Engel küssen besser
hatte nur sein Smokinghemd an, die Ärmel über die Ellbogen hinweg hochgekrempelt, und die hinteren Enden umspielten ihre nackten Hüften, während sie irgendeine Melodie summte und sich zu ihrem Rhythmus bewegte.
Sam war von ihrem Anblick entzückt, und sein Verlangen nach ihr war ein warmes wunderschönes Gefühl, das er mit jedem Atemzug und jedem Pulsschlag spürte. Diese Erregung war ihm vertraut, und er fragte sich, ob er dabei war, sich zu verlieben. Die Vorstellung erschien ihm absurd und zog ihm doch auf seltsame Weise das Herz zusammen.
In dem Moment schaute Gloria über die Schulter, sah ihn und drehte sich zu ihm um. Ihr Lächeln leuchtete wie der aufgehende Abendstern, der sich in ihren Augen niedergelassen hatte. “Sam.”
Das war alles. Nur sein Name, aber gesprochen von einer sanften, leicht rauchigen Stimme, welche Glorias Freude ausdrückte, ihn zu sehen. Es dauerte nur einen einzigen Herzschlag lang, und er war zu ihr geeilt, einen zweiten, und er hielt sie in den Armen, einen dritten, und sein Mund hatte den ihren gefunden. In diesem innigen Kuss schien die Welt für einige Augenblicke stillzustehen und ehrfurchtsvoll zu verstummen, und Sam hätte geschworen, dass der Himmel seufzte.
Als er den Kopf wieder hob, schaute Gloria ihn aus Augen an, die wie Sterne aussahen. “Sam Oliver. Deine Küsse rollen mir die Fußnägel hoch, aber sie stehen trotzdem nur an zweiter Stelle auf meiner Skala für Lieblingserlebnisse.”
“Ich glaube, das hast du letzte Nacht schon erwähnt.”
“Hab ich? Hm.” Sie strich ihm mit einem Finger über das Kinn. “Ich war mir nicht sicher, ob du dich daran erinnern würdest.”
Er küsste sie auf die Nasenspitze. “Mach mich nicht älter, als ich bin. Ich erinnere mich an jede Einzelheit der vergangenen Nacht. Du kannst mich ruhig befragen.”
“Okay. Was habe ich getragen?”
“Ein Gewand aus Mondlicht. Nächste Frage?”
“Was hast du getragen?”
“Nur das Verlangen nach dir.” Er legte ihr die Hände auf die Hüften und zog sie zu sich heran. “Und das werde ich heute Abend wieder tun.”
“Ich habe mir überlegt, dass ich von jetzt an dein Hemd tragen werde.”
“Das geht nicht, fürchte ich. Ich muss es zurückhaben.”
“Wann?”
Er überlegte kurz. “In spätestens zehn Minuten.”
“Und was ist, wenn ich es nicht ausziehe?”
“Dann werde ich es dir leider selbst ausziehen müssen.”
“Klar, jetzt hast du gut reden, aber gleich gehst du wieder arbeiten und vergisst das Hemd und auch die, die es trägt.”
“Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen”, sagte er lächelnd. Sie erwiderte sein Lächeln, und in seinem Herz tobte der Zwiespalt der Gefühle.
Ich liebe dich.
Die Worte waren in seinem Kopf, auf seiner Zunge, lagen ihm auf den Lippen, aber er konnte sich nicht überwinden, sie auszusprechen … nicht jetzt, nicht hier in Jennys Küche. Aber dennoch wollte er ihr sagen, wie wichtig sie ihm war. “Ich werde dich nie im Leben vergessen, Gloria.”
Das Lächeln in ihren Augen verschwand, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm ein flüchtiges Danke auf die Lippen.
Ich werde mich lang genug für uns beide erinnern
. Sie schickte ihm diese Worte, wartete aber nicht ab, wie die Reaktion war, sondern drehte sich aus seiner Umarmung und zeigte auf die Unordnung, die sie auf der Arbeitsplatte angerichtet hatte. “Seit einer Stunde versuche ich, Frühstück zu machen, aber die Eier sehen immer noch merkwürdig aus.”
“Sie sehen roh aus”, sagte Sam mit einem Blick über ihre Schulter hinweg.
“Ich verstehe nicht, warum dieses Ding nicht funktioniert.” Sie hob den Föhn hoch und hielt ihn über die Bratpfanne. “Du hattest doch gesagt, dass Essen in heißer Luft schneller gart.”
“Da habe ich den Backofen gemeint, Gloria.” Seine Stimme war leise, hatte aber einen Unterton, aus dem seine Belustigung herauszuhören war.
Sie bekam ein ungewohntes Gefühl in der Magengegend, und ihr war nicht danach zumute, über ihren Fehler zu lachen. Also legte sie den Föhn auf die Arbeitsplatte und kippte die Eier in die Spüle. “Die Eier machst du.” Damit drehte sie sich um und stieß mit der Pfanne gegen seinen festen Bauch, sodass er ein kurzes überraschtes “Uff!” von sich gab. Seltsamerweise ging es ihr danach besser. “Ich bin ein Engel”, sagte sie. “Keine Köchin.” Sie duckte sich unter seinen Armen hinweg und ging
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