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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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würden, ob sie vielleicht schon den Tod der Menschen, die sie liebten, verursacht hatten.
    Ich bin der Nehmer. Ich wei ß , woran du denkst. Ich wei ß , was du willst . . .
    Sie dachte an Josh, wie er in der psychiatrischen Praxis gesessen hatte. Die Ärztin hatte versucht, ihm Antworten zu entlocken. Kein Wunder, daß er sich geweigert hatte zu reden. Wright hatte die Angst so tief in seinen jungen Verstand gesenkt, daß es Jahre dauern konnte, ihn davon zu befreien. Vielleicht würde er sich nie wieder sicher fühlen.
    »Bastard«, knurrte Steiger.
    In den Regalen über dem Kassettenrecorder war eine kleine Bibliothek von Video- und Audiokassetten untergebracht. Ein Anblick, der so entsetzlich wie willkommen war. Wrights akademische Ausbildung und sein übersteigertes Selbstvertrauen würden ihn den Kopf kosten. Er hatte seine Spiele offensichtlich dokumentiert, seine Experimente mit der Bewußtseinskontrolle . . . Seine Verbrechen. Nicht einmal Tony Costello könnte diese Videos aus der Welt reden.
    »Er hat geglaubt, man würde ihn nie erwischen«, flüsterte Ellen. »Er hält sich für unbesiegbar.«
    »Da irrt er sich aber ganz gewaltig«, knurrte Mitch. »Los, schnappen wir ihn uns. Das Zeug können wir später durchsehen. Ich will dieses Schwein in einer Zelle haben.«
    »Chief?« rief Wilhelm von einem Schreibtisch her, der etwa drei Meter entfernt stand. »Ich denke, Sie möchten sich das vielleicht vorher anschauen.«
    »Was ist das?«
    »Sehen Sie selbst.«
    Wilhelm hatte ein Ringbuch aus einer Reihe ähnlicher Hefte geholt und es, auf der ersten Seite aufgeschlagen, auf die Schreibunterlage gelegt. Ellen stellte sich neben Mitch und sah hinunter auf die kindliche Handschrift.
TAGEBUCHEINTRAG
    27 . August 1968
    Sie haben heute die Leiche gefunden. Nicht annähernd so rasch, wie wir erwartet haben. Offensichtlich haben wir ihnen zuviel zugetraut. Die Polizei ist nicht so clever wie wir. Keiner ist das. Wir standen auf dem Gehsteig und haben alles beobachtet. Was für eine erbärmliche Szene. Erwachsene Männer, die sich in den Büschen übergaben. Sie irrten im Park umher, zertrampelten das Gras und brachen Äste ab. Sie riefen Gott an, aber Gott gab keine Antwort. Nichts änderte sich. Kein Blitzstrahl kam vom Himmel. Keiner hatte eine Erleuchtung wer wir sind. Ricky Meyers blieb tot, mit ausgestreckten Armen, die Spitzen seiner Turnschuhe zum Himmel gerichtet. Wir standen auf dem Gehsteig, als der Krankenwagen mit blitzenden Lichtern kam und noch mehr Polizeiautos kamen und Autos von Menschen aus der ganzen Stadt. Wir standen in der Menge, aber keiner sah uns. Keiner sah uns an. Sie dachten, wir wären ihrer Aufmerksamkeit nicht wert, unbedeutend. Aber in Wirklichkeit stehen wir über ihnen, weit über ihnen, für sie unerreichbar. Sie sind vertrauensselig und dumm. Sie kämen nicht auf die Idee, uns anzusehen. Wir sind zwölf Jahre alt.
    Wir.
    »Ich tippe auf Priest«, sagte Mitch und schaltete den Blinker ein.
    Sein Explorer führte die Prozession der Polizeiautos an, die in den Lakeshore Drive einbogen. Ein Mob von Presseleuten war bereits eingetroffen und kampierte auf Wrights Rasen. Wenigstens dieses eine Mal konnten sie sich nützlich machen, sie hielten Wright buchstäblich in seinem eigenen Haus gefangen. »Megan hatte ihn im Visier. Sie haben sich möglicherweise schon als Kinder gekannt, und laut Slater wurden die Cowboys nur gegründet, damit Wright ihn zu seinem besonderen Schützling machen konnte.«
    Ellen saß angespannt auf dem Beifahrersitz. »Aber wenn sie beide an diesem Spiel beteiligt waren«, sagte sie, »warum haben sie sich dann nicht gegenseitig ein Alibi für den Abend, an dem Josh verschwand, gegeben? Warum mußte Todd Childs zur Anhörung antreten und die Aussage widerrufen, die er bei der Polizei gemacht hatte?«
    »Sie wollten uns ein paar Punkte schenken. Außerdem wäre beim geringsten Verdacht gegen einen der beiden dann sofort auch der andere verdächtigt worden.« Er bog in die Einfahrt der Wrights ein und stellte den Motor aus. Sofort war der Wagen von Reportern umringt. Er ignorierte sie, warf Ellen einen scharfen Blick zu und setzte sein Pokergesicht auf. »Dann werden wir mal sehen, ob Dr. Wright vielleicht unsere Fragen beantworten kann. Er könnte den Kommentar liefern, wenn wir die Videos abspielen.«
    Eine Lawine von Fragen brach über sie herein. Steiger bellte etwas und machte ein wichtiges Gesicht.
    Mitch drückte die Türklingel und wartete, dann klingelte

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