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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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und es gibt noch so vieles zu entdecken.« Nun war ihr Blick geradezu mutwillig.
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Ja, das ist richtig. Die Nacht birgt noch viele Geheimnisse.«
    »Dann komm!« Sie sprang auf und zog an seiner Hand. »Lassen wir die Zeit nicht ungenutzt verstreichen!«
    Ihre Neugier und ihr Tatendrang gefielen ihm. Er gab ihrem Drängen nach und erhob sich ebenfalls.
    »Gut, dann lass uns eine kleine Reise machen.«
    »Wohin? Ach, verrate mir wohin!«, drängte sie und hüpfte wie ein Mädchen vor Aufregung neben ihm her.
    »Nein, das ist eine Überraschung«, gab er amüsiert zurück. Sie gingen nebeneinander durch den nächtlichen Park. Ihre Schritte fanden harmonisch zueinander. Er schwieg, während sie sich staunend umsah. Als sie den Leuchtturm erreichten, blieb sie stehen und wandte sich ihrem Begleiter zu.
    »Es ist alles so aufregend und so wunderschön. Bitte, sieh mir in die Augen und schwöre mir, dass das immer so bleiben wird. Peter? Sag es mir! Du gehörst zu mir und wirst von nun an immer bei mir sein, nicht wahr?«
    Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Er nahm die Einladung an und küsste sie, vielleicht auch, um ihre Frage nicht beantworten zu müssen. Was hätte er ihr sagen sollen? Er wollte sie nicht enttäuschen, und doch spürte er, dass ihre gemeinsamen Stunden gezählt waren. Die Nacht war nicht lieblich und schön. Sie war wild und grausam, und das würde sie bald erfahren müssen.

Kapitel 1
    Verloren
    Das kleine Mädchen tappte unverdrossen vor sich hin. Den Kopf gesenkt, setzte es einen Schritt vor den anderen, ohne seine Umgebung zu beachten oder auch nur einmal nach rechts oder links zu sehen. Längst war die Nacht über Hamburg hereingebrochen. Die Straßenlaternen verbreiteten einen milchigen Schein und färbten die aufsteigenden Nebelschwaden in ein mattes Orange. Ein Hauch von Herbst lag in der feuchten Luft, und es wurde mit jeder Stunde kälter. Das Kind zitterte in seinem dünnen Kleidchen und den Sommersandalen an den Füßen, doch es folgte der Straße, die sich mit dem im Nebel schwächer werdenden Lampenschein in der finsteren Unendlichkeit verlor. Die Häuser zu beiden Seiten waren hinter Mauern und hohen Hecken verborgen. Nur die verschlossenen Tore mit ihren blanken Klingelknöpfen und Briefschlitzen verrieten, dass hinter diesen Schutzwällen Menschen wohnen mussten.
    Die Straße war leer, nur ab und zu näherte sich ein Lichtschein und Reifen rauschten über den nassen Asphalt vorbei. Niemand sah das kleine Mädchen. Zumindest hielt niemand an und fragte, was es um diese Stunde allein hier zu suchen hatte.
    Da öffnete sich plötzlich eines der Tore, kaum ein paar Schritte von ihm entfernt. Wie versteinert blieb das Mädchen stehen und starrte in die von herbstlichen Blumenbeeten gesäumte Auffahrt, die von zwei Scheinwerfern unvermittelt in helles Licht getaucht wurde. Ein großer schwarzer Wagen näherte sich von der Straße her und verlangsamte seine Fahrt. Das zuckende Licht des Blinkers spiegelte sich auf der regennassen Straße. Der Wagen schien direkt auf sie zuzuhalten. Die dunklen Augen in panischem Schrecken weit aufgerissen, taumelte das Mädchen zurück und drückte sich in die Zweige der Büsche, die das Grundstück umgaben. Erstarrt blieb es stehen, den Blick auf den Wagen gerichtet, der zwischen den Torflügeln verschwand. Kurz darauf erlosch das Licht, und das Tor begann, sich mit einem leisen Knarren wieder zu schließen. Dann lag die nächtliche Straße wieder still und verloren da. Das Mädchen rührte sich noch immer nicht, obwohl die nassen Zweige Strickjacke und Kleidchen längst durchweicht hatten und Kälte den mageren Körper zu schütteln begann. Vielleicht hatte es der Mut verlassen oder die Kraft. Jedenfalls schien es nicht mehr in der Lage zu sein, seinen Weg fortzusetzen. So stand es einfach da, von den Zweigen fast völlig verborgen, und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Nacht.
    Ein Motorengeräusch zerschnitt die nächtliche Stille. Es war der Klang eines schweren Motorrads, das offensichtlich viel zu schnell fuhr. Nur Augenblicke später kam es in Sicht. Es war schwarz, wie die Kleider und das lange Haar des Mannes, das im Fahrtwind flatterte. Er trug weder eine Lederjacke noch einen Helm. Die Kälte schien ihm nichts auszumachen.
    Mit aufheulendem Motor schoss er an dem kleinen Mädchen vorbei, das sich in den Büschen verborgen hielt, dann aber kreischten die Bremsen. Das Hinterrad schlitterte über den Asphalt,

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