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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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wir es zu einem DNA -Muster vom Täter bringen.«
    »Wie viel Glück?«, fragt Bastian skeptisch.
    »Einiges«, gibt Blum zu. »Das läuft folgendermaßen: Da natürlich jede Menge Zellspuren des Opfers in den Kleidungsstücken sein dürften, müssen die Leute im Labor sehr geduldig sein. Man muss genau unterscheiden. Aber im besten Fall gelingt es, mehrere DNA -Muster zu erstellen. Wenn man auch noch die Eltern ausschließen kann und vielleicht sogar eine Kindergärtnerin, und dann bleibt immer noch etwas übrig …«
    »Die Nadel im Heuhaufen, oder?«
    »Im Grunde genommen schon. Aber einen Versuch ist es wert.«
    »Und dauert wie lange?«
    »Ach Bastian, dass du immer gleich den Finger in die Wunde legen musst.«
    »Sorry, ist nicht persönlich gemeint.«
    Bastian Kreuzer steht auf, um sich noch einen Kaffee zu holen. Kaum hat er dem Schreibtisch den Rücken gekehrt, klingelt sein Telefon.
    »Gehst du mal, Sven?«
    Ächzend stößt sich Sven vom Fensterbrett ab und schlendert zu Kreuzers Schreibtisch.
    »Kripo Westerland, Winterberg.«
    Bastian stellt die Glaskanne zurück in die Maschine und bläst in den vollen Kaffeebecher, während er zu dem freigewordenen Fensterplatz hinübergeht. Erst nach den ersten beiden Schlucken fällt ihm auf, dass sein Kollege seit Sekunden schweigend dem Telefon lauscht, wobei er von Blum, der immer noch hinter Siljas Schreibtisch sitzt, besorgt beobachtet wird. Ein Blick in Svens Gesicht alarmiert Bastian zusätzlich. Stumm formt er seine Frage mit den Lippen.
    »Was ist?«
    Sven reißt die Augen auf und schüttelt die freie Hand mit gespreizten Fingern, als habe er sich verbrannt. Gleichzeitig ruft er ins Telefon:
    »Vor zehn Minuten, sagen Sie?«
    Bastian wechselt einen kurzen Blick mit Blum, dann stellt er den Becher ab und greift nach Autoschlüssel und Handy. Sven nickt mehrmals ins Telefon und einmal bestätigend in Bastians Richtung.
    »Okay, ich verstehe. Stellen Sie zwei Ihrer Angestellten an die Parkplatzausfahrten. Niemand darf rein, niemand darf raus. Die Leute sollen bleiben, wo sie sind. Wir sind in einer Viertelstunde da.«
    Ein Wortschwall quillt aus dem Apparat, der fast umgehend von Sven abgewürgt wird.
    »Das war keine Bitte, das war eine Anordnung. Sagen Sie den Leuten, wir kriegen sie sonst wegen Behinderung von Ermittlungen dran. Immerhin ist wieder ein Mädchen verschwunden, da sollen die sich ihr wohlverdientes Wochenende sonst wohin schieben. – Ja, das können Sie gern zitieren. Ich verlasse mich auf Sie. Und kümmern Sie sich um die Mutter. Bis gleich!«
    »Und?«
    Bastian steht schon an der geöffneten Tür. Auch Blum ist jetzt aufgesprungen.
    »Noch ein Mädchen entführt. In Hörnum auf einem Supermarktparkplatz. Der Filialleiter hat uns sofort angerufen, nachdem die Mutter an der Kasse darum gebeten hat, ihre Tochter ausrufen zu lassen. Das Mädchen ist erst fünf, aber groß für sein Alter und strohblond, passt also alles genau ins Muster. Den Rest habt ihr ja gehört.«
    Mit trommelnden Schritten laufen die drei Beamten den Korridor entlang und die Treppe hinunter. Verdutzte Kollegen werden mit Zwei-Wort-Sätzen informiert. Am Ende des Ganges biegt Blum ab, um seine Ausrüstung zu holen.
    »Ich brauche fünf Sekunden«, ruft er den beiden anderen zu, »wartet draußen am Wagen auf mich, bin sofort bei euch.«
    Keine Minute später sitzen alle drei in Bastians Auto und starten mit quietschenden Reifen.

Freitag, 24. Juli, 18.14 Uhr,
Möwengrund, List
    Dass der Sturm abebbt, bemerkt Fred daran, dass das Flimmern seines Fernsehers auf ein erträgliches Maß zurückgeht. Auch der Nachrichtensprecher hat plötzlich keine Dauerwellen mehr im Gesicht. Oder doch nur wenige, die sich möglicherweise auch mit Freds etwas getrübtem Wahrnehmungsvermögen erklären lassen.
    Freds Blick wandert von der Mattscheibe zu der Wodkaflasche in seiner Hand und wieder zurück. Soll er oder soll er nicht? Noch ist die Flasche verschlossen, und es wäre untertrieben, zu behaupten, dass er für diesen Nachmittag nicht schon genügend getankt hätte. Probeweise versetzt Fred der leeren Flasche am Boden einen Tritt. Sie rollt quer über den fadenscheinigen Teppich und verschwindet unter dem Bett. Das Ganze wirkt, als habe es diese Flasche nie gegeben. Na also. Wenn das kein Wink des Schicksals ist.
    Während er die zweite Flasche öffnet, nimmt Fred aus dem Augenwinkel wahr, dass sich der Sprecher aus dem Bild verabschiedet und einer Dünenlandschaft Platz macht. Vor

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