Engel der Verdammten (German Edition)
verletzt?«
Mit ihrer Hilfe gelang es ihm sich aufzurichten, doch er stöhnte vor Schmerz.
»So viele Fragen«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Meine verflixte Neugier hat mich in diese Lage gebracht. Sagen Sie jetzt nicht, das kommt davon, wenn man auf eigene Faust auf Verfolgungsjagd geht und die Sache nicht der Polizei überlässt.«
»Würde ich nie draufkommen«, sagte Sabine, der nur allzu bewusst war, dass sie im Moment auch nicht viel klüger handelte.
»Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass meine Tage gezählt sind. Im Gegensatz zu den Mädchen bin ich für Tariq wertlos.«
Sabine wollte sich nicht vorstellen, welche Angst er ausgestanden haben musste.
Sie setzte gerade zu einer aufmunternden Antwort an, als eines der Mädchen einen Schrei ausstieß. Ein Schuss peitschte durch die Nacht und schlug dröhnend in die Containerwand.
»Tariq!«, keuchte Sabine.
Kreischend zogen die Mädchen den Türflügel zu und wichen zurück ins Dunkel.
»Nein!«, rief Felix mit sich überschlagender Stimme. »Er darf uns hier nicht wieder einschließen.«
Seine Entschlossenheit verlieh ihm Kraft. Er robbte zur Tür und warf sich dagegen. Sie gab nach, und er fiel nach draußen.
»Felix!«, schrie Sabine und hechtete ihm hinterher. Sie landete auf dem Asphalt und kniete sich neben den Journalisten, der sich stöhnend vor Schmerzen wand.
Wo war Tariq? Ihr Blick huschte umher.
»Vorsicht!«, stöhnte Felix, doch noch ehe Sabine reagieren konnte, bohrte sich der Lauf einer Pistole in ihren Rücken. Eine Hand griff hart nach ihrem Arm.
»Lassen Sie mich los. Tariq Kabaschi, es ist für Sie zu Ende«, behauptete sie mit fester Stimme.
Er drehte sie zu sich um, ohne den Lauf der Waffe zu senken. Verblüfft starrte er sie an.
»Kriminalpolizei!«, sagte sie und versuchte, das Zittern ihrer Knie zu unterbinden.
»Ja, ich erinnere mich«, sagte Tariq. »Aber wo sind Ihre Kollegen?«
»Sie werden jeden Moment hier sein«, log sie.
Tariq schien ihr nicht zu glauben.
»Wie leichtsinnig von Ihnen, hier so allein herumzuschnüffeln. Genauso dumm wie der Journalist.«
Felix kauerte noch immer am Boden und sah wütend zu Tariq auf.
Sabine lauschte in die Nacht. Wo zum Teufel war der Vampir? Wenn sie ihn je gebraucht hatte, dann jetzt. Sie glaubte, von fern Kampfgeräusche zu hören. Aber vielleicht handelte es sich auch nur um den Arbeitslärm der Kräne.
»Sie haben keine Chance«, fuhr sie fort. Sie musste ihn beschäftigen, bis sich vielleicht eine Gelegenheit bot, ihm die Waffe zu entwenden.
»Wir haben Ihre Frau verhaftet. Gerade in diesem Moment wird Ihr illegales Bordell durchsucht, und die Frauen sind auf dem Weg zum Verhör ins Präsidium. Machen Sie es doch nicht noch schlimmer. Stellen Sie sich und kooperieren Sie, dann können Sie vielleicht einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aushandeln.«
Vielleicht ließ er sich ködern. Sie müsste ihm einen verlockenden Ausweg bieten, selbst wenn ihr der Gedanke, er könne tatsächlich eine milde Strafe für sich aushandeln, übel aufstieß. Doch der Albaner ließ sich nicht so einfach einwickeln.
»Ich soll mich von Ihnen verhaften lassen?«, höhnte er. »Ich glaube, Sie verkennen die Lage! Ich bin derjenige mit der Waffe in der Hand. Nun gut, Sie haben meinen Laden aufgespürt. Was soll’s. Man muss im Leben auch Rückschläge verkraften können. Dann baue ich mir irgendwo anders eben wieder etwas auf.« Er nickte in Richtung der Containertür, hinter der sich die eingeschmuggelten Mädchen ängstlich zusammenkauerten. »Mein Grundkapital habe ich hier. Damit lässt sich was anfangen.«
Der Zorn, der in ihr aufstieg, war stärker als die Angst.
»Oh nein, das werden Sie nicht. Nur über meine Leiche!«
Er grinste kalt. »Das können Sie haben, Frau Kommissarin.«
Er machte eine Bewegung, vielleicht, um zu schießen, vielleicht, um sie mit der Waffe niederzuschlagen. Sabine wartete nicht ab, das herauszufinden. Sie warf sich zur Seite und schlug Tariqs Arm nach oben, während Felix sich unvermittelt aufbäumte und ihm seine Schultern gegen die Knie rammte. Er taumelte. Ein Schuss löste sich und traf einen der oberen Container. Die Mädchen schrien vor Angst. Sabine drehte sich und hechtete auf Tariq zu, der sich viel zu schnell wieder berappelte. Ein zweiter Schuss krachte. Es gelang ihr zwar, der Kugel auszuweichen, dafür schrie Felix auf.
Oh nein!
Sie hörte ihn stöhnen, während sie mit Tariq rang. Die Pistole entglitt seiner Hand
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