Engel küssen besser
zur Tür.
“Gloria …” Sam hielt sie an der Hand fest und zog sie zu sich heran. “Wenn ich dich verletzt habe, dann tut es mir leid, und ich entschuldige mich dafür. Es ist nur … du hast einfach eine sehr ungewöhnliche Art, die Dinge zu sehen.”
“Ach ja? Nun, ich sehe jetzt dich an, Sam, und alles was ich sehe, sind … sind … Spiegeleier!” Sie entzog ihm die Hand und stemmte sie in die Seite, wobei sie sich nicht sicher war, ob sie gerade eine Erfahrung von Verlegenheit oder Wut machte oder eine posttraumatische sexuelle Frustration, von der sie in der Engelschule einmal kurz gehört hatte.
Seine Lippen zuckten, und sie nahm sich vor, dass, wenn er jetzt lachte, sie ihm eine verpassen würde.
“Daddy!” Allisons aufgeregter Schrei wurde kaum gedämpft durch die Entfernung, die er zurücklegen musste.
“Allie …” Sams Gesichtsausdruck veränderte sich sofort, und seine Aufmerksamkeit wandte sich seiner Tochter zu. Seine Stimme klang erschrocken und angespannt. “Verdammt, ich habe Allie vergessen. Ich war so mit dir beschäftigt, dass ich vergessen habe … sie ist krank, und ihr unfähiger Vater vergisst sie einfach.”
“Du dachtest doch, dass sie schlief, Sam.” Aber er war schon auf dem Weg nach oben, und Gloria wusste, dass er sich in diesem Moment nicht beruhigen lassen würde – besonders nicht von ihr.
Mit einem Seufzer ging sie hinüber zu dem Gitter, mit dem die jungen Hunde daran gehindert wurden, ihr Kinderzimmer zu verlassen, und kniete davor nieder. Sie steckte einen Arm hindurch, und innerhalb weniger Sekunden hatten sich alle auf ihre Hand gestürzt, leckten sie und rieben sich an ihr, während sie niedlich quiekten, wie es junge Hunde eben tun. “Sie schlief nämlich, müsst ihr wissen”, erzählte ihnen Gloria. “Sam ist ein guter Vater. Er hat keinen Grund, auf sich böse zu sein.” Oder auf sie.
Aber sie wusste, dass er genau das jetzt war.
Während sie einen jungen Hund nach dem anderen streichelte, versuchte sie sich mit ihresgleichen zu verbinden … aber die Atmosphäre um sie herum war leer. Es war kein Engel in der Nähe. Noch nicht einmal Leonard hielt es für nötig zu antworten. Und so konnte sie eine weitere Erfahrung auf ihre Liste setzen, obwohl sie sich daran erinnerte, dass ihre Lehrer gesagt hatten, Engel könnten niemals wirklich verstehen, was Einsamkeit ist.
Etwas später erschien Sam in der Tür und hielt eine hochrote Allison auf dem Arm, die sich an ihn klammerte.
“Hallo, Gloria”, flüsterte sie mit einem Mitleid erregenden Stimmchen und zog ihr Hemd hoch. “Guck mal, ich bin ‘punktet.”
Gloria stand auf, um die roten Punkte auf Allies Bauch zu begutachten. Sie versuchte auch, Sam ein Lächeln zu schenken, aber er ignorierte diese Geste und auch den Trost, den sie ihm damit spenden wollte. Er setzte sich Allie seitlich auf die Hüfte und wandte sich ab. “Ich gehe mit ihr zum Arzt”, sagte er nur. “Wir sind bald zurück.”
“Wenn du zurückkommst, spielen wir Punkte verbinden”, sagte Gloria.
Allisons Kichern war sehr leise. Sam reagierte überhaupt nicht, sondern zog die Haustür geräuschvoll hinter sich zu.
“Ich bin wieder da, Gloria.”
Allison fühlte sich viel besser, obwohl die Falten auf ihrer Stirn anzeigten, dass es ihr nicht besonders gut ging. Sie warf den armen Hunny auf den Küchentisch und kletterte auf einen Stuhl. Oben angekommen, legte sie das Kinn auf eine Faust und seufzte mitleiderregend. “Ich habe Windpochen”, verkündete sie feierlich.
Gloria schaute von Allie zu Sam hinüber. “Windpochen?”
“Pocken.” Sam stellte eine Flasche Medizin neben die Spüle und entfaltete den Beipackzettel. “Es sind die Windpocken, eine ganz normale Kinderkrankheit. Das habe ich Allie schon erklärt. Dr. Cooper sagt, dass sie für die nächsten paar Tage, in denen sich der Ausschlag entwickelt, ansteckend sein wird, aber danach müsste sie sich besser fühlen.”
“Und keiner darf mit mir spielen, weil ich ‘steckend bin.” Allie drückte das Kinn noch tiefer in ihre Faust. “Ich darf mit keinem Kind spielen. Noch nicht einmal mit Hunny, weil er sonst auch Windpochen kriegt.”
“Ich bin sicher, Drachen sind immun gegen Kinderkrankheiten”, sagte Gloria. “Du kannst ruhig mit ihm spielen.”
“Aber wer macht mein Frühstück? Und wer liest mir und Hunny
Das beste Nest
vor?” Ihre Augen glänzten voller besorgter Tränen. “Und wer bringt uns ins Bett? Und was ist, wenn ich schlecht
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