Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Quadratzentimeter verwandelten – das Echo von Schäfers Flüchen über seine ehemaligen Landsleute tönte durch den Raum. Vötters Mitgliedschaft im BOG : Mittel zum Zweck. Doch das Treffen mit seinem ehemaligen Schulkollegen Johannes Schäfer? Und die Mutmaßung von Sigrist, dass der Kitzbüheler Pfarrer etwas über Schäfers Verschwinden wusste, das er dem Privatdetektiv jedoch nicht zu verraten bereit war? Und das Bild von der Überwachungskamera einer Tiroler Tankstelle? Bergmann ahnte, dass ihm ein Abstecher in den Geburtsort des Majors nicht erspart bleiben würde. Pfarrer Danninger war ein langjähriger Freund und enger Vertrauter Schäfers, wie Bergmann einige Jahre zuvor mitbekommen hatte, als er im Zuge einer Ermittlung nach Kitzbühel gereist war. Kurz nachdem Schäfer den Ort verlassen hatte, wie er sich nun grinsend erinnerte. Absichtlich nach dessen Rückreise!, weil sie in den Wochen zuvor ein paar heftige Auseinandersetzungen gehabt hatten und er Schäfers fast schon flehentliches Ersuchen, nach Kitzbühel zu kommen, um ihn zu unterstützen, mit Hinweis auf dringende Ermittlungen in Wien zurückgewiesen hatte. Und dann hatte der Hund den Fall allein aufgeklärt! Bergmann hieb mit der Faust auf den Tisch und drehte dann mit Schäfers Stuhl eine Pirouette. Als das Telefon läutete, rollte er zu seinem Platz und hob ab.
„Wer? … Ah, ja … na ja, wenn er schon da ist … schicken Sie ihn herauf …“
Wie hatte er in so kurzer Zeit vergessen können, dass er Kovacs aufgetragen hatte, den Richter herzubestellen? Den hatte er vor seinen Karren spannen wollen, um mehr über das BOG herauszufinden. Und jetzt stand der Ochse tatsächlich in seiner Tür.
„Schönen guten Tag, Herr Schlatter“, Bergmann stand auf und reichte dem Richter die Hand, „danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben …“
„Wenn die Republik ruft, wenn die Republik ruft!“, der Richter sah sich um, ging zum Waschbecken, wusch sich die Hände und setzte sich dann auf den Besucherstuhl. „Also, Herr Chefinspektor, womit kann ich dienen?“
„Ich habe Ihre Berichte durchgelesen und den Eindruck gewonnen, dass an Ihren … ähm … Annahmen durchaus etwas dran sein könnte …“
„Na das will ich doch meinen …“
„Natürlich … allerdings habe ich Zweifel, ob die vorliegenden Indizien ausreichen, um die Aufnahme eines Verfahrens zu rechtfertigen …“
„Was wollen Sie denn noch mehr!“, der Richter schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Zum Glück hat er seinen Hammer nicht in die Pension mitgenommen, dachte Bergmann und fragte sich, ob er sich mit diesem Treffen wirklich einen Gefallen getan hatte.
„Ich habe keine einzige Zeugenaussage, keine Sachbeweise am Unfallort oder am Wagen …“
„Ich habe wohl ausführlich dargelegt, warum dem so ist …“
„Ja, schon …“, sagte Bergmann zögernd. Verdammt, er sprach doch hier mit einem Juristen; der musste doch wissen, dass jeder Kanzleigehilfe seine Indizienkette zerbröseln lassen konnte; von den Anwälten des BOG ganz zu schweigen. „Aber die Argumentation, dass es keine Beweise für ein Verbrechen gibt, weil die Verbrecher alle haben verschwinden lassen, läuft eben meist auf einen Freispruch aus Mangel an Beweisen hinaus … ich sage ja nicht, dass Sie unrecht haben … aber wenn Sie wollen, dass wirklich Licht in diese Angelegenheit gebracht wird, würde ich Ihnen zu einer anderen Vorgehensweise raten …“
„Und die wäre?“, fragte der Richter nach geschmollten dreißig Sekunden.
„Wer weiß aller Bescheid über Ihre Anschuldigungen gegenüber dem BOG ?“
„Bislang zwei absolut vertrauenswürdige Personen und Sie …“
„Sehr gut … ich möchte Ihnen jetzt eine Information anvertrauen, deren Quelle … also von mir haben Sie das nicht, und gegebenenfalls werde ich das auch abstreiten …“
Der Richter beugte sich nach vorne und zog die Augenbrauen leicht nach unten. O Bergmann, wenn Schäfer dich jetzt sehen könnte!
„Sie haben vermutlich vom Verschwinden Major Schäfers gehört …“
„Sicher …“
„Es spricht einiges dafür, dass er gegen einige Mitglieder des BOG ermittelt hat …“
„Sie meinen …“
„Ich meine gar nichts. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Major Schäfer drei Personen unter Verdacht hatte, in illegale Aktivitäten verwickelt zu sein … die Namen Thomas Eisert und Linus Foster sagen Ihnen etwas?“
„Beide tot …“, flüsterte der Richter, und Bergmann überkam wieder dieses seltsame
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