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Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Titel: Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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die Engel auch hören, sie sangen alle wie mit einer einzigen Stimme. Unablässig und unendlich sachte bewegten sie sich auf und ab in dieser Dunstwolke am Kanalufer. Einige drehten sich zu mir um und quittierten damit meine Anwesenheit. Engel Arabia sagte mir, sie wären bald fertig. Mir stiegen Tränen in die Augen und im selben Moment entzog mir Engel Arabia seine Hand.

    Wir begannen den Hügel hinabzulaufen, fort von der Brücke. Ich fühlte meine Füße kaum den Boden berühren. Als ich an mir herunterschaute, sah ich die Dunstwolke voller Engel um meine Knöchel schweben. Als wir am Fuß des Hügels angelangt waren, wandte ich mich Engel Arabia neben mir zu.
    »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern«, teilte er mir mit.
    Ich lief weiter ins Städtchen und erledigte meine Einkäufe in aller Hast. Zwar konnte ich um mich herum keinen einzigen Engel entdecken, aber da ich wusste, dass sie da waren, sagte ich: »Ich habe ein paar Fragen an euch.« Antwort erhielt ich allerdings keine. Im Stillen dachte ich, es wäre vielleicht doch besser, die andere Strecke nach Hause zurück zu nehmen – doch als mich in der Ortsmitte plötzlich etwas nach links zog, wurde mir klar, dass ich meinen üblichen Weg zurückgehen sollte.
    Engel Arabia, der deutlich stärker leuchtete als zuvor, erwartete mich am Fuß des Hügels, an dem Weg, der zur Kanalbrücke führte. Gemeinsam liefen wir den Hügel hinauf, hielten uns in Richtung Brücke. Ich blickte am Kanal entlang und wusste, falls ich in den Dunst dort hinunterfiele, käme ich gar nicht erst am Boden auf, sondern würde weich abgefangen und geschützt sein.
    Irgendwie begriff ich auch, dass die Dunstwolke, dieser »Dunstpfad«, zugleich der Vorbereitung auf die Ankunft des Babys diente, doch in vollem Umfang war mir die Bedeutung des Geschehens zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht klar.
    Ein paar Tage darauf machte Joe die Bemerkung, ich sei so still geworden, als sei ich gar nicht da, sondern ganz woanders. Ich sah ihn an und meinte: »Ich fürchte, du würdest nicht verstehen können, was abläuft, selbst wenn ich es dir erklärte.«
    »Warum versuchst du’s nicht einfach?«, gab Joe zurück.

    Also versuchte ich es. Ich erzählte Joe ein bisschen von dem Engel auf der Brücke, vom Geist eines ungeborenen Kindes und von dessen Mutter. Er hörte sehr aufmerksam zu und sagte dann, das alles sei für ihn nur sehr schwer nachvollziehbar, aber er werde dafür in Zukunft keine weiteren Fragen mehr stellen. Ich dankte ihm und er schloss mich fest in seine Arme.
    Ich weiß nicht, wo das Baby geboren wurde, ob die Mutter alleine oder jemand bei ihr war, ob es voll ausgetragen oder ein Frühchen war, aber eines Märztages wusste ich: Das Baby war zur Welt gekommen. An diesem Tag verlor ich all mein Zeitgefühl. Ständig spürte ich die Berührung von Engel Arabias Hand, ganz gleich, wo ich mich gerade befand. Das Gefühl war derart intensiv, dass ich nicht einmal mehr wahrnahm, wenn jemand auf mich zukam und direkt in ihn hineinlief. Engel Arabia verharrte nach wie vor in der Brückenmitte, eine schwebende, machtvolle Erscheinung. Langte ich nun bei der Brücke an, pflegte er zu mir herabzuschreiten, während er zugleich weiterhin über dem Kanal schwebte. Jetzt begriff ich, dass der von den Engeln angelegte Dunstpfad für den Geist des kleinen Kindes gedacht war. Engel Arabia erwartete ihn.
    Jedes Mal, wenn ich zur Brücke kam, konnte ich den Dunst sehen, und in gewisser Weise wurde mir bewusst gemacht, obwohl ich das nicht sehen konnte, dass die Engel den Geist des kleinen Kindes hinabgeleiten würden.
    Eines Tages war ich auf dem Weg Richtung Städtchen, um Ruth von der Schule abzuholen, als ich am Ende unserer Straße Engel Arabia stehen sah. Er sprach kein Wort, bedeutete mir aber, die Straße zu überqueren. Was mir vor Augen geführt wurde, verschlug mir buchstäblich den Atem: Der wunderschöne Geist des Babys krabbelte auf dem glatten, ebenen Pfad, den die Engel ihm angelegt hatten. Doch schien es nur, als krabbelte das Baby, seine Ärmchen und Beinchen bewegten sich zwar,
in Wahrheit aber wurde die Kleine von den Engeln getragen: Ich konnte sehen, wie Engelsflügel sie stützten. Und um sie herum überall Engel, sie krabbelten auf dem Pfad neben ihr her, halfen und spielten mit ihr. Der Geist des Kindes war sehr glücklich, ich konnte sein Lachen hören. Die Szene erfüllte mein Herz mit Freude, und zugleich stiegen mir Tränen in die Augen – denn mir dämmerte plötzlich

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