Engel küssen besser
man eine Aufgabe erledigt hat?”
“Eher solche wie die Aussicht auf eine Pizza oder ein Eis.”
“Sie meinen, ich hätte dieser Frau nur etwas Eis anzubieten brauchen?”
Sam lächelte. “Ganz so einfach ist es nicht, Gloria.”
“Das werde ich herausfinden.”
Er klappte die Pizzaschachtel zu und klopfte auf den Deckel. “Wenn Sie und Allison der Frau keine Bestechung angeboten haben, wie habt ihr beide es denn sonst geschafft zu gewinnen?”
Gloria entwickelte plötzlich großes Interesse für eine der brennenden Kerzen. “Wollen Sie das wirklich wissen? Es war nicht sehr professionell von mir.”
“Das hört sich doch schon gut an”, sagte er. “Jetzt will ich den Rest hören.”
“Nun, in Ihrer Laiensprache würden Sie das wahrscheinlich eine ‘Kollektive Gedankenveränderung’ nennen.”
Sam dachte über den Begriff nach, und fragte sich, warum er überrascht war, solche Worte aus ihrem Mund zu hören. Er räusperte sich, um nicht lachen zu müssen, was sie wahrscheinlich beleidigt hätte, und versuchte, ernsthaft auf sie einzugehen. “Kollektive Gedankenveränderung”, wiederholte er. “Wollen Sie damit sagen, dass sie jeden Einzelnen im Saal
hypnotisiert
haben?”
“Eigentlich nicht”, erwiderte sie und sah etwas verlegen aus. “Ich habe einfach nur jedem den Gedanken eingegeben, dass das Gebot siebenundvierzig
hundert
Dollar und zweiundfünfzig Cent war.”
Sam starrte sie an und brach in schallendes Gelächter aus.
“Na prima, Gloria!”
“Wirklich?”
“Kein Wunder, dass Allison Sie vergöttert. Sie sind wahrscheinlich der einzige Erwachsene in ihrem Leben, der eine noch größere Fantasie hat als sie selbst.”
“Sie glauben mir also nicht”, seufzte Gloria.
“Wenn Sie wollten, dass ich Ihnen glaube, dann hätten Sie nicht vergessen dürfen, auch mich zu hypnotisieren.”
“Vielleicht waren Sie gerade mit Ihren Gedanken woanders?”
“Alle anderen aber nicht? Das glaube ich nicht.” Er schüttelte den Kopf und lächelte sarkastisch. “Oh, ich glaube Ihnen durchaus, dass Sie etwas getan haben, um die Auktion zu manipulieren, aber Sie müssen zugeben, dass diese
Kollektive Gedankenveränderung
schwer zu akzeptieren ist.”
“Ich fange an zu glauben, dass Sie ein Wunder noch nicht einmal dann akzeptieren würden, wenn ich es in Käse einpacke und Ihnen auf einer Pizza serviere.”
“Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt an Wunder glaube, Gloria.” Er beobachtete, wie das flackernde Kerzenlicht ihr Gesicht beschien und ihre Haare wie einen Heiligenschein leuchten ließ. “Obwohl ich zugeben muss, dass ich in letzter Zeit, seit Sie hier sind, versucht bin …”
Gloria schaute Sam an, und ihr rutschte ein kleines “Oh” heraus. Sie war überrascht. “Ich bin eine Versuchung?”
“Fast unwiderstehlich.”
“Fast?” Sie wiederholte das Wort mit einer Bedächtigkeit, als wenn sie nach der Hintertür suchte, die Sam sich offen gelassen hatte. “Das bedeutet, dass ich
nicht
unwiderstehlich bin. Oder dass man mir sehr wohl
widerstehen
kann. Also bin ich keine wirkliche Versuchung.”
Sich Gloria als Versuchung vorzustellen, ging ihm unter die Haut. “Von hier aus sehen Sie aus wie der verführerischste Apfel im Garten Eden. Ich weiß aber auch, wie viele Schwierigkeiten dieser Apfel gemacht hat.”
“Es war ein ganz gewöhnlicher Apfel, Sam. Die Schwierigkeiten kamen ganz woanders her.”
Er dachte nach und musste zugeben, dass sie recht hatte. Darum versuchte er, sich wenigstens an einen der Gründe zu erinnern, weswegen er bis heute einer solchen Situation, in der sie sich jetzt befanden, immer aus dem Weg gegangen war. Gloria war hier, um sich um Allison zu kümmern, und nicht um ihn. Und wenn er erst einmal die Grenze überschritt und der Versuchung erlag, dann würden die Schwierigkeiten beginnen. Gloria war zu unschuldig für eine flüchtige Beziehung, und für mehr waren seine alten Wunden noch nicht genug verheilt. Sam sah deutlich vor Augen, dass er sich in Schwierigkeiten hineinmanövrieren würde, sobald er der Versuchung nachgab. Er richtete sich aus dem Schneidersitz auf die Knie auf und beugte sich leicht zu Gloria hinüber. “Gloria, ich weiß, worauf das hinausläuft, und ich glaube nicht, dass Sie verstehen können, welche Konsequenzen …”
“Einen Moment bitte.” Ärger blitzte in ihren Augen auf, als auch sie sich aufrichtete und hinkniete, um über den Couchtisch hinweg mit ihm auf einer Höhe zu sein. Sie wischte sich
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