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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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nach hinten. Jay duckte sich tief und traf ihn hart gegen die Rippen, so daß ihm die Luft ausging. Slater ließ die Waffe los. Die Axt fiel polternd zu Boden, er konnte sie nicht mehr erreichen. Jay zielte mit dem Stiefel gegen Slaters Kinn, doch Slater fing den Tritt ab und riß Jay um.
    Jay landete hart auf dem Rücken. Bevor sich sein Blick wieder geklärt hatte, war Slater über ihm, der schwache Strahl der Sicherheitsbeleuchtung ließ das Jagdmesser aufblitzen, das er aus dem Mantel gezogen hatte.
    Ellen richtete sich taumelnd auf, als Jay zu Boden ging. Angst und Wut und Schmerz tobten in ihrem Körper. Slater war der Schlüssel zu dem Bösen, das ihre Zuflucht verseucht hatte. Er hatte Denny Enberg und Dustin Holloman getötet. Er hätte auch sie getötet, wenn Jay nicht gewesen wäre. Und jetzt würde er Jay töten.
    Jay gelang es, dem ersten Messerstich auszuweichen. Die Klinge schlitzte aber den Ärmel seiner Jacke auf, aus dem eine Wolke von Gänsedaunen quoll. Beim zweiten und dritten Mal hatte er nicht soviel Glück.
    Slater stach brutal zu, mit offenem Mund, seine klaffende Wunde hob und senkte sich mit jedem Atemzug, er versprühte einen hellroten Schaum aus Blut und Speichel. Die Klinge des Jagdmessers traf Jays Unterarm, zerriß den Jackenärmel, durchtrennte einen Muskel, traf auf einen Knochen. Jay schlug mit der anderen Hand zu, traf Slater nicht richtig und war beim nächsten Angriff ohne Deckung.
    Die Klinge sank tief in die Kuhle neben seiner rechten Schulter, ein glühender Schmerz breitete sich wie eine dunkle Wolke in seinem Gehirn aus und trübte ihm den Blick. Er spürte, wie das Blut zu einer Fontäne hochschoß und sein Arm taub wurde.
    Beweg dich! Beweg dich! Beweg dich!
    Strampelnd, sich windend gelang es ihm, Slater abzuwerfen und sich aufzurichten. Er kroch in Panik rückwärts, der fauchende Slater blieb dicht hinter ihm.
    Er schlug gegen die Brüstung über der Rotunde, sah, wie Slater mit dem Messer ausholte, und nahm den unmenschlichen Blutrausch in den Augen seines Feindes wahr.
    Hundert harte, klare Wahrheiten jagten wie Blitze durch Jays Bewußtsein. Er würde nie seinen Sohn kennenlernen. Er hatte zuviel Zeit auf seine Boshaftigkeit verschwendet. Die einzigen Menschen, die seinen Tod betrauern würden, waren jene, die Geld an ihm verdienten. Und was mit Ellen begonnen hatte, was sie in ihm erweckt hatte, würde in diesem Augenblick sterben, ohne Erfüllung gefunden zu haben.
    Slater hob brüllend die Klinge noch höher. Ellen warf sich auf ihn, traf ihn mit der Schockwaffe am Hals, schoß ihm sechzigtausend Volt direkt ins Gehirn.
    Mit weit aufgerissenen Augen fiel er zu Boden, sein Körper zuckte und verkrampfte sich, dann blieb er völlig reglos liegen.
    Ellen starrte in an. Erst jetzt hatte das Grauen der letzten Minuten sie eingeholt. Die Kraft, die sie hatte durchhalten lassen, schwand, und sie begann haltlos zu zittern.
    »Ist schon gut«, murmelte Jay, legte seinen linken Arm um sie und zog sie an sich. Er drückte sein Gesicht in die kühle Seide ihres Haars und küßte sie. »Es ist vorbei, Baby. Es ist vorbei.«
    Heimtückisch schlich sich Taubheit in seinen Körper, kroch bis zu den Rändern seines Bewußtseins. Er fühlte, wie die Energie, die seine Existenz ausmachte, sich zu einem sanft glühenden Ball sammelte und langsam aus der verwundeten Schale seines Körpers trieb. Er kämpfte gegen das Gefühl an, so verführerisch es auch war. Er wollte nur Ellen festhalten. Sie beschützen.
    »O Gott, du blutest!« flüsterte sie. Sie versuchte, mit der Hand den Blutstrom einzudämmen, der aus der Wunde an seiner Schulter kam. Sein Blut sickerte durch ihre Finger und lief in Rinnsalen ihre Hand hinunter.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich kann doch nicht als Held sterben.« Er lächelte schwach. »Es wäre verdammt zu ironisch.«

36
    In seinem Traum sah Josh Blut. Flüsse von Blut. Geysire von Blut. Glatte ölige Pfützen. Er steckte bis zum Hals darin. Die Strömung zerrte an seinen Füßen. Die Hände des Nehmers schlossen sich um seine Knöchel und versuchten, ihn hinunterzuziehen. Der Nehmer hatte ihn gewählt. Der Nehmer wollte ihn. Er hatte Angst, nicht zu gehorchen. Er hatte sich in die kleinste Kammer seines Bewußtseins zurückgezogen, um sich vor ihm zu verstecken, und trotzdem hatte der Nehmer ihn gepackt und zerrte an ihm.
    Ihm war befohlen worden zu gehorchen. Schlimme Dinge würden passieren. Schreckliche Dinge. Sie hatten bereits begonnen. Josh konnte

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