. Sollte Jules uns verfolgen, dann muss er sich entscheiden, welcher von uns er hinterherläuft. Die andere geht Hilfe holen.« Ich wusste schon, welche er wählen würde. Jules hatte kein Interesse an Vee, er hatte heute Abend lediglich versucht, mich durch sie hierherzulocken. »Lauf so schnell du kannst und finde ein Telefon. Ruf die Polizei an. Sag ihnen, Elliot liegt in der Bibliothek.«
    »Ist er am Leben?«, fragte Vee mit zitternder Stimme.
    »Ich weiß es nicht.«
    Wir standen aneinander geschmiegt, und ich spürte, wie sie ihre Bluse hob, um sich damit die Tränen abzuwischen. »Das ist alles meine Schuld.«
    »Das ist alles Jules’ Schuld.«
    »Ich habe Angst.«
    »Es kommt alles in Ordnung«, sagte ich, in dem Versuch, optimistisch zu erscheinen. »Ich habe Jules mit einem Skalpell ins Bein gestochen. Er blutet stark. Vielleicht gibt er auf und geht zu einem Arzt.«
    Vee schluchzte auf. Wir wussten

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