Engel der Schuld Roman
erzählt«, berichtete er. »Sie hat auch gesagt Sie würden mir mit bloßen Händen das Herz rausreißen, wenn ich das Geheimnis verrate.«
Sie sah ihn eine Minute lang an und überlegte. »Momentan wäre das schwierig«, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich müßte wahrscheinlich eine Gartenharke nehmen.«
Sie nestelte an der Kette, dann ging die Tür auf, und sie forderte ihn auf einzutreten. Umzugskartons waren rund um den Hauptwohnbereich, ein kombiniertes Wohn- und Eßzimmer, gestapelt. Zartrosa Wände und weiß gestrichenes Holz. Antike Möbel und Flohmarktfunde, die nicht zusammenpaßten. Der alte runde Eichentisch war mit Papierstößen und Fotokopien von Polizeiberichten vollgepackt. Eine schwarze Katze mit weißem Lätzchen und weißen Pfoten machte sich mittendrin breit.
»Entschuldigen Sie das Chaos«, sagte Megan, humpelte zu ihrem Stuhl und ließ sich vorsichtig nieder. Die rechte Hand mit ihrem jungfräulichen Gips hielt sie behutsam vor ihren Bauch. »Seit man mich zusammengeschlagen hat, bin ich mit meiner Innenarchitektur etwas ins Hintertreffen geraten.«
»Einige Dinge haben eben Vorrang«, bemerkte Jay und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Die Katze legte die Ohren flach an den Kopf und starrte ihn aus schmalen Schlitzen an.
»Ich höre, Sie machen ein Buch.« O'Malleys Miene verriet nichts ihre Augen waren wachsam, vorsichtig, wie er es im Laufe der Jahre bei vielen Cops gesehen hatte. »Sie sollten wissen, daß ich eine tiefsitzende Aversion gegen Opportunisten habe.«
»Deshalb bin ich nicht hier.«
Sie lachte. Feine Fältchen, die der Schmerz gezeichnet hatte, gruben sich um ihre Mundwinkel. »Sie wollen an den Ermitt lungen teilhaben aber es hat nichts mit dem Buch zu tun, mit dem Sie ein paar Millionen verdienen werden? Gestatten Sie, daß ich uns beiden etwas Zeit erspare, Mister Brooks. Ich weiß, wie die Welt sich dreht.«
»Das bezweifle ich nicht, Agent O'Malley. Eine Frau erreicht Ihre Position in der Justiz nicht mit jugendlicher Naivität.«
»Nein, die meisten von uns kommen mit Sex dahin.«
»Quatsch, Ma'am«, sagte er mit einem höflichen Lächeln. »Ich kenne Ihre Personalakte. Sie sind verdammt gut in Ihrem Job.«
»Ja, das bin ich. Was hat das mit Ihnen zu tun – wenn Sie tatsächlich nicht nach einer Story fischen?«
»Ich will Garrett Wright festnageln.«
»Kopfunter auf einem Kreuz. Und?«
»Und ich will Ihnen helfen. Ich habe ein Haus voller Büromaschinen. Fax, Computer mit Modem, mehrere Telefonleitungen. Sie müssen sehr viel Zeit vergeuden, indem Sie Sachen über MitchsBüro laufen lassen, um Ihre Deckungaufrechtzuerhalten. Ich ersetze den Mittelsmann. Ich bin Ihre Deckung. Ich stelle Ihnen meine Hände und meine Beine zur Verfügung. Ich lebe verdammt gut von meinem Talent, gründliche Recherchen anzustellen. Ich weiß nicht, wieso das hier etwas anderes sein soll.«
»Der Unterschied ist der, daß Sie ein Zivilist sind und dies eine laufende Ermittlung ist«, sagte sie. »Der Unterschied ist der, daß Ihre Beteiligung die ganze Sache platzen lassen kann.«
» Ihre Beteiligung könnte die ganze Sache platzen lassen«, sagte er. »Costello sieht bereits einen Interessenkonflikt im Hinblick auf Mitch Holt. Stellen Sie sich vor, er findet raus, daß die Frau, die seinen Mandanten um jeden Preis lebenslänglich ins Gefängnis bringen will, noch an der Untersuchung beteiligt ist. Er würde das, was von Ihrer Karriere noch übrig ist, in mundgerechte Stücke schneiden und sie mit Champagner runterspülen.«
»Ist das eine Drohung, Mister Brooks?«
»Nein«, sagte er, ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Ich weise Sie nur darauf hin, daß meine Beteiligung potentiell auch nicht gefährlicher wäre als Ihre. Weniger gefährlich sogar. Schließlich und endlich gehören die Maschinen mir, ich habe keine persönliche Beziehung zu diesem Fall. Es gibt kein Gesetz, das mir verbietet, den Lebenslauf von jemandem zu untersuchen, vorausgesetzt, daß es sich um öffentliches Material handelt.«
Sie ließ sich seine Worte kurz durch den Kopf gehen, beobachtete, studierte ihn. »Weiß Ellen, daß Sie hier sind?«
»Nein. Sie hat heute abend genug Probleme.«
»Sie haben noch immer nicht meine Frage beantwortet«, sagte Megan. »Wenn es Ihnen nicht um Ihr Buch geht, worum geht es dann?«
Er erhob sich, tarnte sein Unbehagen als rastlose Neugier. Er wollte nicht, daß sie ihm zu genau ansah, ein Anzeichen für eine Lüge entdeckte oder
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