Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
zusammentritt, sagt mir aber etwas anderes. Plier als ehemaliges Mitglied einer Sekte, deren Führer einen Massenmord verübt haben, weil sie geglaubt haben, dass die Apokalypse vor der Tür steht … Eisert, der eine Serie von Sprengstoffanschlägen in Wien vorbereitet hat … aus ähnlichen Motiven, wie die Untersuchungen des BVT ergeben haben … bei ihm haben wir einen Anhänger gefunden, der bestimmt aus keinem Schmuckgeschäft oder Souvenirshop kommt … in Schäfers Schublade ist ein Anhänger gelegen, der aus den gleichen Metallen in derselben Zusammensetzung gefertigt worden ist … an diesem Anhänger hat das Labor Hautpartikel von Andreas Troger gefunden … der Troger, der vor kurzem aller Wahrscheinlichkeit nach in Stein von Tannhäuser umgebracht worden ist … von dem Tannhäuser, der behauptet, seine Mordaufträge von Gott persönlich zu bekommen … von dem Tannhäuser, den Schäfer in den letzten Monaten vier Mal besucht hat, ohne dass er irgendwen davon informiert hat … von dem Tannhäuser, der mich Länge mal Breite verarscht hat!“
Bergmann war sich nicht sicher, glaubte aber, dass sich während seines Vortrags Kamps Mund für einen Moment zu einem Grinsen verzogen hatte. Er atmete geräuschvoll durch.
„Gut“, sagte Kamp und richtete sich in seinem Sessel auf, „wir gehen das ab sofort als Ermittlungsverfahren in einem vermutlichen Gewaltverbrechen an, was die Zuständigkeit von der Fahndungsgruppe zu uns bringt … ob Sie den Fall offiziell übernehmen dürfen, kann ich noch nicht sagen. Schreiben Sie einen detaillierten Bericht, der die Zusammenarbeit mit dem BVT für beide Seiten von Vorteil erscheinen lässt … dann haben wir da auch ein paar nützliche Ressourcen …“
„Was machen wir mit Müller?“
„Wieso?“
„Er hat mir den Tipp mit Tannhäuser gegeben …“
„Von mir aus können wir die Razzien zurückfahren … besprechen Sie das mit den anderen Einheiten … Sie glauben nicht, dass er mit der Sache was zu tun hat?“
„Müller? Nein … dass er jemandem einen Kontakt verschafft, wo man Material für Sprengstoff kriegt, kann ich mir noch vorstellen, aber sonst …“
„Ja … meine Meinung.“
Als Bergmann die Tür aufzog, hörte er Kamp sagen: „Tannhäuser hat Sie also verarscht …“
„Ja … ich denke schon …“
„Machen Sie sich keinen Kopf … hat er mit mir auch gemacht … aber er sitzt und wir nicht, oder?“
„Ja … danke …“
Kleinkram, war er mehrmals versucht zu äußern, als ihn seine Kollegen bei der Morgenbesprechung auf den aktuellen Stand ihrer Ermittlungen brachten. In der Nacht hatte es eine Messerstecherei in einem Asylheim in Hernals gegeben. Ein Afghane auf der Intensivstation, ein Tschetschene nunmehr ohne Ohr. Und, was soll’s? Leitner hatte sich den Jungen vorgenommen, der die Leiche der Selbstmörderin ins Internet gestellt hatte. Warum? Weil es eine Sauerei ist und weil die Websites, wo diese Dinge auftauchen, möglicherweise auch Informationen über andere Verbrechen liefern konnten.
„Und? Hast du jemanden beim Zeitungstehlen gesehen?“, fragte Bergmann, den die Internetaktivitäten verkorkster Jugendlicher gerade gar nicht interessierten.
„Na, du hast einen Grant heute … schlecht geschlafen oder …“
„Tschuldigung … war nur ein harter Tag gestern … also das mit diesen Websites ist eine gute Idee … das können wir weiter verfolgen … sonst?“
„Bei der Fahndung hat sich einer gemeldet, der angeblich mit Schäfer auf so einem Selbstfindungsseminar im Waldviertel war“, brachte Strasser ein, „war wohl eher ein Selbstverlierungsseminar …“
„Sie schicken mir Name, Adresse und Telefonnummer … und wenn Sie noch einmal so einen beschissenen Kommentar abgeben, können Sie sich aussuchen, ob Sie um Versetzung ansuchen oder um ein persönliches Treffen in der Tiefgarage … nachdem wir die Kameras ausgeschaltet haben …“
Als er zum wiederholten Mal die Sachen aus Schäfers Wohnung musterte, wurde ihm endlich klar, wie dieser Satz mit den Dämonen in seinen Traum gekommen war. Aus diesem Buch, das Schreyer eingepackt hatte: Raymond Carver, Kathedrale. Auf der ersten Innenseite befand sich eine Widmung: Kill all my demons, and my angels might die too. (Tennessee Williams) Alles Gute zum Vierziger, Amos. Warum schreibt jemand ein Zitat von Tennessee Williams in ein Buch von einem anderen Autor, fragte sich Bergmann, und wieso kann ich mich nicht erinnern, dass ich das schon angeschaut habe.
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