Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
öffnen, doch mein Vater bestand darauf, das selbst zu übernehmen. Als ich ausstieg, lag ein Lächeln auf Paps’ Gesicht, das mich glücklich machte. Er reichte mir seinen Arm, und während wir Seite an Seite durch den Mittelgang der Kirche zum Altar schritten, sprach er mit weicher Stimme davon, wie stolz er sei, mit seiner schönen Tochter an ihrem Hochzeitstag den Mittelgang der Kirche entlangzuschreiten.
Und während ich an Vaters Arm auf den Altar zuschritt, fühlte ich, wie mein Schutzengel mir durch die Frisur wuschelte, auf die unsere Nachbarin am Morgen so viel Zeit und Mühe verwendet hatte. Am Ende des Ganges wartete mein Joe und sah mir entgegen. Und wie fabelhaft er aussah! Neben ihm stand sein Schutzengel und lachte über das ganze Gesicht. Und dann erschienen die anderen Engel auf dem Altar: Michael, Hosus, Elija, Elisa
– alle Engel, die mich und mein Leben über die Jahre hin begleitet hatten. Es gab ein mächtiges Gedränge dort oben …
Auch der Pfarrer hatte seinen Platz bereits eingenommen. Joe und ich gingen langsam zum Altar und stellten uns vor ihn hin. Dann begann der Hochzeitsgottesdienst. Als Joe mir den Ehering über den Finger streifte, zupfte Engel Hosus an meinem Kleid und sprach gemeinsam mit mir: »Ja, ich will.«
Nach der Zeremonie wurden draußen vor der Kirche Unmengen von Fotos geschossen, dann fuhren wir zurück in mein Elternhaus, wo wir zusammen mit all unseren Freunden und Familienmitgliedern um eine riesige Hochzeitstafel saßen und ein hervorragendes Essen genossen.
Später am Abend wollten Joe und ich mit unseren Freunden noch auf einen Drink in das Pub im Ort gehen. Doch das war schon gerammelt voll und bot einer Braut mit ihrem Bräutigam nebst Hochzeitsgesellschaft keinen Platz, deshalb wechselten wir in ein Lokal in der Innenstadt von Dublin. Joe und ich blieben aber nicht allzu lange und fuhren dann nach Maynooth, wo Joe mich in den frühen Morgenstunden über die Schwelle unseres Häuschens trug.
KAPITEL 14
Ich wusste nicht, dass ich einen Schutzengel habe !
Manchmal warnen mich die Engel auch nicht vor, wenn ein Ereignis ansteht. Als Joe und ich etwa drei Monate verheiratet waren, geschah eines Abends etwas Seltsames: Es war gegen 23 Uhr, Joe lag schon im Bett und las ein Buch, während ich mich wusch und dann für die Nacht zurechtmachte. Weil wir noch kein Badezimmer im Haus hatten, benutzte ich eine Waschschüssel vor dem Ofen. Nachdem ich vielleicht fünf Minuten im Bett gelegen hatte, musste ich noch einmal auf die Toilette und kletterte über das Fußende aus dem Bett.
Ich wollte aus der Schlafzimmertür treten und bekam einen Heidenschreck – denn beinahe wäre ich in jemanden hineingelaufen!
»Oh, mein Gott, was machen Sie denn hier?«, entfuhr es mir.
Denn da stand niemand anderes als Mrs. Costello, die alte Dame, die das cottage vor uns bis zu ihrem Tod bewohnt hatte. Mit dem weiten Mantel, der großen Tasche unterm Arm und dem entzückenden Kapotthut mit Schleier und Früchten auf der Krempe glich sie Elizabeths Beschreibung aufs Haar.
»Leben Sie wohl«, sagte sie, »ich geh’ dann jetzt.«
Sie lächelte mir zu. Sie sah sehr schön aus, vollkommen, genau wie Mrs. Tiggy-Winkle. Ich weiß nicht, weshalb sie das Bedürfnis hatte, mir Lebewohl zu sagen, aber wenn das so sein musste, dann war es auch für mich in Ordnung – obwohl sie mir zunächst einen gehörigen Schreck eingejagt hatte!
Ich drehte mich um und krabbelte zurück ins Bett.
»Ich wäre beinahe in sie hineingelaufen«, berichtete ich Joe, wobei ich für den Moment etwas Entscheidendes vergessen hatte: Joe konnte ja noch gar nicht wissen, dass ich auch die Geister Verstorbener sehen konnte! »Ich meine die alte Dame, die vor uns hier gewohnt hat, ich bin ihr gerade begegnet«, erzählte ich weiter. »Sie kam nur noch mal vorbei, um Lebewohl zu sagen.«
Joe fuhr im Bett hoch und starrte mich entsetzt an. Dann riet er mir, ins Bett zurückzukommen und mich gut zuzudecken.
Ich tat es stillschweigend und hoffte dabei, er würde nicht allzu viel über diesen Vorfall nachdenken. Was er auch prompt nicht tat. Er drehte sich um und schlief wieder ein. Sonnenklar, dass ich das meinen Engeln verdankte! Joe kam übrigens nie wieder auf dieses Ereignis zu sprechen.
Ich dagegen lag noch wach und redete mit meinen Engeln, wollte wissen, weshalb Mrs. Costello mich beinahe hätte in sich hineinlaufen lassen. Ich mag das gar nicht – in einen Toten hineinlaufen, dessen Geist noch nicht im
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