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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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nächsten Wochenende?«
    »Da passt es schlecht, aber raten Sie mal, wo ich mich gerade befinde.«
    »Ich weiß nicht. In Ihrem Büro? Bei Ihnen zu Hause? Ich will Sie auf keinen Fall stören, und falls Sie nächstes Wochenende nicht können, dann …«
    »Ich bin auf dem Autozug. Oberdeck. Ist ganz schön heiß hier, trotz geöffnetem Verdeck und mächtig viel Fahrtwind.«
    »Aber das ist ja wunderbar.«
    »Sie sagen es. In zwanzig Minuten bin ich in Westerland, und wenn Sie nichts dagegen haben, komme ich in einer halben Stunde bei Ihnen vorbei und hole Sie ab. Dann können Sie mir gleich den Weg zu dieser Wundervilla zeigen.«
    »Wundervilla?«
    »Na, Sie haben das Haus schließlich in den höchsten Tönen gelobt. Daran werden Sie sich ja wohl noch erinnern.«
    »Ja, natürlich. Ich habe auch wirklich nicht zu viel versprochen.«
    »Umso besser. In einer halben Stunde also? Passt das?«
    »Ja, das ist perfekt. Bis dann.«
    Verwirrt starrt Mona das Telefon in ihrer Hand an. In einer halben Stunde, hat dieser Steingart gesagt. Unter den irritierten Blicken von Lucie Piehl und Oskar Neumann steht Mona auf und geht hinüber in den Besprechungsraum. Dort schichtet sie lautstark einige Minuten lang Exposéstapel um, dann schleicht sie sich ins Bad. Das Make-up ist perfekt, und als sie zurückkommt, sind es nur noch wenige Minuten. Um die Zeit totzuschlagen, lässt sie sich von Lucie in ein Gespräch über die zweite Entführung verwickeln. Die geborene Sylterin gibt ihrer Empörung über das Versagen der Polizei lautstark Ausdruck.
    »Und sie haben keine einzige Spur. Dabei ist die Kleine direkt vom Parkplatz verschwunden. Am Freitagabend. Da ist es rappelvoll im Supermarkt. Es muss doch irgendjemandem irgendetwas aufgefallen sein. So ein Mädchen versinkt nicht einfach im Erdboden.«
    »Aber soweit ich weiß, war die Polizei sehr schnell dort und hat alle Anwesenden auch gleich vernommen.«
    »Ja, ja. Niemand hat etwas bemerkt.«
    »Und dann dürfen Sie nicht vergessen, dass das Mädchen schon vor der Mutter auf dem Parkplatz war, um den Einkaufswagen zurück in die Schlange zu schieben. Da hat die Mutter noch im Laden an der Kasse gestanden. Ein Entführer hätte also fünf, vielleicht sogar zehn Minuten Zeit gehabt, um das Mädchen anzusprechen und mit ihm vom Parkplatz zu verschwinden. Ich glaube nicht, dass die Menschen am Freitagabend in dem ganzen Stress so sorgfältig um sich schauen. Wahrscheinlich war jeder von ihnen froh, wenn er es bis zum eigenen Auto und mit diesem von dem überfüllten Parkplatz bis auf die Straße geschafft hat.«
    »Also, auf keinen Fall kann die Kleine sich gewehrt haben«, gibt Lucie gerade zu bedenken, als von draußen eine Hupe ertönt. Ein kurzer Blick bestätigt Mona in der Annahme, dass für Björn Steingart offenbar Zeit Geld ist. Er sitzt in seinem Cabriolet und winkt ihr ungeduldig zu. Schnell greift Mona nach ihren Unterlagen.
    »Ich fahre zu der neuen Wattvilla. Der Kunde aus Hamburg wartet schon«, ruft sie überflüssigerweise ihrer Mitarbeiterin zu, als sie das Büro verlässt. »Und starren Sie nicht so nach draußen. Was soll Herr Steingart denn denken?«
    Doch Björn Steingart hat den Blick gesenkt. Er beugt sich über den Beifahrersitz, um für Mona die Tür zu öffnen.
    »Hallo, Frau Hofacker. Geht’s Ihnen gut? Ihr Wochenende hat ja nicht gerade prickelnd begonnen.«
    »Sie meinen die neuesten Meldungen? Ach, wissen Sie, diese Sache mit den verschwundenen Mädchen tangiert mein Gewerbe gar nicht so sehr, wie Sie vielleicht glauben«, lügt Mona.
    Björn Steingart startet den Wagen und reiht sich in die Autoschlange auf dem Strönwai ein.
    »Ach so? Ich habe eigentlich angenommen, dass das ziemliche Umsatzeinbußen für Sie mit sich bringen dürfte. Es muss doch für eine Maklerin in den letzten Tagen ganz schön schwierig gewesen sein, ihre Kunden bei Laune zu halten.«
    Björn Steingart sieht sie lange an. Erst als sein Wagen sich gefährlich nach rechts orientiert, wendet er den Kopf wieder der Straße zu. Vorsichtig lässt Mona ihre Blicke über den Fahrer wandern. Gebräunte Haut, dunkle Augen, in deren Winkeln sich die ersten Falten abzeichnen. Er könnte richtig nett aussehen, wäre da nicht dieses Glatte, fast Künstliche in seinen Zügen. Sein Lächeln bei der Begrüßung war umwerfend, aber hat er damit sie oder ihren Job gemeint?
    »Wie ich schon sagte …«, versucht Mona einen neuen Widerspruch zu formulieren, aber Steingart unterbricht sie

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