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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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dessen Großvater; in dessen Haus auf Terra Sekunda.
    Heinrich kannte Bergen wie kein zweiter. Genaugenommen seit neununddreißig Jahren, seit seiner Geburt also. So wähnte er sich gut im Bilde über das, was in diesem Mann gerade vorging: Die Verantwortung für die Männer und Frauen, die nach seinem Aufruf mit ihm desertiert waren, lag ihm schwer auf der Seele.
    Das Schott zur Zentrale schob sich auseinander. Die beiden Ebenen der zwanzig Meter durchmessenden Zentrale lagen unter derselben Kuppel wie die Kommandantensuite, unter der Frontkuppel nämlich. Nur blickte man von der Zentrale aus in Flugrichtung, während man von der Kommandantensuite und der darunterliegenden Messe aus den Heckbereich des Omegaraumers überblicken konnte.
    Seite an Seite traten sie ein, der kleine, hagere Subgeneral und der um einen halben Kopf größere kristallblaue Roboter. Gespräche verstummten, Männer und Frauen rund um den Kommandostand erhoben sich von Sesseln.
    Sie schritten entlang der Balustrade über die Galerie. Zehn Meter unter ihnen der Boden von Ebene II, wo Aufklärer und Kommunikatoren an ihren Instrumenten saßen. Ebene I, die Kommandoebene, war an der höchsten Stelle ihres transparenten Kuppelgewölbes zwölf Meter hoch.
    Ein zierlicher Mann mit schwarzer Haut kam ihnen entgegen – Calibo Veron, Erster Offizier der JOHANN SEBASTIAN BACH. Er trug die blaue ISK-Kappe. »Mein Subgeneral – die Führungsoffiziere der TROJA und der BRÜSSEL.« Er wies auf die sieben Männer und Frauen beim Kommandostand.
    »Danke, Suboberst.« Bergen ging voraus. Wenige Schritte vor den Offizieren blieb er stehen. Er nickte grüßend, und sekundenlang blickte er einem nach dem anderen in die Augen. Ungewöhnlich ernst wirkte seine Miene in diesen Momenten. »Meine Damen und Herren«, sagte er schließlich. »Sie sind mir auf einem schweren Weg gefolgt. Eine Entscheidung, die Sie Ihre Karriere kostet, vielleicht sogar Ihr Leben. Ich danke Ihnen.«
    Nach diesen knappen Worten drückte er unter dem Beifall der anwesenden Besatzungsmitglieder jedem der sieben die Hand: Primoberst Sibyrian Cludwich, dem Kommandanten der TROJA, dessen Erstem Offizier Oberst Homer Goltz und der Zweiten Offizierin Suboberst Regula Bern; danach Primoberst Ralbur Robinson, dem Kommandanten der BRÜSSEL, dessen Frau Leutnant Zeelia Peer-Robinson, Kommunikatorin der BRÜSSEL, und Robinsons Erster und Zweiter Offizierin Oberst Li Ling und Primhauptfrau Sarah Calbury.
    Anschließend blickte er erneut in die Runde. »Ich habe einen Befehl verweigert, dessen Befolgung Millionen von Menschen das Leben gekostet und der nach meiner Auffassung gegen die Verfassung der Galaktischen Republik Terras verstoßen hätte. Ich beziehe mich auf den Paragraphen über das Verbot von Völkermord, wie Sie wissen. Die Sträflingskolonie auf Genna ist eine eigenständige Gesellschaft mit gewachsenen Strukturen, also ein Volk. Ich habe die Offiziere der im Maligniz-System operierenden Schiffe des Zwölften PK-Verbandes aufgefordert, meinem Beispiel zu folgen. Sie und viele ihrer Besatzungsmitglieder haben es getan. Eine schwere Entscheidung zu treffen ist eine Sache, die Konsequenzen zu tragen eine andere. Wir sollten uns jetzt über unsere Zukunft Gedanken machen. Ich darf Sie und meinen Ersten Offizier Suboberst Veron in die Offiziersmesse bitten.« Leiser und an die Adresse Verons fügte er hinzu: »Pazifya soll übernehmen, sagen Sie ihr bitte Bescheid.«
    Veron nickte, zog sich die Steuerungskappe von seinem kurzen schwarzen Kraushaar und ging zum Navigationsstand.
    Dort arbeitete eine Primhauptfrau namens Pazifya Corales als Erste Navigatorin. Nachdem Bergens Erster Offizier Zähring sich von ihm abgewandt und die JOHANN SEBASTIAN BACH verlassen hatte, trug sie bei Bedarf Zährings nun auf sie geeichte Individuelle Steuerungskompetenz-Kappe. Die schöne Asiatin war in die Funktion des Zweiten Offiziers aufgerückt, nachdem der Kommandant Veron zu seinem Ersten Offizier befördert hatte.
    Merican Bergen wandte sich zu Heinrich um. »Sorge für einen Imbiß und Getränke, mein Lieber. Und für dezente Hintergrundmusik; irgend etwas Entspannendes, vielleicht Harfe und Orgel …«

 
    2.
     
    Der Mann an der Balustrade zu Ebene II erinnerte sie an ein Wesen aus Kindheitstagen. Viel kleiner als er, ohne Atemmaske natürlich und ohne verständliche Sprache. Es hatte oft gesungen, jenes Wesen aus Kindheitstagen, sie erinnerte sich genau, mit heller Stimme und lieblichen Flötentönen

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