Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
haben zu zweit einen Bungalow gehabt … die sind ausgelost worden … da bin ich mit so einem Managertyp zusammengekommen, voller Arsch … dir macht es eh nichts aus, wenn ich in der Nacht das Fenster offen lasse … für dich ist es eh okay, wenn ich meine Trancemusik ohne Kopfhörer spiele, die muss nämlich den Raum füllen … ja, und dann hat dieser Marsant sein Programm abgezogen … das war eh ganz okay … der hat schon was draufgehabt …“
„Was genau habt ihr da gemacht?“
„Zuerst so Atemübungen, Körpererfahrung … dann so ein irres Spiel, wo wir eine Stunde mit unserem Partner durch den Wald gehetzt sind und Aufgaben erfüllen mussten und danach haben wir uns gegenseitig einschätzen müssen … also wirklich bis ins Detail: wie oft Sex, ob wir glauben, dass der andere schon einmal eine Frau geschlagen hat, wie viel er verdient, ziemlich weird, ehrlich … aber Ihr Major, der war da echt irre, der hat den anderen zerlegt, das hätten Sie sehen müssen …“
„Das sieht ihm ähnlich, dem Angeber … irre wäre es, wenn er in zwanzig Jahren bei der Kriminalpolizei nichts über Menschen gelernt hätte … wie hat er sonst auf dich gewirkt? War er gut aufgelegt, launisch …“
„Na ja … eigentlich war er schon gut drauf, aber ich habe das nur einen Tag mitgemacht …“
„Wieso? Ich dachte, das hat drei Tage gedauert …“
„Hat es auch … aber mir ist am ersten Abend so schlecht geworden … ich habe die halbe Nacht gekotzt … voller Albtraum …“
„Keine so tolle Küche da oben, oder?“
„Nein, das Essen war okay … ich bin mir ziemlich sicher, dass das von dem Tee war …“
„Was für ein Tee?“
„Am Abend hat Marsant mit uns so eine schamanische Reise gemacht, unser inneres Tier erkunden oder so … das war eigentlich ziemlich cool, mit dem Feuer und so … wir haben zuerst nicht reden dürfen und er hat jedem so einen Tonbecher mit Tee gegeben … hat ziemlich gestunken das Zeug …“
Bergmann begannen die Füße zu kribbeln. Tee? Stinkendes Zeug?
„Wie hast du dich danach gefühlt? … Nachdem du das getrunken hast …“
„Na ja … eh gut … entspannt, lustig … wie nach einem milden Gras … ein bisschen intensiver vielleicht …“
„Habt ihr alle davon getrunken?“
„Sicher … da pissen Sie mich jetzt aber nicht an deswegen, oder?“
„Nein, keine Sorge … erzähl weiter …“
„Eigentlich sind wir einfach nur dagesessen … jeder hat der Reihe nach etwas von sich erzählt … was ihn so bedrückt, eh ganz easy … aber mich hat es dann ziemlich schnell weggepresst … den ganzen Tag da im Wald herumeulen …“
„Du bist eingeschlafen …“
„Ja, sag ich doch … und voll die strangen Träume … da war ich ein Wolf und bin durch die Stadt und alle haben sich angeschissen vor Angst … Wahnsinn, schon geil … aber die Kotzerei hätte es echt nicht gebraucht danach …“
„Hast du mit Schäfer gesprochen?“
„Nein … also schon Hallo und so … aber nicht mehr …“
„Mit wem war er im Bungalow?“
„Mit so einem verkorksten Buchhaltertyp … der hat die ganze Zeit gezwinkert, fast spastisch … da bin ich ja noch gut ausgestiegen mit meinem Psychobanker … was für eine Scheiße …“
„Weißt du, wie der geheißen hat? Dieser Buchhaltertyp.“
„Harald, glaube ich … ja, Harald … passt irgendwie, oder?“
Als Bergmann das Lokal verließ, nahm er sein Handy und rief Schäfers Nachbarn an. Ja, der Kollege von der Spurensicherung hatte ihm den Schlüssel wieder zurückgebracht. Ja, er wäre in zehn Minuten zu Hause. Bergmann ging zur nächsten Station der U3 und fuhr nach Ottakring. Er hätte es wissen müssen! Wie alt war er denn, dass er geglaubt hatte, ein paar Gläser zu viel am Vortag und ein ayurvedischer Fruchtshake könnten ihn in so einen Zustand versetzen! Dieser Trip in der U-Bahn, zwei Stunden nackt in der Wohnung zu tanzen, dieser psychedelische Traum im Bus … warum hatte er nicht schon früher an Drogen gedacht? Vielleicht, weil diese im Haushalt eines hochrangigen Polizisten nichts verloren hatten? Wie auch immer, diese stinkende Kräuterteemischung aus Schäfers Küche musste ins Labor.
Um sieben war er zurück im Büro. Durchgeschwitzt und aufgewühlt. Er wusch sich das Gesicht, wechselte sein Hemd und goss sich einen Pfefferminztee auf. Die plötzliche Lust, seine Waffe zu nehmen und ein Magazin in den Schrank zu feuern, hatte er schnell wieder unter Kontrolle. Er setzte sich an den
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