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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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ein rosafarbenes Himmelbett im Kleinformat, ein niedriges Regal und ein Kleiderschrank im Design eines Schlossportals stehen in den beiden Zimmerhälften. Dazwischen befindet sich eine Trennwand, die durch einen breiten Rundbogen unterbrochen ist. Genau in der Mitte dieses Bogens ist eine elektrisch zu betreibende Puppenküche installiert. Mintgrün emaillierte Minitöpfe und -pfannen, kleine Holzlöffel und Siebe, sogar zwei gelbkarierte Schürzen liegen bereit, als wollten die beiden kindlichen Hausfrauen hier demnächst tätig werden.
    Eine merkwürdige Folge von Tönen reißt Mona aus ihrem Staunen.
    Ein Kinderlied.
    »Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh.
    Das sind die lieben Gänschen, die hab’n keine Schuh.
    Der Schuster hat Leder, kein’ Leisten dazu,
    drum gehn die lieben Gänschen und hab’n keine Schuh.«
    Hinter dem Rundbogen in der anderen Hälfte des Raumes steht Markus Rother mit dem Rücken zu der Maklerin, deren Eintreten er nicht bemerkt zu haben scheint. In jeder Hand hält Rother eine blondgelockte Käthe-Kruse-Puppe, eine im himmelblauen, die zweite im rosenroten Kittelkleid. Zwischen den beiden direkt vor Rother sitzt eine dritte Puppe nackt mit weit gespreizten Beinen auf dem Himmelbett. Sie ist etwas größer als die anderen, und ihre Haare sind von einem dunkleren Blond. Die drei Puppen haben ihm ihre Gesichter zugewandt, als wollten sie in seinen Gesang einstimmen. Oder ihn unterbrechen.
    Denn Markus Rother verstummt plötzlich, blickt aufmerksam von einer Puppe zur nächsten und beginnt leise, als sei es eine Geheimbotschaft, einen Abzählreim zu skandieren.
    »Ene mene muh und weg bist du
    weg bist du noch lange nicht, sag mir erst, wie alt du bist.«
    »Herr Rother?«
    »Ja? – Oh, ich habe Sie gar nicht bemerkt.«
    Liebevoll setzt Rother die beiden blonden Puppen auf dem Bett ab, dann wendet er sich der Maklerin zu. Er braucht nur Sekunden, um sich zu fassen.
    »Haben Sie … haben Sie alles gesehen?«
    »Ich denke schon. Ein Grundriss wäre aber trotzdem hilfreich.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich einen auftreiben kann. Das Haus gehörte meiner Mutter, das wissen Sie ja schon. Nach ihrem Tod habe ich zunächst die wichtigsten Unterlagen durchgesehen. Sie werden bestimmt verstehen, dass es da andere Prioritäten gab.«
    »Selbstverständlich. Es bleibt aber dabei, dass Sie so schnell wie möglich verkaufen wollen?«
    Markus Rother zögert kurz. Ein normales Zurückschrecken des Pferdes vor dem Sprung. Dann legt er sich in einer ungewöhnlichen Geste beide Hände an die Schläfen und drückt die Mütze tiefer in die Stirn.
    »Es bleibt dabei. Unbedingt. Ich bemühe mich, die Regelung der Erbangelegenheiten zu beschleunigen. Das Testament ist eindeutig, ich habe keine Geschwister mehr, auch mein Vater ist vor Jahren gestorben. Es dürfte also keine Probleme geben.«
    »Schön. Der Sommer ist die beste Zeit für Besichtigungen. Darum sollten wir das Haus möglichst bald in einen präsentablen Zustand bringen.«
    »Was genau meinen Sie damit?«
    Der Blick, den Rother durch das gedoppelte Mädchenzimmer schickt, wirkt zweifelnd. Mona begreift, dass sie die Unterhaltung besser an einem neutralen Ort fortsetzen sollten.
    »Das müsste ich ein bisschen ausführlicher erklären. Falls Sie noch etwas Zeit haben, wäre es gut, wenn wir uns kurz in meinem Büro zusammensetzen könnten. Ich würde dann den Grundriss skizzieren, und wir könnten auch eine schriftliche Vereinbarung treffen.«
    »Okay?«
    Das Zögern in Rothers Stimme entgeht Mona nicht.
    »Oder sind Sie noch länger auf der Insel? Dann können wir natürlich auch gern einen neuen Termin machen.«
    »Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleiben werde.«
    »Wollen Sie hier im Haus wohnen?«
    Monas Stimme klingt fast bittend. Sag nein, um Gottes willen.
    Markus Rother scheint ihre stumme Bitte vernommen zu haben, denn er schüttelt den Kopf. Doch dann runzelt er die Stirn und schließt kurz die Augen, als habe Mona ihn möglicherweise auf eine Idee gebracht. Aber zum Glück wiederholt er seine Antwort noch einmal sehr entschieden.
    »Nein, hier wohnen, das werde ich ganz bestimmt nicht.«
    »Wäre es dann möglich, dass ich einen Schlüssel bekomme? Dann könnte ich die Besichtigungen durchführen, ohne dass ich Sie jedes Mal belästigen muss.«
    »Den Schlüssel. Ja, natürlich. Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Ich habe nämlich in der Wohnung meiner Mutter bisher nur einen einzigen gefunden. Es müssten aber mehrere

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