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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Kopf in die offenen Hände gelegt. Die Haltung wirkte natürlich, vermutlich war die Frau in diese Stellung gebracht worden, ehe die Leichenstarre eingesetzt hatte. Nur ihr Haar gab dem Ganzen eine bizarre Note. Es war zerzaust und stand in grauen Klumpen ab. Es sah aus, als hätten Krähen sie entdeckt, ihren Nestbau begonnen und es dann wieder aufgegeben. Vielleicht kannten sogar sie Grenzen. Nun saß die Frau einfach da und schaute, aus hohlen, tief liegenden Augen.
    Sie sah aus wie … Ich weiß nicht, wie sie aussah, mir fehlte einfach jeder Vergleich.
    Ich wandte mich ab, ehe sie sich umgedreht und mich angeschaut hätte, denn dann hätte ich diesen Ort nie mehr verlassen können.
    Zandt machte nur zwei Aufnahmen, dann gab er die Position in sein Gerät ein. »Das hätten wir«, sagte er leise. »Jetzt aber weg von hier.«
    Er entfernte sich von der Frau, und ich folgte ihm. Ich wusste nicht, was ich davon halten, was ich damit anfangen sollte. Etwas musste doch damit gemeint sein, denn warum hätte man es sonst getan?
    Ich blieb stehen und schaute noch einmal zurück. Irgendetwas an der Pose der Frau ließ mir keine Ruhe.
    »Ward, komm doch. Es wird bald dunkel.«
    Ich achtete nicht auf Zandt und ging zur Frau zurück. Ich hockte mich so nahe, wie mir möglich war, neben sie und schaute in die Richtung, in die auch sie schaute. Sie hatte den Kopf leicht nach vorn geneigt, als ob sie in die Schlucht hineinspähte.
    Ich wollte genauso rasch wieder zurück zum Auto wie Zandt. Rooney’s Lounge schien mir ein Platz zu sein, wo ich jetzt gern gewesen wäre. Zur Not sogar die Yakima Mall.
    Es war nicht leicht, in die Schlucht zu gelangen. Anfangs stieg ich mit dem Gesicht nach vorn abwärts, doch schon bald drehte ich mich um und nahm die Hände zu Hilfe. Zandt fluchte über mir und stieg mir dann nach. Gott sei Dank war er klug genug, den Abstieg ein paar Meter weiter seitlich zu unternehmen. Die Felsbrocken, die er lostrat, gingen ein gutes Stück von mir entfernt zu Tal.
    Unten angelangt, sah ich zuerst nicht viel. Das Gleiche wie oben, nur steiniger, dazu ein bisschen mehr Vegetation und ein paar krüppelige Bäume. Der Nebel lichtete sich jetzt, während der Himmel ein dunkles Blau annahm.
    Dann entdeckte ich eine Seitenschlucht, die von einem kleineren Fluss gegraben worden war. Ich folgte der Schlucht eine kurze Strecke und stellte zu meiner Überraschung fest, dass sie sich zu einem breiten Tal öffnete. Ich stand noch am Taleingang, als Zandt zu mir stieß. Er schaute hinauf zu einem blockartigen Gebilde unterhalb eines Felsvorsprungs.
    Zuerst war schwer zu erkennen, was es sein sollte.
    Dann sah man, dass es die Ecke eines kleinen, an die Felswand geschmiegten Baus war.
    Ein paar Schritte voneinander Abstand haltend, gingen wir näher heran.
    Es stellte sich als eine sehr alte, nur aus einem Raum bestehende Blockhütte im Stil der Pionierzeit heraus. Sie bestand aus grob zurechtgezimmerten Stämmen, die meisten stark verwittert und grau, manche noch mit braunen Stellen. Die Fenster hatte man von innen mit Brettern jüngeren Datums zugenagelt. Die Tür war mit einem neuen Vorhängeschloss gesichert. Jemand hatte die Tür mit einer Axt oder einer Schaufel traktiert, aber das musste schon länger zurückliegen. Von den Einkerbungen sahen manche wie Buchstaben aus.
    In der einen Hand die Pistole, machte Zandt mit der anderen ein paar Aufnahmen. Die Fenster, die Seitenwände, die Tür. Dann steckte er die Kamera ein und schaute mich an. Ich nickte.
    Ich ging voran, trat die Tür ein und sprang rasch zur Seite. Zandt stand mit erhobener Waffe hinter mir.
    Ich schlüpfte hinein und glitt sofort nach rechts hinter die Tür. Wegen der zugenagelten Fenster war es zwar dunkel, aber durch den Eingang kam genug Licht. Ich spürte ein Kitzeln unter der Kopfhaut, als wollte sich mein Skalp davonstehlen.
    Die Hütte war voller Toter.
    Drei saßen mit dem Rücken an der hinteren Wand nebeneinander auf einer Bank. Einer war nur noch ein Skelett, die anderen beiden dunkle Scheusale. Einer hatte keine Arme mehr, die anderen beiden hatten vor langer Zeit schon ihren Unterleib eingebüßt. Auf der anderen Seite lagen weitere Leichen zu einem kleinen Haufen gestapelt, und mindestens zwei weitere lagen an der Stirnseite. Nach ihrem Zustand zu schließen war keiner erst vor kurzem gestorben. Manche hatten noch Hautfetzen und Fleischreste an den Knochen. Ein Schädel hatte eine Öffnung, aus dem der Oberkörper einer Plastikpuppe

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