Engel der Verdammten (German Edition)
Metallboxen zu ihrem Lagerplatz brachten und aufstapelten. Kaum ein Mensch war zu sehen. Alles lief automatisiert und von irgendeiner Leitstelle aus gesteuert ab.
Sabine hatte keine Zeit, sich umzusehen. Sie mühte sich, mit dem Vampir Schritt zu halten, doch sie spürte, wie ihre Kraft nachließ und ihr Atem immer schneller ging.
»Warte!«, keuchte sie, als sie fürchtete, jeden Moment auf dem Asphalt in die Knie gehen zu müssen.
Peter von Borgo hielt inne und wandte sich zu ihr um. »Beeil dich! Ich kann sie riechen. Aletta ist schon auf dem Gelände.«
Sabine sparte sich die Antwort und verwendete ihren Atem, um zu ihm aufzuschließen. Und schon war er wieder weg und bog um die nächste Reihe aufgestapelter Container. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm so schnell wie möglich zu folgen, doch als sie die Ecke erreichte, war er nicht mehr zu sehen.
So ein Mist! Sie konnte nicht einfach seine Spur wittern und ihm anhand seines Geruchs folgen. Das sollte er doch wissen.
Verloren stand sie in der dunklen Gasse zwischen den hoch aufragenden Metallwänden und sah sich unsicher um. Wohin jetzt? Sollte sie nach ihm rufen oder einer der Gassen weiter folgen? Wenn sie die Reihen in Schlangenlinien absuchte, musste sie ihn doch irgendwann finden. Bang fragte sie sich, wie viele Container hier lagerten. Und war das überhaupt das einzige Lager hier am Eurokai?
Zaghaft ging sie ein Stück weiter, als sie ein Geräusch hörte. Was war das? Ein Knarzen von Metall, ein Schlag und dann ein Aufschrei.
Sabine begann wieder zu laufen. Waren das Geräusche eines Kampfes? Verdammt, das Echo narrte ihr Gehör. Sie blieb an der nächsten Kreuzung stehen und lauschte, aus welcher Richtung die Geräusche kamen. Verflucht! Der Vampir hätte sicher keine Schwierigkeiten, die Quelle genau zu orten. Vermutlich würde er den direkten Weg über die dreifach übereinandergestapelten Container nehmen!
Sabine entschied sich für links und lief weiter. Wurden die Geräusche lauter? Was ging dort vor sich? Jedenfalls hörte es sich nicht gut an. Kämpften die beiden Vampire miteinander? Nun hörte sie Aletta lachen.
Sabine schlitterte um die Ecke. Ja, da waren sie. Keuchend holte Sabine Atem. Sie blinzelte, um im Schatten der Container etwas zu erkennen, doch die beiden Vampire bewegten sich so schnell, dass sie unmöglich sagen konnte, wer wen jagte und wer die Oberhand behielt, als sie aufeinandertrafen und sich ineinander verkrallten. Die Metallwände dröhnten, als die beiden Gestalten mit einer unglaublichen Wucht gegen einen der Container prallten.
Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Sich in den Kampf der beiden Vampire einmischen? Ganz sicher nicht!
Ihr Blick fiel auf einen länglichen Metallgegenstand. Ein Brecheisen? Sabine eilte näher und sah nun auch eine frische, blanke Stelle am Riegel des Containers.
War das der richtige? Hatte Aletta versucht, ihn zu öffnen?
Sie pochte gegen die Tür. »Hallo? Ist da jemand drin?«
Sie glaubte gedämpft ein Gewirr von weiblichen Stimmen zu hören. Dann erhob sich eine tiefere darüber.
»Holen Sie uns hier raus! Wir verdursten und ersticken.«
Etwas regte sich in ihr. Es war ihr, als müsste sie diese Stimme kennen, obgleich sie seltsam kratzig klang. Ihr Magen machte einen Satz.
»Felix? Sind Sie das?« Sie schlug mit der Faust gegen die Metalltür.
»Sabine? – Sabine! Gott sei Dank. Holen Sie uns hier raus. Schnell!«
»Ich versuche es«, gab sie zurück.
Noch immer kämpften die beiden Vampire verbissen gegeneinander. Von Peter konnte sie im Moment keine Hilfe erwarten. So schob sie das Brecheisen zwischen die mit einem Schloss gesicherte Querstange und die Containerwand und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen. Es knarzte und kreischte, dann brach das Schloss. Hastig zog Sabine an dem Riegel und löste die Verankerung. Sie stemmte sich noch einmal gegen das Metall, bis die verzogene Tür aufschwang.
Weit aufgerissene Augen starrten sie aus der Dunkelheit an. Sabine zog ihre Taschenlampe hervor und knipste sie an. Der Lichtstrahl huschte über verängstigte Mädchengesichter, in denen sich die Entbehrungen der vergangenen Tage oder Wochen eingegraben hatten.
»Keine Angst, jetzt wird alles gut«, beschwichtigte sie. Da fiel ihr Blick auf den Mann, der vergeblich versuchte, auf die Beine zu kommen. Sabine hastete zu ihm und ließ sich auf die Knie fallen.
»Felix? Was ist Ihnen passiert? Wie um alles in der Welt kommen Sie in diesen Container? Sind Sie
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