Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Und ich hätte Joe am liebsten angeschrien: »Dein Schutzengel versucht die ganze Zeit, dir etwas mitzuteilen, aber du willst ja nicht mal hinhören!« Da ich so erregt war, versprach Joe mir dann wenigstens, an diesem Wochenende sehr gut auf sich Acht zu geben.
Und die Vision wurde Realität – genau an diesem Wochenende, und es spielte sich auch alles genauso ab, wie ich es vorhergesehen hatte.
An einem der beiden Abende hatte Joe gerade das Auto eines Kunden zur Reparatur und fuhr es vor die Zapfsäulen, um es voll zu tanken. Ein Freund des Besitzers kam zufällig vorbei und glaubte, Joe hätte den Wagen gestohlen. Er brüllte Joe an, und nachdem Joe die Scheibe heruntergekurbelt hatte, schlug er ihm die Faust ins Gesicht. Dann rief er die Polizei. Die Beamten glaubten Joe seine Geschichte nicht und nahmen ihn fest. Mein Vater bürgte für ihn und der ganze Irrtum klärte sich auf – und mit diesem Abend gewann Joe einen tieferen Einblick in meine Person.
Zwei Wochen vor unserer Hochzeit wollten Pauline, Valerie und Mary den traditionellen »Hennenabend« mit mir feiern. Ich war noch nie vorher nach der Arbeit mit ihnen aus gewesen. Zuerst schleppten sie mich ins Smyth’s, das Pub, wo Valerie ihre meisten Freitagabende verbrachte und wo es vor lauter Angestellten unseres Kaufhauses nur so wimmelte. Valerie und Mary schienen jeden dort zu kennen und es gab ein großes Hallo. Im Gegensatz zu mir waren sie an Alkohol gewöhnt. Sie
redeten mir zu, ein Glas Wein zu trinken, der mir prompt in den Kopf stieg, was meine Freundinnen rasend komisch fanden. Dieses eine Glas Wein war mehr als genug für mich, da ich seine Wirkung wirklich deutlich spürte, anschließend hielt ich mich lieber an Limo. Wir pilgerten von einem Pub ins nächste, bis wir schließlich in Marys Lieblingskneipe endeten, dem Murphy’s. Dort herrschte eine ausgelassene Stimmung. Der Fußboden bestand aus Beton mit Schlaglöchern, Tische gab es keine, nur Barhocker am Tresen, und der Laden war voll mit Leuten, die irische rebel songs zum Besten gaben. Mir gefielen Musik und Gesang, und so kehrten wir dort auch noch ein. Irgendwann landeten wir dann in Marys Wohnschlafzimmer in der Innenstadt und ließen bei Tee und Gebäck den Abend Revue passieren. Meine Freundinnen zogen mich auf, indem sie mir mit allerhand Streichen drohten, die sie Joe und mir an unserem Hochzeitstag spielen würden. Wir amüsierten uns köstlich. Es war ein sehr gelungener Abend, aber irgendwann war ich dann doch froh, nach Hause und in mein Bett gehen zu dürfen.
Unser Hochzeitstag rückte immer näher, die Vorbereitungen waren nahezu abgeschlossen, auch die Hochzeitstorte war bereits da. Eine meiner Tanten hatte das dreistöckige Kunstwerk gezaubert und mir zur Hochzeit geschenkt. Den Tortenschmuck besitze ich heute noch, die Teile ruhen wohlbehalten in irgendeiner Schachtel.
Zwei Tage vor dem Ereignis war das Häuschen blitzblank, beide Familien mit allem fertig, und am Vorabend der Hochzeit klingelten die Nachbarn bei uns, um zu sehen, ob es in allerletzter Minute irgendwo noch irgendetwas zu helfen gab. Anne, unsere unmittelbare Nachbarin in Leixlip, versicherte mir, sie würde am nächsten Morgen frühzeitig da sein und meine Hochzeitsfrisur übernehmen.
Es ist wundervoll, das Glück zu spüren, das so eine Hochzeit für die ganze Familie, die Freunde und sogar
die Nachbarn mit sich bringt – und diese ganze freudige Erregung aus dem Inneren jedes Menschen an die Oberfläche steigen zu sehen. Immer, wenn irgendwo eine Heirat ansteht, bitte ich alle Engel im gesamten Universum, die Hochzeit mit Glück und Fröhlichkeit für alle Beteiligten zu verbinden.
Und endlich brach er an, mein großer Tag! Ich hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan und war schon sehr früh auf den Beinen – wie alle anderen auch. Vor Aufregung brachte ich beim Frühstück keinen Bissen herunter und hielt mich nur an den Tee. Zu den kostbarsten Augenblicken gehörte der, als mein Vater nach und nach alle anderen Hochzeitsgäste vor mir zur Kirche brachte und ich in Gesellschaft einer Nachbarin im Flur unseres Hauses auf seine Rückkehr wartete. Dann geleitete er mich zum Wagen und nahm neben mir auf dem Rücksitz Platz. Wortlos griff er nach meiner Hand und behielt sie in der seinen. Als wir vor dem Haupteingang der Kirche eintrafen, sagte er: »Bleib bitte sitzen!« und stieg aus dem Auto aus. Der Fahrer war ebenfalls ausgestiegen und kam um den Wagen herumgelaufen, um mir den Schlag zu
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