Engel küssen besser
Mit erhobener Hand lief sie zur Tür hinaus und ließ ihn mit einem erneuten “Nicht bewegen!” stehen.
Allison kicherte etwas leiser, als Gloria draußen war. Sam sah sie wütend an, versuchte aber, seine Wut nicht herauszulassen. Er konnte sich nicht ausstehen, wenn er die Geduld mit seiner Tochter verlor. Schließlich hatte sie es nicht böse gemeint. Sie hatte ihm nur alles nachgemacht, was ja auch eine Form von Anerkennung war.
Als Allie das Kinn hob und ihren Vater zaghaft durch den Schaum hindurch anlächelte, entspannte Sam sich wieder. Wenn das Kind in ihm den Trottel sehen wollte, dann war das auch in Ordnung.
“Clownsgesicht.” Er tippte ihr auf die Nase und dann auf die eigene, und bis Gloria wieder im Zimmer erschien, war sein Gesicht voller Punkte aus Rasierschaum, und Allie jauchzte vor Vergnügen.
“In Ordnung”, sagte Gloria von der Tür her.
Sam drehte sich lächelnd zu ihr um … und wurde vom Blitzlicht der Kamera geblendet, als Gloria ihn fotografierte.
“Schade, dass du den Smoking nicht anziehen konntest.” Damon zog sich die Weste im Safari-Look zurecht und zupfte an den gestärkten weißen Manschetten, damit sie unter seiner dunkelgrünen Smokingjacke hervorguckten. “Die Jungs im Smoking bringen meistens mehr ein. Ich hoffe nur, du machst in deinen Freizeitklamotten nicht die Gebote für dich kaputt. Ich hätte an deiner Stelle wenigsten eine Krawatte umgebunden, aber wir können ja nicht alle Höchstgebote erzielen, oder?”
Sam hörte seinem Freund geistesabwesend zu, während er von der behelfsmäßig aufgebauten Bühne in das überwiegend weibliche Publikum hinuntersah. “Ich frage mich, was die Frau dort in der ersten Reihe für dich bieten würde, wenn du einen Lendenschurz statt diesen auf Tarzan getrimmten Smoking tragen würdest.”
Damon grinste und zupfte an den Enden seiner Fliege. “Wenn diese Frau für mich bietet, dann entschuldige dich bitte und stecke die Herrentoilette in Brand. Das meine ich ernst. Ich mag zwar zu ersteigern sein, aber in einer solchen Notlage bin ich nun auch wieder nicht. Unter uns gesagt, sieht die Frau wie ein Affe aus.”
“Dann habt ihr beide ja etwas gemeinsam.”
Ein aufbrausender Applaus und lautes Gelächter waren bis hinter die Kulissen zu hören, wo Sam, Damon und noch ein paar Wohltätigkeitsjunggesellen darauf warteten, dass sie an der Reihe waren.
Die Auktionatorin mit dem schicken Haarschnitt stand auf der Bühne und rief die nächsten sechs Kandidaten heraus, wobei sie wie eine Hexe den Finger krümmte und sagte: “Kommt zu mir, Jungs. Nicht schüchtern sein!”
“Sie meint uns. Los.” Damon zupfte zum letzten Mal an seiner Fliege, sodass sie etwas schief saß – was in dieser Situation gut passt, dachte Sam.
Von der Bühne aus mussten sie einer nach dem anderen den Laufsteg entlang und wieder zurück gehen, damit die Bietenden die “Ware” von allen Seiten begutachten konnten. Natürlich nicht zu nahe. Schließlich war dies eine Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der Geld zusammenkommen sollte, und das Publikum verhielt sich einigermaßen zivilisiert. Nur zwei Frauen – besonders die eine in der ersten Reihe – legten gelegentlich eine gewisse ungehobelte Hemmungslosigkeit an den Tag.
Als Damon seine Runde machte und über den Laufsteg zurückkam, erdreistete sich diese Frau zu rufen: “Seht mal, was der für einen schönen knackigen Hintern hat.”
Damon stellte sich neben Sam. “Wenn die für mich bietet, dann lege ich hier einen Herzinfarkt auf die Bühne”, flüsterte er seinem Freund ins Ohr.
“Dann bereite dich schon mal darauf vor”, flüsterte Sam zurück. “Sie wird dich heute Abend besitzen.”
Damons Stöhnen ging in der Ansage unter. “Junggeselle Nummer sieben, wir sind bereit für Sie.”
Mit einem großspurigen Schlenker ging Damon nach vorn und nahm eine angeberische Pose ein.
“Sehen Sie in Ihr Programm, meine Damen”, forderte die Auktionatorin das Publikum auf. “Dies ist Damon Field. Alter …?” Sie sah ins Publikum und grinste. “Er sagt, er sei so alt, wie Sie ihn haben wollen. Beruf? Tagsüber ist er einer der beiden Inhaber des Architektenbüros Oliver&Field. Aber in der Nacht – und jetzt zitiere ich ihn wörtlich, meine Damen – ist er der
Mann Ihrer Träume
!”
Im Saal wurde leise gelacht, übertönt von einem rauen “Hört, hört!”, das von der Frau in der ersten Reihe kam. Die Auktionatorin legte den Hammer auf das Podium und fuhr fort, die Vorzüge von
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