Engel der Schuld Roman
gerichtet.
»Es ist eine verdammte Verleumdungskampagne, und es ist übertrieben!« rief sie empört. Sie hatte einigen seiner Zeugen ein bißchen Blut abgezapft, aber Costello hatte eine Hauptschlagader getroffen und wartete nun ab, ob Grabko duldete, daß sie daran verblutete. Sie war wütend, zwang sich aber, sitzen zu bleiben, und Cameron hielt hinter ihr Wache.
Der Richter sah sie erbost an. »Miss North, ich werde diesen Ton in meinem Zimmer nicht dulden, schon gar nicht von einer Dame. Das ist ein Ort zivilisierter Diskussion.«
»Was Mister Costello hier versucht, ist alles andere als zivilisiert, Euer Ehren. Selbst wenn er es mit Zitaten von Elizabeth Barrett Browning garniert, stinkt es zum Himmel!«
Grabko hatte sie in sein Zimmer gerufen, bevor im Gerichtssaal alles außer Rand und Band geraten konnte. Der Lärm von der Galerie war ohrenbetäubend gewesen. Ellen konnte nur erahnen, was sich da draußen abspielte. Ein Blutrausch. Paul Kirkwood, gegen das Geländer gedrückt, während der tollwütige Mob über ihn herfiel. Sie hätte nichts dagegen gehabt, sich daran zu beteiligen, falls das, was Karen Wright behauptete, der Wahrheit entsprach, aber seine Untreue war ein anderes Thema.
»Paul Kirkwoods sexuelle Abenteuer haben nichts mit dieser Anhörung zu tun«, sagte sie und wandte sich an Costello. »Obwohl man, wenn es wahr sein sollte, Ihrem Mandanten ein anderes Motiv als schlichte Bösartigkeit unterstellen könnte.«
»Im Gegenteil«, sagte er. »Paul Kirkwood hätte dadurch ein Motiv.«
»Und das wäre?«
»Wir glauben, der Junge hat das schmutzige kleine Geheimnis seines Vaters entdeckt, und Paul sah die Kindesentführung als Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – den Jungen zum Schweigen zu bringen und seinen Rivalen aus dem Weg zu schaffen.«
»Warum hören Sie schon auf?« fragte Ellen sarkastisch. »Glauben Sie nicht, er könnte auch dabeigewesen sein, als man Kennedy erschoß?«
»Ellen, Witze sind hier nicht angebracht«, tadelte Grabko.
»Außer, sie tarnen sich als Verteidigung«, murmelte Ellen und zuckte zusammen, weil Cameron sie heimlich zwickte.
»Mrs. Wright ist bereit auszusagen, daß sie an dem Abend, als Josh entführt wurde, in einem leerstehenden Büro im Omni-Komplex ein Rendezvous mit Paul Kirkwood hatte«, sagte Costello. »Daß Paul sie dort um achtzehn Uhr fünfundvierzig treffen sollte und erst um neunzehn Uhr auftauchte. Er wollte ihr keine Erklärung für sein Zuspätkommen geben und schien äußerst erregt.«
»Das sagt die Frau Ihres Mandanten«, warf Ellen ein. »Es ist absurd, daß sie überhaupt im Zeugenstand steht.«
Costello beachtete sie nicht. »Ihre Aussage ist wichtig, Euer Ehren. Paul Kirkwood stand von Anfang an unter Verdacht. Er hat kein Alibi für den Zeitpunkt der Entführung, es gab eine Verbindung zu dem Lieferwagen, der Olie Swain gehörte – der ohne weiteres sein Komplize hätte sein können. Er hat wiederholt wegen des Wagens gelogen. Die Zeugin aus Ryan's Bay hat vor der Polizei ausgesagt, der Mann, der zu ihrem Haus kam, hätte den Hund seines Sohnes gesucht und ihn beim Namen gerufen. Wer kann schon sagen, ob es nicht Kirkwood selbst war?«
»Jeder, der auch nur einen Funken Verstand hat«, schimpfte Ellen. »Wenn Sie die Güte haben, sich zu erinnern, daß diese Zeugin Ihren Mandanten bei der Gegenüberstellung identifiziert hat.«
»Sie hat einen Mann mit einem Parka und einer Sonnenbrille identifiziert.«
»Sie hat ihn an seiner Stimme wiedererkannt.«
»Paul Kirkwood war nicht bei der Gegenüberstellung. Sie hat sicher ihr Bestes getan. Wer weiß, Paul Kirkwood kann doch seine Stimme verstellt haben. Er hat versucht, Dr. Wright diese Sache anzuhängen . . .«
»Warum hat er sich dann nicht als Garrett Wright vorgestellt?« fragte Cameron. »Warum hätte er sich irgendwie belasten sollen? Es ergibt keinen Sinn.«
»Und ich sage, es besteht Anlaß zum Zweifel«, verkündete Costello mit einem eleganten Schulterzucken. »Die Polizei ging sogar so weit, seine Fingerabdrücke zu nehmen.«
»Um jeden Verdacht gegen ihn auszuschließen!« rief Ellen.
Er warf ihr einen Blick zu. »Sie kennen den Unterschied zwischen dem, was die Polizei sagt, und dem, was sie meint, ganz genau, Ellen.« Ellen schniefte verächtlich. »Vor zwei Tagen dachten Sie noch, Polizisten wären zu dumm, sich die Schuhe zu binden, und jetzt glauben Sie daß jede ihrer Aktionen von Hintergedanken bestimmt ist.«
»Und dann ist da
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