Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Herumschlendern und -stöbern in den verschiedensten Geschäften.
Der Zug durch die einzelnen Stoffgeschäfte und -abteilungen am nächsten Morgen machte mir Spaß, auch wenn Mam etwas genervt wirkte, weil mir so gar nichts gefiel, auch die Sachen nicht, die ihrer Ansicht wunderbar zu dem Anlass gepasst hätten.
Also erklärte ich ihr: »Ich möchte kein herkömmliches Hochzeitskleid! Und schon gar nicht in Weiß!« Ich schlug vor: »Lass uns doch noch in den Stoffladen in der Seitenstraße
neben Clerys gehen, du weißt schon, den du mir mal gezeigt hast.«
Nach einer Teepause führte meine Mutter mich zu dem bewussten Geschäft. Dort sahen wir Unmengen von Stoffen in großen Ballen durch, manche standen in Gestellen, andere waren auf den langen Ladentischen gestapelt. Als wir uns endlich zu dem von mir ausgewählten vorgearbeitet hatten, sagte ich zu Mam: »Sieh doch mal, Mam, ist dieser Stoff nicht wunderhübsch? Ich mag den hellen Cremeton und die weinroten, darauf verstreuten Blümchen – und schau mal, der Stoff daneben, würde der nicht gut dazu passen und ein schönes Kleid für meine Brautjungfer abgeben?«
Meine Mutter nickte bestätigend: »Ja, wirklich sehr schön. Und sie passen beide auch wirklich sehr gut zusammen.« Bei diesen Worten erschienen plötzlich rings um uns herum lauter Engel. Als meine Mutter sich erkundigte: »Wie teuer sind diese beiden Stoffe denn?«, wäre ich beinahe in lautes Gelächter ausgebrochen, denn ich konnte die Engel beinahe wie im Chor singen hören: »Kahein Preisschihild drahan, kahein Preisschihild drahan.« Mir war natürlich klar, dass niemand anderer als sie selbst die Etiketten hatten verschwinden lassen.
Also beschloss meine Mutter, eine der Angestellten nach dem Preis zu fragen. Sofort beendeten die Engel ihre sämtlichen anderen Aktivitäten und signalisierten mir durch eindeutiges Abwinken ihr klares »Nein!«. Meine Aufgabe bestand nun darin, meine Mutter zu stoppen, bevor sie auf den Gedanken kam, die Stoffe wären zu teuer und versuchen würde, mich zu bewegen, etwas Preiswerteres auszusuchen. Das käme für mich nicht in Frage, andererseits wollte ich sie auch nicht kränken.
»Mach dir keine Gedanken, Mam, die Stoffe, die Schnitte und alles, was sonst noch anfällt, möchte ich selbst bezahlen. Lass uns jetzt doch mal zu den Schnittmusterbüchern gehen!«
Die Engel führten meine Mutter am Arm zur rückwärtigen Wand, wo die Schnittmusterbücher auflagen. Sie öffnete das erste und begann, es durchzuschauen. Ich schlug vor, mir gleich ein zweites vorzunehmen, um Zeit zu sparen. Fünf Bücher musste ich durchblättern, um den Schnitt wiederzufinden, der es mir so angetan hatte. Ich rief zu Mam hinüber: »Schau doch mal, dieses Modell würde doch bestimmt wunderbar mit dem Blümchenstoff harmonieren!«
Meine Mutter war eine sehr geschickte Schneiderin und verstand sich auch sehr gut auf das Entziffern der Angaben auf der Rückseite der Schnittmusterbogen, anhand derer man den Stoffverbrauch für das jeweilige Modell in der gewünschten Größe errechnen konnte. Als sie das für beide Kleider getan hatte, suchten wir uns eine Angestellte und baten sie, uns die Stoffe abzumessen. Sie holte die Ballen und wickelte das Material sorgfältig ab, Meter um Meter, bis es sich auf dem Ladentisch türmte. Dann faltete sie die Stoffe fein säuberlich zusammen und legte sie in Tüten, dazu packte sie die Schnitte und das gesamte Nähzubehör.
»Das macht dann insgesamt 25,99 £«, verkündete sie.
Doch als ich ihr das Geld entgegenhielt, wandte meine Mutter ein, sie wolle den Stoff für mein Hochzeitskleid übernehmen. Ich freute mich über das Angebot, antwortete jedoch: »Nein danke, Mam. Das ist zu viel.« Doch da sie weiter darauf bestand, gab ich schließlich nach. Sie wirkte sehr glücklich und stolz, als sie der jungen Frau das Geld reichte. Wir verabschiedeten uns dankend, und als wir den Laden verließen, sah ich einen der Engel an der Tür stehen. Ich flüsterte ihm Dankesworte zu und dann machten wir uns, mit den Tüten beladen, auf in Richtung Bushaltestelle. Unterwegs dankte ich meiner Mutter.
Ich war wie ein Kind, aufgeregt und ungeduldig, wollte meinem Bräutigam den Stoff zeigen, und ihn auch zu seiner Mutter mit hinübernehmen. An diesem Abend
sagte Joes Mutter zu mir: »Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass ich deine Eltern kennenlerne. Fragst du sie bitte, ob sie am Sonntag zum Abendessen kommen können? «
Als Joe mich an diesem Abend zu
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