Engel küssen besser
Kandidat Nummer Sieben vorzulesen: “Seine Lieblingsfarbe ist …” Sie sah Damon von der Seite an. “Grün, würde ich sagen. Lieblingslied?” Sie zog die Augenbrauen hoch und sagte betont beiläufig: “‘Mein Märchenprinz’ natürlich.”
“Für dich und mich, mein Schatz, wird es ‘Der Himmel am Abend’ sein”, kreischte die Frau aus der ersten Reihe.
Die Auktionatorin lächelte Damon zu, als wenn sie sagen wollte: “Es ist für einen guten Zweck!” Zum Publikum aber sagte sie: “Ich würde am liebsten selbst bieten”, und damit warf sie ihm eine Kusshand zu, bevor sie zu ihrem Hammer griff. “Nun, meine Damen, bieten Sie für den Märchenprinzen. Wer fängt mit hundert Dollar an?”
Die Frau aus der ersten Reihe hielt die Hand hoch, und die Versteigerung war eröffnet. Fünf Minuten und dreihunderteinunddreißig Dollar später war Damon an diese Frau verkauft. Mit einer Hand schlug er sich an die Brust und mit der anderen deutete er einen Würgegriff um seinen Hals an, bevor die Gewinnerin ihren Preis von der Bühne abholte.
“Junggeselle Nummer acht”, rief die Auktionatorin, und Sam nahm seinen ganzen Mut zusammen, um vorzutreten. Dabei fragte er sich, was er hier auf der Bühne vor all den Frauen überhaupt zu suchen hatte. Warum opferte er für diese Menschen seine Freizeit? Er braucht die Erniedrigung nicht, gekauft zu werden – selbst wenn es für einen guten Zweck war. Auch hatte er gar keine Lust, den Abend mit einer Fremden zu verbringen. Er wollte lieber zu Hause bei Gloria sein und bei Allison natürlich.
“Unter uns, meine Damen. Dieser Junggeselle wird unter Wert angeboten.” Die Auktionatorin hielt das Mikrofon direkt an ihre Lippen und gab ihren Worten einen rauen geheimnisvollen Unterton. “Wie einige von Ihnen wissen, ist Sam Oliver ein neuer Name auf der Liste der Junggesellen. Er ist die andere Hälfte von Oliver&Field, aber machen Sie nicht den Fehler und nennen Sie ihn ‘Märchenprinz’. Sie können davon halten, was Sie wollen, aber Nummer ist aus dem Stoff, aus dem die realen Träume sind, und Sie sollten ihn mit Glacéhandschuhen anfassen. Der heutige Abend kann für eine von Ihnen der Beginn von etwas Wunderbarem sein. Nehmen Sie mich beim Wort, und lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen. Wer bietet zuerst?”
Sam fühlte, wie sich ihm bei diesen taktlosen Bemerkungen die Kehle enger schnürte, und er wünschte sich, er könnte einen Herzanfall vortäuschen, um von dieser Bühne zu verschwinden. Aber das Ritual hatte begonnen, und er wusste nicht, wohin er fliehen konnte.
Also konzentrierte er sich darauf, ruhig zu bleiben. Nach der Versteigerung würde er wem auch immer erzählen, dass er eine ansteckende Krankheit habe. Er würde zu verstehen geben, dass er keine gute Gesellschaft sei, und das Geld zurückgeben, egal was man für ihn bieten würde …
“Dreihundertfünfundsiebzig!”, rief jemand aus den hinteren Reihen.
“Dreihundertsechsundsiebzig!”, kam die Antwort.
“Vierhundert!”
“Vierhundertzehn Dollar!”
Sam versuchte, nicht auf die steigenden Gebote zu achten und lächelte eine Frau in der dritten Reihe an, die ihn voller Mitgefühl ansah. Sie war hübsch und hatte goldene Haare wie Gloria. Sie erinnerte ihn überhaupt sehr an Gloria, nur dass sie eine sehr strenge Brille trug. Sie hob eine Hand hoch, und er dachte einen Moment lang, sie würde ebenfalls bieten, aber sie steckte sich nur eine Haarsträhne hinter das Ohr und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
“Vierhundertsechzig Dollar, zum Ersten …”, die Frau hinter dem Podium schaute noch einmal über die Menge. “Zum Zweiten …”
“Siebenundvierzig Dollar und zweiundfünfzig Cent!”
“Verkauft!”, rief die Auktionatorin aufgeregt, “an die junge Dame dort hinten für die fantastische Summe von siebenundvierzig Dollar und zweiundfünfzig Cent!” Der Hammer fiel und Applaus brauste auf, während Sam sich noch fragte, ob er sich verhört hatte. Das Gebot war doch schon bei vierhundertsechzig gewesen. Und warum wunderten sich alle über dieses Gebot, als wenn es zehn Mal höher wäre?
Einige Leute im Publikum drehten sich nach der glücklichen Gewinnerin um. Sam kniff die vom Scheinwerferlicht geblendeten Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer ihn da abholen wollte.
Sie kam durch den Mittelgang, ihre schwarzen Lackschuhe klapperten über den Boden, ihr rotes Taftkleid knisterte beim Gehen und ihre Petticoats sorgten dafür, dass sich der
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