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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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wegen dieses blöden Witzes – oder war es eine Eselsbrücke gewesen? –, den ihr Geografielehrer einige Male über Ausserrhoden und Innerrhoden gemacht hatte. Wie war der gegangen … keine Ahnung. In Sankt Gallen würde er aussteigen, etwas essen und sich einen Überblick verschaffen. Hochwasser hieß immer auch ein gewisses Maß an Chaos. Und je chaotischer die Verhältnisse, desto leichter war es, eine Grenze zu überschreiten.

44.
    Nummer fünf ist tot. So der Betreff der Nachricht höchster Priorität, die Bergmann zu Mittag von Lorenz bekam. Im Klartext: Der Schweizer Nachrichtendienst hatte die Ermittlungsakte zu einer männlichen Leiche weitergeleitet, die am 3. Juni in einem Waldstück im Wallis gefunden worden war. Todesursache waren drei Schüsse in den Oberkörper. Der Mann, der bald als Josef Breiler – dreiundvierzig Jahre, Galerist und Kunsthändler, wohnhaft in Zürich – identifiziert werden konnte, hatte ein Jagdgewehr sowie eine Taschenlampe bei sich gehabt; in der Nähe der Leiche waren drei Patronenhülsen gefunden worden, was den Verdacht nahelegte, dass dem Tod des Mannes ein Feuergefecht mit einer bislang unbekannten Person beziehungsweise mehreren vorausgegangen war. Dem Anhänger am Hals des Toten hatte die Kantonspolizei anfangs keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Erst als das BVT die Schweizer Kollegen vom NDB in die Vorfälle in Österreich eingeweiht und um Zusammenarbeit ersucht hatte, schloss sich der Kreis: Das Amulett war in seiner Machart identisch mit den bisher aufgefundenen; der einzige Unterschied bestand im eingravierten Symbol, das man dem Erzengel Jophiel zuordnete.
    Endgültige Sicherheit sowie eine Bestätigung bisheriger Vermutungen schuf die Durchsuchung von Breilers Wohnung, wo sie auf eine beachtliche Sammlung an Büchern, Dokumenten und selbst verfassten Texten gestoßen waren, die nicht nur eine Gesinnungsverwandtschaft zu Eisert und Plier belegten, sondern auch konkret auf die Rollen eingingen, die sich Breiler und seine Brüder im Geiste offensichtlich zugedacht hatten: „ … als aufgestiegene Meister sind wir nicht körperliche Wesenheiten höherer Bewusstseinsebenen, Inkarnationen der Erzengel Michael, Chamuel, Jophiel, Uriel, Metatron, Raphael, Zadkiel und Gabriel, die je nach ihren speziellen Fähigkeiten und Aufgaben an der Integration der Menschheit in die neue Dimension arbeiten. In wiederholten Inkarnationen haben wir die Dualität zwischen Körper und Geist sowie die Grenze zwischen Leben und Tod überwunden und damit den Aufstieg zu einer multidimensionalen Ebene erreicht, von der aus wir als Vermittler neuer Energiemuster wirken und im Bunde der Acht die Weltenwende herbeiführen …“
    Weltenwende … ein Prozess, der durch einen Terroranschlag initiiert werden soll? War das die smoking gun , nach der das BVT gesucht hatte? Eine loaded gun , wenn überhaupt, dachte sich Bergmann, als er die Dateien aus dem Mailanhang überflog. Obskure Ausführungen über verstärkte Tätigkeiten im Erdkern, die Polverschiebung, eine Supernova im Sternbild des Orion und das vermehrte Auftreten von Alphawellen, seitenweise Exegesen der Apokalypse des Johannes, dazu der Prophezeiungscodex, den auch Eisert besessen hatte. Und weiter? E-Mails oder Telefonate zwischen den Männern, Fotos, Fingerabdrücke, Zeugenaussagen … Linus Foster war zwischen 28. und 31. Mai in der Schweiz gewesen, wie die Auswertung seiner Kreditkartendaten sowie des Navigationssystems seines Wagens ergeben hatte: in Zürich, Bern und Lausanne; sollte er dort aus beruflichen Gründen unterwegs gewesen sein, dann nicht im Auftrag eines der Magazine, für die er arbeitete; und die unter Umständen aussagekräftigeren Daten auf seinem Laptop waren nicht zugänglich, zumal dieser in Vietnam verschwunden war. Das war alles?
    Bergmann sandte die Dateien an den Drucker. Für gewöhnlich war er Anhänger des paperless office , doch in diesem Fall wollte er buchstäblich etwas in Händen halten, zumal sich das Gefühl, dass ihm Informationen vorenthalten würden, verstärkt hatte. Dieses unheimliche Gefühl, dass er nur einen Teil der bereits bekannten Wahrheit zu sehen bekam; dass die digitalen Dokumente, die Lorenz ihm schickte, sich jederzeit selbst vernichten konnten, wenn er sich irgendeiner Indiskretion schuldig machte. Zugegeben, das hatte er bereits mehrfach: Sowohl dem Privatdetektiv Sigrist als auch Amos Goldmann hatte er Informationen gegeben, die der strikten Geheimhaltung

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