Engel der Schuld Roman
Liste der Bewährungshelfer, die Phoebe noch nicht angerufen hatte.
Es gelang ihr, zu zweien Verbindung zu bekommen, beide hatten innerhalb des letzten Jahres ihren Job geschmissen, und sie strich die Namen zweier ehemaliger Cowboys von ihrer Liste möglicher Rufmörder. Montel Jones, ehemaliger Sci-Fi Cowboy, der ein Ingenieurstudium an der University of Minnesota begonnen hatte, war 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. James Johnston hatte sein Diplom in drei Jahren mit links gemacht und arbeitete gerade an seinem Abschluß als Rechtsberater. Sein ehemaliger Bewährungshelfer sagte Ellen, Garrett Wrights Programm sei die Basis seines Erfolgs gewesen.
Darrell Munson, Bewährungshelfer für zwei der ersten Cowboys, hatte nicht nur den Beruf, sondern auch den Staat verlassen und war nach Florida gezogen, wo er eine Tauchschule leitete. Sein Anrufbeantworter schaltete sich mit Steelbandmusik ein. Ellen hinterließ eine Nachricht und legte auf. Sie hatte wieder einmal gar nichts erreicht.
Aber was hatte sie eigentlich erwartet? Daß einer von Wrights früheren Schützlingen nach so langer Zeit plötzlich mit einer Geschichte von bizarren Mißhandlungen herausplatzen würde? Die ehemaligen Cowboys waren nie mehr gewesen als Strohhalme, nach denen sie griff.
Ein Klopfen an der Vorzimmertür unterbrach ihre Gedanken. Das konnte Wilhelm sein, der mit Neuigkeiten kam, oder Deputy Qualey, der diensthabende Wachmann, oder Cameron, der zurückkam, weil er den zündenden Einfall gehabt hatte.
Brooks stand mit einem Picknickkorb im Korridor.
»Warum bin ich nicht überrascht?« murmelte Ellen. »Warum sollte ich im Ernst glauben, du würdest dich von mir fernhalten, nur weil ich dich darum gebeten habe?«
»Darf ich annehmen, daß das eine rhetorische Frage ist?« fragte er mit boshaft funkelnden Augen.
»Wie bist du ins Haus gekommen?« fragte sie gereizt. »Wie bist du an dem Wächter vorbeigekommen?«
»Ich habe ihn mit einem Schokoladentörtchen bestochen und mit einer signierten Ausgabe von Justice for None. Gut, daß ich kein Psychokiller bin, was?« Er ging an ihr vorbei und stellte den Picknickkorb auf den Empfangstresen. »Ich habe ihm gesagt, du und ich wären alte Freunde von der Uni her und ich wolle sichergehen, daß du ein Abendessen kriegst, weil ich wüßte, wie nervös du am Abend vor einem großen Fall bist. Und so weiter.«
»Er hat Anweisung, hier oben anzurufen . . .«
»Ich habe ihm gesagt, es sei eine Überraschung. Habe ihm kurz zugezwinkert, ihn ein bißchen mit dem Ellbogen geschubst. Er ist ein netter Kerl – Ed. Ein bißchen zu nett.« Er wurde ernst. »Er hat den Korb nicht überprüft. Er hat mich nicht durchsucht. Er hat geglaubt, mich zu kennen – natürlich kennt er mich nicht – , also hatte für ihn alles seine Ordnung.«
»Ich kenne dich auch nicht«, sagte sie leise. »Sollte ich Angst um mein Leben haben?«
Er sah sie an, wie sie dastand, bis zu den Ohren in ihrem Wintermantel verschwunden, die Haare nachlässig zu einem Knoten gebunden, aus dem sich dicke Strähnen lösten. Ihre Augen waren gerötet, die Ringe darunter wurden mit jedem Tag dunkler und tiefer. Der Fall zehrte an ihr, aber sie hielt durch, weil es ihre Pflicht war. Er hätte sich am liebten geohrfeigt dafür, daß er einmal angedeutet hatte, sie wäre feige davongelaufen, als sie Hennepin County verlassen hatte.
»Eigentlich glaube ich, daß du mich ziemlich gut kennst«, gab er zu. »Gestern nacht hast du jedenfalls etliche Nägel auf den Kopf getroffen. Ich gebe zu, daß ich ein Dreckskerl bin, aber ich bereue es auch. Kriegst du da nicht gleich Lust, mich zu heiraten?«
»Bist du deshalb hergekommen?«
»Nein«, murmelte er. »Ich wollte sichergehen, daß du ein Abendessen kriegst. Weil ich weiß, wie nervös du am Abend vor einem großen Fall bist. Und so weiter.«
Das Eingeständnis war ernsthaft, die Entschuldigung ehrlich. Ellens Mißtrauen schmolz dahin.
»Ich bin überrascht, daß du dir die Mühe machst«, sagte sie.
»Warum?« fragte er und neigte sich dichter zu ihr. Er nahm eine Strähne und strich sie ihr hinters Ohr, seine Fingerspitzen streiften die weiche Haut. »Weil ich gestern nacht nicht gekriegt habe, was ich wollte? So leicht gebe ich nicht auf.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist.«
»Dann sollte ich dir vielleicht die Sache schmackhaft machen. Törtchen, gebackenes Huhn und Informationen sind
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