Engel der Verdammten (German Edition)
Gitter bringen zu können. Was die Vorgänge des heutigen Abends betraf, wäre es allerdings besser, die Frauen würden sich an nicht allzu viel erinnern! Sollte die Kripo eine Mörderin jagen, die bereits tot war? Mit den üblichen Ermittlungsmethoden würden sie sie nicht finden. Und selbst wenn. Was würden sie dann mit ihr machen? Sie in Handschellen abführen und in eine Zelle sperren? Das war geradezu lächerlich. Selbst wenn sie sich nicht wie Peter in Nebel auflösen und durch die kleinsten Ritzen fließen konnte, war eine Gefängnistür für einen Vampir kein ernst zu nehmendes Hindernis. Vermutlich würden die Wärter ihrem hypnotischen Blick erliegen und sich bei der erstbesten Gelegenheit aussaugen lassen. Nein, es musste eine andere Lösung geben, aber welche?
Sie erinnerte sich daran, dass Peter im Wagen auf sie wartete. Was er wohl vorhatte? Wohin wollte er?
Draußen waren Sirenen zu hören, und kurz darauf eilten Sanitäter in die Wohnung.
»Was um alles in der Welt ist das?«, rief der Rettungssanitäter, als er vorsichtig das Handtuch entfernte. »Das sieht ja wie eine Bisswunde von einem großen Hund aus.« Sein Kollege, der die Schulter der anderen Frau desinfizierte und verband, nickte unsicher.
»Ich habe keinen Hund gesehen«, murmelte Sabine und verließ unauffällig das Zimmer. Ehe sie einer der Kollegen aufhalten konnte, huschte sie hinaus und lief zu ihrem Wagen.
»Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, und eigentlich dürfte ich jetzt auch nicht weggehen. Ich müsste mich um die Frauen kümmern und sie zum Präsidium begleiten. Sie sind verunsichert und haben Angst.«
Peter von Borgo nickte nur.
»Was hast du vor?«
Er reichte ihr ein Stück Papier. Es war zerknittert und an einer Seite eingerissen.
»Was ist das?« Sabine runzelte die Stirn. »Ein Frachtbrief oder so etwas.«
Der Vampir nickte wieder. »Aletta hatte es in der Tasche. Sieh dir den Namen des Empfängers an.«
»Tariq Kabaschi! Und was bekommt er geliefert? Einen Container aus Istanbul?«
»Genau, und da stellt sich die Frage, was da wohl drin sein könnte. Und warum sich Aletta so brennend dafür interessiert.«
Sabines Augen weiteten sich. »Mein Gott, denkst du das Gleiche?«
»Frischfleisch? Durchaus möglich.«
»Und wann soll das Schiff eintreffen?« Sabine drehte sich mehr zum Licht und versuchte, die blasse Schrift zu entziffern, bis sie das gesuchte Datum fand.
»12. September? Himmel, das Schiff ist bereits gestern angekommen. Die Container sind sicher schon entladen.«
»Und Aletta vermutlich auf dem Weg dorthin.«
Sabine spürte, wie sie blass wurde. »Um zu Ende zu bringen, was sie begonnen hat.« Sabine riss die Tür ihres Wagens auf und wollte aussteigen, aber der Vampir hielt sie zurück.
»Was? Ich muss Thomas Bescheid sagen. Wir müssen ein Team dorthin schicken.«
»Um Aletta aufzuhalten?«
»Um die Frauen zu retten, die vermutlich in diesem Container sind.«
Peter von Borgo zog sie in den Wagen zurück und schloss die Tür. »Sehen wir uns erst einmal an, was wir dort finden. Dann können wir deine Kollegen immer noch rufen. Und nun rutsch zur Seite und lass mich fahren! Ihr Vorsprung ist bereits groß.«
»Du willst die Sache mit Aletta selbst regeln«, vermutete Sabine.
»Ja. Wer sollte es sonst tun? Ich habe sie geschaffen. Und es ist auch meine Aufgabe, das Ganze hier zu beenden!« Er ließ den Motor an und ließ den Wagen langsam auf die Einmündung der Sackgasse zurollen. Erst als sie in die Hauptstraße einbogen, gab er Gas.
Kapitel 20
Im Containerhafen
Peter von Borgo saß am Steuer und brachte sie schnell voran. Es war erstaunlich, mit wie viel Geschick er jede kleinste Lücke nutzte. Über seine Überholmanöver dachte Sabine lieber nicht nach. Sie konnte nur hoffen, dass ihm bewusst war, dass unter ihrer Motorhaube nicht so viele Pferdestärken wohnten wie in seinem Jaguar.
Er wählte den Weg über Altona zum Elbtunnel, der auf der anderen Seite direkt in die Containerterminals mündete. Vielleicht hatten sie Glück und waren noch vor Aletta am Ziel. Auch sie musste irgendwie die Elbe über- oder unterqueren und dann durch den Hafen mit seinen unzähligen Becken und verzweigten Wasserstraßen zum richtigen Terminal gelangen. Vielleicht benutzte sie den alten Elbtunnel bei den Landungsbrücken. Oder sie setzte mit einer Fähre über.
Sabines Handy klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display.
»Thomas«, beantwortete sie Peters fragenden Blick. Das war
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