Engel der Schuld Roman
er noch einmal. »Dr. Garrett Wright«, sagte er mit lauter Stimme. »Bitte kommen Sie zur Tür. Wir müssen mit Ihnen reden.«
Sie warteten. Mitch hob sein Walkie-Talkie. »Noogie? Ist bei dir da hinten was im Gange?«
Nogans tiefe Stimme ertönte: »Nichts, Chief.«
Mitch klopfte wieder an die Tür. »Dr. Wright. Hier spricht Chief Holt. Wir müssen mit Ihnen reden.«
»Er muß zu Hause sein«, murmelte Wilhelm. »Er war gestern nacht bei der Siegesfeier. Wir wissen, daß er hierher zurückgekommen ist.«
»Aber ist er auch geblieben?« fragte Mitch. »Wenn er Wind davon gekriegt hat, daß sein Wunderknabe gestern nacht gestellt worden ist, ist er vielleicht abgehauen.«
Mitch drückte den Knopf seines Funkgeräts. »Noogie, schau mal in die Garage. Was gibt's da an Fahrzeugen?«
»Einen Saab und einen Honda.«
»Alles da«, sagte Mitch. Er sah zu Ellen. »Ich denke, wir gehen rein. Wir haben ausreichend Grund.«
»Und Publikum«, sagte Wilhelm mit zusammengebissenen Zähnen. »Dann schaff sie, verdammt noch mal, aus dem Garten, Marty«, befahl Mitch. »Mach dich wenigstens dieses eine Mal nützlich.«
Als Wilhelm ging, drückte Mitch die Türklinke.
»Zugeschlossen.« Er hob erneut das Funkgerät. »Noogie? Hast du da hinten Gesellschaft?«
»Nein, Sir.«
»Dann mach deine Nummer.«
»Zehn-vier.«
Noga war der offizielle Rammbock der Polizei. Die Haustür war noch nicht gebaut, die Noga nicht mit einem Schulterstoß aufbrechen konnte. In wenigen Minuten drehte sich das Schloß an der Vordertür, und der hochgewachsene Beamte zog die Tür auf.
Das Haus war still. Geschmackvoll und teuer eingerichtet – neutrale Farben, elegante helle Eichenmöbel. Mitch ließ den Blick durch die Räume schweifen, die von der Diele aus zu sehen waren.
»Dr. Wright?« rief er, zog seine Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter und hielt sie mit dem Lauf nach oben. »Polizei! Kommen Sie raus, zeigen Sie sich.«
Schweigen.
»Wie's aussieht, müssen wir's auf die harte Tour versuchen«, murmelte er und wandte sich Ellen und Cameron zu. »Wartet draußen. Ich möchte nicht riskieren, daß es zu einer Geiselnahme kommt. Noogie, gib mir Deckung.«
Ellen legte eine Hand auf seinen Arm. »Sei vorsichtig, Mitch. Er hat jetzt nichts mehr zu verlieren.«
Sie bewegten sich dicht an den Wänden der Korridore durchs Haus, Mitch übernahm die Führung. Jede geschlossene Tür konnte eine böse Überraschung bergen. Die Räume eines fremden Hauses waren immer eine gefährliche Umgebung. Sie öffneten Türen, die zu einem Badezimmer, einem Gästezimmer, zu Karen Wrights Hobbyraum führten. Kein Geräusch. Nichts, was nicht an seinem Platz war.
Die Wrights hatten die Möglichkeit gehabt, in der Nacht ihr Haus zu verlassen. Nachdem die Klage abgewiesen worden war, hatte Mitch keine andere Wahl gehabt, als das Überwachungsteam abzuziehen. Andernfalls hätte ihm eine Klage wegen Belästigung gedroht. Er machte sich im Geist eine Notiz. Er würde den Autoservice anrufen, der Leute von Deer Lake zum Flughafen nach Bloomington brachte. Die Wrights konnten schon auf halbem Weg nach Rio sein.
Er arbeitete sich zur letzten Tür in der oberen Etage vor, streckte den Arm aus und klopfte. »Wright, kommen Sie mit erhobenen Händen raus! Sie sind verhaftet!«
Nichts. Er drehte den Türknopf und schob vorsichtig die Tür auf. Kein Schuß knallte ihnen entgegen. Dann glitt er ins Schlafzimmer und begriff, warum Garrett Wright ihnen nicht geantwortet hatte.
Garrett Wright lag ausgestreckt auf dem breiten Bett, nackt, mit durchschnittener Kehle, und ein Metzgermesser stak bis zum Heft in seiner Brust. Seine toten Augen starrten in den Himmel, den er nie kennenlernen würde.
»Er ist noch nicht steif«, sagte Mitch. »Er ist höchstens ein, zwei Stunden tot.«
Ellen warf einen langen Blick auf die klaffende Wunde, die Garrett Wrights Kopf fast von seinem Körper trennte, dann wandte sie sich ab und sah sich das Zimmer an. »Keine Anzeichen eines Kampfes.«
»Zu schade. Er hätte dem Tod ins Auge sehen müssen. Er hätte die Angst fühlen sollen, die seine Opfer fühlten.«
»Die Autos sind da, und Karen Wright ist verschwunden«, sagte Wilhelm. »Entweder hat sie's getan und ist abgehauen, oder der Killer hat sie mitgenommen.«
»Paul Kirkwood hat öffentlich Rache geschworen«, erinnerte sie Cameron. »Er hatte eine Affäre mit Karen.«
»Holt unsere APBs für beide raus«, sagte Ellen. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Mann, dessen Leben
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