Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Bäuchlein damit ab. Dabei erklärte er, jedes Mal, wenn er bei einem Baby ein Verhalten erlebt habe wie gerade eben bei Christopher, sei Zöliakie die Ursache gewesen. Dann schrieb er mir eine Überweisung an einen Spezialisten im Temple Street-Kinderkrankenhaus in Dublin aus.
Tatsächlich wurde bei Christopher Zöliakie festgestellt, und seine Ernährung musste von nun an ganz und gar auf diese Krankheit ausgerichtet werden. Außerdem brachte sie zahlreiche Besuche im Kinderkrankenhaus mit sich – manchmal musste der Kleine sogar ein paar Tage zur Beobachtung dort bleiben, was für uns alle drei hart war.
Joe verwandte jeden freien Augenblick auf unseren Garten und der begann tatsächlich bald Gestalt anzunehmen. Eines Tages, ich schaute Joe gerade bei der Gartenarbeit zu, wurde sein Schutzengel für einen kurzen Augenblick sichtbar, dann erschienen andere Engel und bildeten einen Kreis um Joe, als wollten sie ihn beschützen. Mir fiel auf, dass das Licht um Joe nur sehr schwach leuchtete.
Ich brach in Tränen aus und sprach zu mir selbst: »Nein! Das ist nicht gerecht!«
Die Engel wollten mir damit zeigen, dass Joe allmählich krank wurde – das war klar.
Und er wurde krank, sehr krank: Kurze Zeit später bekam er ein Magengeschwür, das ihn sehr viel stärker schlauchte als andere Menschen, die unter derselben Erkrankung litten. Und das sollte sich als Grundmuster bei Joe herausstellen: Aus Gründen, die ich nie wirklich begriffen habe, nahm jede Krankheit bei ihm einen sehr viel dramatischeren Verlauf als bei anderen Leuten.
Trotz spezieller Diät und vieler Medikamente war Joe sehr krank und volle sechs Monate lang arbeitsunfähig. Als Folge davon verlor er seinen Job bei der Personen-Transport-Gesellschaft und wir waren auf Sozialhilfe angewiesen, um zu überleben.
Es war eine schwierige Zeit für uns und bildete – was ich damals noch nicht ahnte – auch das Grundmuster von Joes Leben bis zu seinem Ende.
Eines Tages, Christopher war damals etwa 18 Monate alt, setzte ich ihn zum Spielen in den Vorgarten, schloss das Gartentürchen und ging zurück ins Haus, um die Betten zu machen; den Vordereingang ließ ich offen. Da erschien Engel Elisa für einen Augenblick:
»Hallo, Lorna«, begrüßte sie mich, »ich will dir bloß sagen, dass du bald Besuch bekommst.«
Und bevor ich einen Ton sagen konnte, war sie schon wieder fort. Lachend meinte ich: »Das war aber ein kurzes Gastspiel.«
Doch Elisa ließ sich einstweilen nicht mehr blicken. Ich dachte nicht weiter darüber nach und brachte das Schlafzimmer in Ordnung, wobei ich immer wieder durchs Fenster ein Auge auf Christopher hatte. Als ich dann unser kleines Vorderzimmer betrat, gewahrte ich ein Blinken auf der Türstufe und hörte ein leises Lachen: Der Geist eines kleinen Mädchens kam in den Flur gelaufen. Es hatte langes schwarzes, gewelltes Haar und dunkelblaue Augen. Es trug einen Mantel mit schwarzem Kragen, dazu ein Hütchen, Kniestrümpfe und schwarze Schuhe. Es tanzte in die Küche und lächelte mich an. Ich folgte ihm.
Dieser kleine Geist hatte seinen Schutzengel bei sich. Das ist selten, denn normalerweise bleiben die Schutzengel nach dem Tod nur noch eine kurze Weile bei uns, weil ein Geist die Hilfe seines Schutzengels nicht mehr benötigt, wenn er erst einmal die Pforten dessen durchschritten hat, was wir »Himmel« nennen.
Das kleine Mädchen schien aus Fleisch und Blut zu sein, gerade so wie Sie und ich. Irgendwann in der Vergangenheit hatte die Kleine einmal gelebt, und wie sie zu Tode gekommen war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ihr Schutzengel war durchscheinend, voller Leben, wie ein Regentropfen – er reflektierte sämtliche
Farben und umgab sie ganz. Alle Schutzengel ähneln sich stark, tragen aber dennoch individuelle Züge – ein bisschen wie Geschwister, die sich zwar gleichen, aber dennoch eigenständige Persönlichkeiten sind. Für mich lassen sich Schutzengel ohne Weiteres von anderen Engeln jeglicher Art unterscheiden.
Ich konnte den Schutzengel der Kleinen um sie herum agieren sehen, als wolle er sie vor dieser Welt und allem darin behüten. Er ließ nicht einmal zu, dass ihre kleinen Füße den Boden berührten. Manchmal drehte er sich zu mir um und lächelte, legte dann jedoch den Finger an die Lippen und signalisierte mir damit, mich still zu verhalten.
Plötzlich änderte das Kind die Richtung, hüpfte aus der Küche in den Korridor, dann durch die Eingangstür, woraufhin beide in einem
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