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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Loyalität, Todd, aber ich fürchte, sie ist fehl am Platz.«
    Er schüttelte den Kopf, der verkniffene Mund, umrandet von seinem räudigen Bart, bezeugte seine Dickköpfigkeit. »Er müßte ein totaler Soziopath sein, um das getan zu haben, was Sie ihm unterstellen. Nie im Leben. Wir hätten es gemerkt.«
    »Ist das nicht ein Teil soziopathischen Verhaltens? Die Fähigkeit, den Leuten seiner Umgebung vorzutäuschen, man wäre völlig normal?«
    Die Hand, die die Zigarette zum Mund führte, war nicht ganz ruhig. Er nahm noch einen Zug und sah zur Seite.
    »Ihnen ist klar, daß Sie höchstwahrscheinlich bei der Anhörung in der nächsten Woche als Zeuge aufgerufen werden?« fragte Ellen.
    »O Mann . . .«
    »Sie waren Samstag morgen bei Dr. Wright, als Agent O'Malley in sein Büro kam. Sie haben an dem Gespräch teilgenommen, bei dem Dr. Wright und Agent O'Malley davon sprachen, daß sie zu Christopher Priests Haus fahren würden. Sie haben der Polizei gesagt, Sie hätten Dr. Wrights Büro gegen Viertel zwei verlassen und Dr. Wright an diesem Tag nicht wiedergesehen. Das werden Sie vor Gericht bezeugen müssen.«
    Er drückte einen Arm um seine magere Taille, als hätte er plötzlich Bauchweh bekommen. »Scheiße.«
    »Die Wahrheit ist die Wahrheit, Todd«, murmelte Ellen, hin-und hergerissen zwischen Mitleid und Mißtrauen. War er so widerwillig, weil Wright sein Mentor war? Oder weil sie Komplizen waren und er sah, wie ihr Kartenhaus langsam zusammenfiel? »Sie müssen es so sehen: Sie werden ja nicht direkt gegen Dr. Wright aussagen. Es ist ja nicht so, daß Sie gesehen haben, wie er ein Verbrechen beging . . . Nicht wahr, Todd?«
    Es dauerte sehr lange, bis er antwortete. Er starrte an die Wand, auf einen Magic-Eye-Kalender, der aussah, als hätte jemand Ketchup in einem nicht erkennbaren Muster verspritzt.
    Ellen fragte sich, ob er das versteckte Bild sah. Sie sah es nicht. Nur die Schuldigen kannten das Geheimnis. Nur die Schuldigen konnten das Muster durch das Chaos hindurch erkennen.
    »Nein«, sagte er schließlich.
    »Ich werde Sie jetzt in Ihre Vorlesung gehen lassen.« Sie richtete sich von der Tür auf und wollte sich gerade zum Gehen wenden, drehte sich aber noch einmal zu ihm um. »Können Sie mir sagen, wo Sie gestern gegen Mitternacht waren?«
    »Im Bett. Allein.« Er warf seine halb gerauchte Zigarette in eine stehengelassene Kaffeetasse. »Wo waren Sie?«
    Sie täuschte ein Lächeln vor. »Eine der Annehmlichkeiten meines Jobs – ich darf alle Fragen stellen.«
    Der Geruch von Rauch haftete an Ihrem Mantel. Ellen roch angewidert an einem Revers, während sie sich durch das Vorzimmer zu Phoebes Schreibtisch schlängelte.
    »Sollte eure Generation nicht schlau genug sein, keine Zigaretten zu rauchen?« beklagte sie sich.
    »Ja, aber wir sind eben meist ziellos und festgefahren in der Desillusion dieser Zeiten, also . . .« Sie hob die Schultern und verzog ihr Elfengesicht zu einer zerknirschten Grimasse.
    »Sorgen Sie ja dafür, daß Todd Childs seine Vorladung kriegt. Und bitte, rufen Sie Mitch an, und sagen Sie ihm, wenn er Childs noch mal zur Vernehmung holt, will ich dabeisein.«
    »Wird erledigt.« Phoebes Gesicht verwandelte sich wieder, wie ein Kaleidoskop. Jetzt sah sie freudig erregt aus. »Sie haben die Bude voll«, sagte sie und hob den Daumen in Richtung von Ellens Büro.
    Mit einem Mal wurde Ellen übel. Der Termin. »O Gott«, stöhnte sie. »Ich muß in meinem früheren Leben ziemlich unartig gewesen sein.«
    »Ich würde lieber jetzt ein unartiges Leben führen«, sagte Phoebe. »Sie dürfen Information an den Herrn mit den wundervollen blauen Augen weitergeben, wenn Sie möchten.«
    Ellen schüttelte den Kopf und betrat ihr Büro. Das Zimmer war viel zu klein für das Ausmaß der anwesenden Egos. Sie hatte das verrückte Gefühl, nach draußen gesogen und zwei Stockwerke tiefer in den Schnee geschleudert zu werden, wenn sie jetzt das Fenster öffnete, um Druck abzulassen.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte sie, legte ihre Aktentasche ab und zog ihren Mantel aus. »Aber ich habe vor der Anhörung nächste Woche noch eine Menge Lauferei zu erledigen.«
    »Kann denn das Reed nicht für Sie erledigen?« nörgelte Rudy.
    »Ich bin die leitende Anklägerin. Und ich muß verdammt genau wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Brooks lächelte ihr zu, ein verstohlenes, wissendes Lächeln, wie es Liebende teilen. Ellen schickte ihm einen bitterbösen Blick und nahm ihren Platz hinter

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