Engel küssen besser
hatte. “Es tut mir leid”, sagte er und war froh, als er endlich seine Schuhe fand. Sie waren unter einem großen Stapel von Winterpullovern begraben, den er schon lange hatte wegräumen wollen. Der Schrank musste dringend mal aufgeräumt werden. Die Kleiderstange bog sich unter dem Gewicht der Kleider, und die Regale waren voll gestopft mit den unterschiedlichsten Dingen. Sam balancierte auf einem Fuß, während er sich den zweiten Schuh anzog. Ohne sich umzudrehen, bückte er sich, um die Schnürsenkel zuzubinden. “Ich habe dir schon gesagt, Allie, dass dies eine Party für Erwachsene ist. Es würde dir gar keinen Spaß machen, als einziges Kind dabei zu sein.”
“Würde es doch, hatschi …” Sie unterstrich diese Behauptung mit einem Niesen, und Sam spürte, wie ihm etwas in den Rücken flog. Er verzog das Gesicht, drehte sich um und sah seine Tochter in der Tür stehen. Auf die untere Gesichtshälfte hatte sie sich eine dicke Schicht Rasierschaum geschmiert.
“Dachtest du, du müsstest dich rasieren, Allie?”
Sie strich sich mit dem Handrücken über die Nase und verschmierte den Schaum. “Ich will auch zur Aukschon gehen”, wiederholte sie.
Sam seufzte ungeduldig, stand auf, nahm ihre Hand und führte seine Tochter zurück ins Badezimmer, wo er sie auf die Fläche neben dem Waschbecken setzte. “Halt still”, sagte er und ging zurück zur Tür. “Gloria! Ich brauche Ihre Hilfe hier oben!”
“Sie hat keine Zeit”, informierte Allie ihn.
“Gloria!” Seine Stimme wurde lauter. “Würden Sie bitte nach oben kommen?”
“Sofort!” Ihre Stimme kam von weit her – vielleicht aus der Küche. Wahrscheinlich hatte sie sich in der Kehrmaschine verfangen oder so etwas Ähnliches.
Sam merkte, dass er jetzt um eine Verspätung nicht mehr herumkam. Er musste sich die Zeit nehmen, Allie sauber zu machen. Er ging ins Schlafzimmer zurück und zog sich seinen schwarzen Smoking aus, damit er nicht noch mehr Flecken bekam. Allie zappelte herum, und er schaute sie streng an. “Halt still!”
Das tat sie … drei Sekunden lang. Dann fing sie an, mit den Füßen zu baumeln – nicht so heftig, dass sie Gefahr gelaufen wäre, hinunterzufallen, aber heftig genug, um Sam zu ärgern. Er vergaß, dass er sich die Jacke hatte ausziehen wollen, und holte einen Waschlappen heraus, den er unter fließendes warmes Wasser hielt, bis er nass genug war. “Würdest du bitte wenigstens so lange still sitzen, bis ich dein Gesicht abgewaschen habe?”
Sie nickte übertrieben heftig, sodass sie mit dem Kinn Rasierschaum auf den hübschen Spitzenkragen ihrer Bluse schmierte.
Sam sah seine Tochter sehr missgelaunt an, als er ihr mit dem Waschlappen durch das Gesicht fuhr.
“Aua! Meine Augen! Aua! Aua! Aua!”
Er riss sich zusammen und versuchte, den Fehler wiedergutzumachen, aber Allison stieß seine Hände weg, rieb sich die Augen und machte es damit nur noch schlimmer.
“Aua!”, kreischte sie. “Aua! Aua! Aua!”
“Hör auf zu schreien, Allie, und lass es mich anschauen.”
“Aber es brennt!”
“Ich weiß, aber wenn du mich nicht …”
“Was ist passiert?” Glorias Stimme war ruhig und besänftigend. Das Verständnis, das sie ausdrückte, beruhigte zwar das Kind, aber irritierte den Mann.
“Er hat mir Seife in die Augen geschmiert.”
“Ich habe versucht, ihr das Gesicht abzuwaschen.” Sam machte einen Schritt zurück und wäre über jeden froh gewesen, der ihm diese Aufgabe abnahm. “Sie hat alles mit Rasierschaum eingeschmiert, sogar meine Jacke, und die muss wieder sauber sein, bevor Damon kommt. Ich kann doch nicht als Dalmatiner ausgehen.”
Allie musste wieder niesen. Ein dicker Klecks Rasierschaum landete auf Sams gestärktem weißen Hemd. Er war verzweifelt.
Und Gloria
lachte
.
Das war unglaublich. Sie lachte hinter der vorgehaltenen Hand, und als er sich zu Allie umdrehte, hörte und sah er, dass auch sie kicherte. Ihren brennenden Augen ging es merkwürdigerweise besser. “Ich weiß wirklich nicht, was daran lustig ist”, sagte er.
Gloria verschluckte sich fast an der nächsten Lachsalve, die in ihr hochstieg, aber sie schaffte es, sie so weit zu unterdrücken, dass sich lediglich ein breites Grinsen über das Gesicht ausbreitete. “Sie haben völlig recht.” Eine Heiterkeit, wie sie oft mit einem Schluckauf einhergeht, begleitete ihre Worte und funkelte in ihren schönen blauen Augen. “Aber ich kann das in Ordnung bringen, wenn Sie dort stehen bleiben. Nicht bewegen!”
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