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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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unterlagen. Doch dafür hatte er auch ein paar Dinge erfahren, die ihm ohne Vertrauensbeweis und Gegenleistung verborgen geblieben wären. Fraglich, ob sie ihm etwas nutzten, aber immerhin. Vermutlich sollte er stolz sein, sich im inneren Kreis des österreichischen Geheimdienstes bewegen zu dürfen. Der Preis des Stolzes: seine wachsende Paranoia, dass er unter Beobachtung stand, dass irgendwelche anderen noch mehr wussten, ihn aus irgendeinem Grund nicht einweihten … vielleicht sogar selbst in dieser obskuren Verschwörung mit drinsteckten. Warum war denn das BOG nicht längst auseinandergenommen worden, wo es doch genug Hinweise gab, dass dieser Verein mit einer Terrorzelle in Verbindung stand? Die Antwort konnte er sich gleich selbst geben: Weil es nicht verboten war, Mitglied in einem Verein zu sein, in dem einzelne Mitglieder ohne das Wissen der anderen strafbare Handlungen vollziehen; sonst müsste man ja jeden Katholiken verhaften. Weiteres Argument: Sie hatten es hier nicht mit einem Haufen mittelloser Studenten zu tun, die gegen das Demonstrationsverbot verstießen und hopp, hopp in den Gefangenenbus gezerrt werden konnten. Wer im BOG keinen Anwalt hatte, war selbst einer. Je länger Bergmann über den Ablauf der Ermittlungen nachdachte, desto frustrierter wurde er. Lorenz und das BVT : Die taten ihm keine Türen auf, wie er gehofft hatte; sie legten einen Balken davor.
    „Man könnte glauben, die Welt geht unter“, Kovacs stand vor ihm, und er wusste nicht, ob sie geklopft oder ihn vielleicht sogar schon begrüßt hatte. „Ich bin die Burggasse hinunter, da hat sich eine Asiatin mitten auf der Straße vor einen Feuerwehrwagen gestellt und die Männer angefleht, dass sie ihr das Wasser aus dem Geschäft pumpen. Dahinter hat ihr Mann Schachteln und Stoffsäcke aus dem Laden geschleppt und auf die Autodächer davor gestapelt … das war ein Bild wie aus dem Krieg … also Krieg in dem Sinn kenne ich ja keinen …“
    „Ja … wenn Sie in Ihrem Büro allein Angst haben, dürfen Sie sich zu mir setzen“, sagte Bergmann schnippisch, worauf ihn Kovacs verständnislos ansah. „Hallo? Da draußen gehen Existenzen den Bach hinunter und Sie meckern spießig herum?“
    „Entschuldigung“, antwortete Bergmann nach einer Denkpause, „ich war gerade in … also dass Sie heute hier arbeiten können, habe ich ernst gemeint … würde mich freuen … packen Sie Ihre Sachen und kommen Sie herüber, ich mache uns inzwischen einen Tee …“
    Mit Kovacs’ Anwesenheit besserte sich seine Laune. Eine Stunde lang saßen sie sich schweigsam gegenüber, klopften auf ihre Tastaturen und gaben beizeiten einen Kommentar zur Hochwassersituation ab, was bewies, dass sie nicht nur arbeiteten, sondern dazwischen auch den Zustand der Welt aus der erhabenen Warte des Internetbenutzers betrachteten. Irgendwann stand Bergmann auf, öffnete die Schranktür und forderte sie auf: Schauen Sie sich das bitte einmal an. Auf Schäfers Stuhl rollte Kovacs auf Bergmanns Seite und folgte seinen Ausführungen. Und mit jedem Satz, den Bergmann von sich gab, wurde ihm leichter, hatte er das Gefühl, endlich nicht mehr im strategic office zur Observation terroristischer Aktivitäten zu sitzen, sondern in Bodennähe mit einer Kollegin zu plaudern. Kovacs erdete ihn, ihre Fragen und Kommentare bildeten keine weiteren spekulativen Blasen, die dem ohnehin schon unüberschaubaren Material noch mehr kafkaeske Dimensionen verliehen; sie waren so simple wie kluge Hiebe, die dem aufgeblasenen Ungetüm, zu dem sich Schäfers einst banales Verschwinden entwickelte hatte, viel seiner unnützen Luft nahmen. Von wegen Sonnentempler, von wegen FBI und Megiddo, von wegen BOG quasi Freimaurer quasi Weltverschwörung.
    „Ein paar Fanaten, die sich für aufgestiegene Meister oder Erzengel oder sonst was halten und irgendwo in Wien was in die Luft jagen wollen …“
    „So in etwa …“
    „Na ja … finden und unschädlich machen oder danach den Mist wegräumen …“
    „Und wenn der Wagen mit dem Sprengstoff bei uns in der Tiefgarage landet?“
    „Dann sitzt sicher Major Schäfer hinterm Steuer, grinst wie blöd und schreit heraus: He, Burschen, schaut mal, was ich gefunden habe!“
    „Ja“, Bergmann musste lachen, „und dann: Scheiße, da sind so Zahlen, die nach unten laufen: zehn, neun …“
    Sie grinsten einen Moment in sich hinein, als gedächten sie eines liebenswerten Verschiedenen.
    „Was muss man für ein Karma haben, um dauernd so einen Mist

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