Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke
er mich nicht einfach so gehen oder hier hängen lassen. Dafür bereitete ich ihm zuviel Spaß. Aber ich hatte ihn auch um sein Vergnügen gebracht – aber mich auch. Die unerfüllte Lust in mir schmerzte. Ich hatte kurz vor meinem ersten Orgasmus durch einen Mann gestanden - hatte ich doch bisher nur masturbiert. Nun war die Erregung stark, aber die Erlösung in weiter Ferne. Und das Schlimme war, ich konnte mich nicht einmal selbst erlösen.
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Sandra Henke
Herrin von Vandalis
Ich zuckte zusammen, als ein Peitschenhieb die Stille unterbrach.
Erschrocken versuchte ich den Kopf zu drehen, doch es ging nicht weit genug. Wieder knallte die Peitsche, doch diesmal zeigte sich das Ende des Lederriemens neben meinem Gesicht.
Ich rang nach Atem. Das Lederband hieb auf die Steinwand neben mir und zuckte zurück. Ich wagte nicht daran zu denken, was das bedeutete, wollte nicht wahrhaben, dass er mich schlagen würde. War ich in diesem Kastell nicht sicher? Würde mein Vater mich nicht vor allem Bösen beschützen?
Aber ich gehörte auch nicht in die Katakomben Vandalis’. Ich hätte nicht in dieses verfluchte Schattenreich eindringen sollen!
Mein Kopf flog herum, als der nächste Peitschenhieb auf der anderen Seite gegen die Wand schlug. Ich spürte den Luftzug. Würde der Schmerz bald folgen?
"Das kannst du nicht tun. Das darfst du nicht tun!"
Der nächste Hieb traf zwischen meine Arme.
Hätte ich mich in diesem Moment auch nur um Haaresbreite bewegt, hätte der
Lederriemen meine Haut gezeichnet.
"Halte mich davon ab, Morgana", säuselte er erhaben und lasziv.
Was sollte ich sagen, damit er sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzte? Wie konnte ich die richtigen Worte finden, um Mitleid zu erregen? War bei einem Barbar überhaupt so etwas wie Mitleid zu finden? Und wusste mein Vater von diesem unmenschlichen Menschen, der die Katakomben sein Reich nannte?
"Was in Vandalis’ Namen ist hier los?" Jemand hatte die Katakomben betreten, ohne dass der Schinderjaan oder ich es bemerkten. Die Stimme der Person erschien mir bekannt, doch Angst verzerrte die Realität. "Häng sie sofort ab! Hast du nicht gehört? Ich sagte sofort!"
Im selbem Moment, indem ich mir wünschte, mein Vater wäre gekommen um mich zu retten, legten sich die tellergroßen Hände des Hünen wortlos um meine Handgelenke. Er drückte mich gegen die Steinwand und löste die Fesseln.
Wieder donnerte die vertraute Stimme: "Was hast du dir dabei gedacht? Ach, ich will es gar nicht hören. Tritt fort von ihr!"
Sein warmer Körper löste sich von meinem und ich konnte mich endlich umdrehen.
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Sandra Henke
Herrin von Vandalis
Der harte Blick des Schinderjaans ließ mich erbeben. Weshalb zog mich das an, was andere abstieß? Ich war anders, als die anderen Mädchen. Das wurde mir wieder einmal bewusst. Da war diese Sehnsucht nach der dunklen Seite. Woher kam sie nur? Er flüsterte eisig: "Ich habe den Gefangenen nur geschlagen, weil es ihn erregte. Dir hätte ich nie wehgetan, da Schmerz dir keine Lust bringt. Aber ich durchschaue dich! Dein Aphrodisiakum ist die Gefahr."
Ich schlang schützend die Arme um meinen Körper. Obwohl ich zitterte, hielt ich seinem Blick stand. Er hatte mich tatsächlich mit meiner eigenen Zuchtlosigkeit foltern wollen. Sicherlich hätte er mich durch endlose Orgasmen in den Wahnsinn getrieben. Dieser Teufel! Obwohl ich ein Nachthemd trug, kam ich mir entblößt vor. Er konnte die erotischen Phantasien in meinen Augen erkennen und er besaß die Unverschämtheit, sie gegen mich zu verwenden. In diesem Moment wusste ich nicht,
ob ich bekümmert oder erleichtert sein sollte.
Dann trat er beiseite und ich erblickte den Mann, der mich gerettet hatte. Magolat fuchtelte wild mit den Armen herum. Er strafte mich mit einem ebenso
wütenden Blick, wie den Schinderjaan. "Wie konntest du dich meinen Befehlen widersetzen, Kind? Ich hatte dich angewiesen in dein Schlafgemach zu gehen. Du bist selbst Schuld daran, was passiert ist. Verdammt, Morgana, wie kann ich dich beschützen, wenn du nicht auf mich hörst?"
Ich wollte etwas erwidern, doch er winkte ab. Beschämt schaute ich zu Boden und verfolgte mit meinen Augen eine haarige knopfgroße Spinne.
Magolat wandte sich dem Henker zu. "Und was dich angeht, du elender Bastard, du wirst deine gerechte Strafe erhalten!"
Mein Blick schweifte von der Spinne, die die längsten und dicksten Beine aufwies, die ich jemals gesehen hatte, zu dem Herrscher der Katakomben. Automatisch
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