Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
sicher ein gutes Zeugnis ausstellen.«
Und Joe fand ohne Schwierigkeiten einen neuen Job, diesmal bei der CIÉ (Córas Iompair Éireann) , der irischen öffentlichen Personentransport-Gesellschaft. Allerdings konnte er mich nun nicht mehr so häufig wie gewohnt von der Arbeit abholen, deshalb nahm ich an den meisten Abenden den Bus nach Hause. An einem bestimmten Abend, ich lief gerade ums Haus herum zum Hintereingang, spürte ich, dass etwas in der Luft lag.
Vaters Zeitung The Irish Press lag auf dem Wohnzimmertisch. Als die Engel mich aufforderten, einen Blick hineinzuwerfen, kam ich dem nur zögerlich nach, zog mir aber dann doch einen Stuhl heran und begann, die Seiten umzublättern. Mir zitterten die Hände, ich muss mich in Zeitlupe bewegt haben, da ich fürchtete, die Engel könnten etwas in der Zeitung anleuchten, das mir Kummer bereiten würde.
»Sei unbesorgt, Lorna«, flüsterten meine Engel mir zu, »blättere einfach weiter, wir sagen dir schon Bescheid, wenn du auf der richtigen Seite angelangt bist.«
Langsam wendete ich Blatt für Blatt um. Ich fühlte die Hand von Engel Hosus auf meiner Schulter ruhen.
»So«, wisperte er mir ins Ohr, »und jetzt guck mal in die Spalten mit den zum Verkauf stehenden Häusern.«
Als ich das tat, musste ich feststellen, dass Hunderte von Häusern angeboten wurden und nichts auf der Seite
einen Sinn für mich ergab: Alles stand entweder auf dem Kopf oder war spiegelbildlich angeordnet. Ich sah auf und entdeckte eine ganze Schar Engel um den Tisch herum sitzen. Was für ein Anblick – da musste ich einfach lachen!
»Hallo«, begrüßte mich Engel Elija, der direkt mir gegenüber Platz genommen hatte. Er streckte seine Hand nach der Zeitung aus und seine Fingerspitzen berührten die Seite. Und mit einem Mal wurde alles lesbar. »So, Lorna, und jetzt guck noch mal!«, sagte er. Ich entzifferte die Worte: ›Cottage in Maynooth zu verkaufen. ‹
»Lorna, das ist ein Häuschen mit Garten«, verriet mir Elija, »es ist ideal für dich und Joe. Lies weiter!«
Es war eine kleine Anzeige von nur drei Zeilen. Ich las weiter: »Verkauf im Rahmen einer Auktion, und eine Telefonnummer.«
»So, Lorna, und jetzt nimmst du einen Stift, ziehst einen Kreis um das Inserat und dann reißt du die Seite raus«, kommandierte Elija. Ich folgte und verwahrte die Seite in meiner Tasche. »Zeig deinem Vater die Anzeige, wenn du dazu bereit bist«, fuhr Elija fort, »er kann dir helfen.«
Vor Glück traten mir Tränen in die Augen. Engel Elija erhob sich, streckte den Arm aus und berührte mit den Fingerspitzen meine Tränen. »Glückstränen«, lächelte er. Und dann waren die Engel verschwunden.
Am nächsten Tag gingen Joe und ich am Kanal spazieren, und ich zeigte ihm die Anzeige für das Häuschen in Maynooth.
»Ich werde mit Paps darüber reden, wenn er heute Abend vom Fischen heimkommt«, kündigte ich an.
Ich faltete die Zeitungsseite wieder zusammen und steckte sie zurück in meine Handtasche. Spät am Abend, Joe war schon fort, kam mein Vater nach Hause. Er legte seine sämtlichen Angelsachen auf den Boden und zog voller Stolz nacheinander zwei frisch gefangene, große,
prachtvolle Bachforellen aus seiner Angeltasche und deponierte sie auf dem Küchentisch. Meine Mutter war hocherfreut. Nachdem er seine Angelsachen weggeräumt hatte, ließ er sich auf seinem angestammten Platz im Wohnzimmer nieder.
»Paps«, begann ich das Gespräch, »in der Zeitung habe ich eine Anzeige für ein Häuschen in Maynooth gefunden. Es soll versteigert werden. Wie würdest du so etwas angehen?«
Voller Überraschung sah er mich an, offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich auf die Suche nach einem Haus begeben würde. Ich wusste nicht recht, was ich von seinem Gesichtsausdruck halten sollte, doch Paps antwortete ohne Zögern: »Zeig mir das Inserat.«
Ich zog das Zeitungsblatt aus der Tasche, entfaltete es und legte es auf den kleinen Tisch. Mein Vater wollte wissen, welche Anzeige ich meinte.
»Es ist die mit dem schwarzen Kreis außen herum, schau, da unten rechts auf der Seite«, erklärte ich ihm.
Und wieder sah er mich überrascht von unten herauf an – ich stand, er saß; dann studierte er das Inserat in aller Ruhe. Plötzlich erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er sagte: »Gut gemacht, Lorna. Weiß Joe schon davon?«
»Ja«, erwiderte ich, »ich hab’s ihm heute Abend bei unserem Spaziergang erzählt. Wir sind beide sehr begeistert davon, wissen aber
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