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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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verlorene Schlacht gegen die Übersäuerung seines Magens führen.
    Nachdem die Protokollführerin zum Ende gekommen war, richtete Franken einen strengen Blick auf den Angeklagten. »Dr. Wright, haben Sie die Anklagepunkte, die man gegen Sie vorgebracht hat, verstanden?«
    »Ja«, sagte Wright leise.
    »Nuscheln Sie nicht!«
    »Ja, Euer Ehren!«
    »Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, daß Sie in den Augen des Gerichts unschuldig sind, bis der Staat Ihre Schuld ohne nennenswerten Zweifel bewiesen hat.« Sein giftiger Blick schien etwas anderes zu sagen, aber vielleicht lag es auch am grauen Star oder an einer Verstopfung, daß die Miene des Richters so sauertöpfisch war. »Sie werden die Gelegenheit haben, sich schuldig oder nicht schuldig zu bekennen. Sie haben das Recht auf einen Prozeß. Sollte es einen Prozeß geben, so haben Sie das Recht, die Beweise des Staates zu hören, die Zeugen der Anklage ins Kreuzverhör zu nehmen und eigene Zeugen vorzuladen. Sie dürfen selbst als Zeuge auftreten oder schweigen. Einen Verteidiger haben Sie bereits, darüber brauchen wir also nicht zu reden. Haben Sie das alles verstanden?« brüllte Franken.
    »Ja, Euer Ehren.«
    Ellen erhob sich. Jay beugte sich nach rechts, um besser in den Gang sehen zu können. Obwohl die Sicht durch die Stäbe des Tors, das die Zuschauer in Schach hielt, behindert war, erhaschte er einen schönen Blick auf ihre Beine. Sie würdigte die Galerie keines Blickes, was den Eindruck vermittelte, daß ihr die Zuschauer nichts bedeuteten. Ihr einziges Interesse galt ihrem Job – die ganze Wucht der Gerechtigkeit auf Garrett Wrights Kopf niedersausen zu lassen.
    »Im Hinblick auf die Anklage und die Aussagen der beteiligten Beamten, Euer Ehren, fordert die Anklage die Inhaftierung des Angeklagten und die Festsetzung eines Datums für die Anhörung. Mister Wright, Zweck der Anhörung ist es, alle Belange zu prüfen, die vor der Hauptverhandlung entschieden werden können – Beweisfragen, Vorverhandlungsanträge – , und zu entscheiden, ob ausreichend Grund für eine Hauptverhandlung besteht.«
    Franken versuchte keuchend, seine verwelkte Lunge mit Luft zu füllen, und bekam einen Hustenanfall, wobei er sich so krümmte, daß er hinter dem Richtertisch kaum noch zu sehen war. Alle im Raum hielten den Atem an und schienen darauf zu warten, daß das Büschel schlohweißer Haare verschwand, sobald er tot zusammenbrach. Der Gerichtsdiener spähte um die Kante des massigen Pultes. Franken schnellte wieder hoch wie ein Schachtelteufel und winkte dem Gerichtsdiener mit einer ungeduldigen Geste ab.
    »Anhörung am Dienstag, dem ersten Februar?« schlug Ellen vor. »Kommen wir zur Kaution.« Sie machte eine kleine Pause. »Euer Ehren, angesichts der Schwere der Anschuldigungen fordert die Anklage eine Kaution in Höhe von einer Million Dollar.«
    Aus den Zuschauerreihen war ein unterdrücktes Keuchen zu hören. Stifte kritzelten hektisch über Papier. Das Murmeln von Stimmen, die in Diktiergeräte flüsterten, klang wie das leise Brummen eines Motors. Franken schlug seinen Hammer auf den Tisch.
    Enberg sprang von seinem Stuhl auf. »Euer Ehren, das ist empörend. Mein Klient ist Professor an einem der besten privaten Colleges im Land. Er arbeitet mit jugendlichen Straftätern. Er ist ein sehr angesehenes Mitglied dieser Gemeinde . . .«
    »Das zufällig schändlicher Verbrechen angeklagt wird«, sagte Franken.
    »Er hat enge Bindungen zur Gemeinde, und die Anklagepunkte sind lächerlich . . .«
    »Und er wurde nach einer langen Verfolgung festgenommen. Sparen Sie sich das für die Anhörung, Dennis«, befahl Franken. »Es besteht Fluchtgefahr. Ich setze die Kaution auf einen Betrag von fünfhunderttausend Dollar fest, in bar. Anhörung am . . . am . . .« Er schüttelte einen krummen Finger in Richtung seiner Protokollführerin. »Wie es Renee gesagt hat.«
    »Dienstag, erster Februar.«
    »Der Angeklagte wird in Haft genommen, fotografiert, man wird seine Fingerabdrücke nehmen«, sagte Franken. »Und er wird sich einer ärztlichen Untersuchung auf Kratzer, blaue Flecken und so weiter unterziehen sowie der Entnahme einer Blut- und einer Haarprobe zum Zweck der Analyse und des Vergleichs mit dem Beweismaterial.«
    Er ließ noch einmal seinen Hammer fallen, um das Ende der Verhandlung zu verkünden. Die Reporter sprangen auf und rannten sich gegenseitig über den Haufen, um zur Tür zu kommen oder zu den Anwälten oder zu Paul Kirkwood, der sich direkt hinter

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