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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Stimme.
    Tief durchatmend zügelte ich meine Wut und beschloss den Engel mit Freundlichkeit auszukontern. „Du solltest damit bis morgen früh warten, oder willst du ihn vertreiben und die Nacht wirklich alleine hier verbringen?“
    Unsicher bemerkte ich, dass es tatsächlich rasend schnell dunkel geworden war und mir nicht viel Zeit blieb, wenn ich noch ein Feuer anzünden wollte. Ich wusste, ich müsste nur darum bitten und der Engel würde mich zurückbringen. Zurück zu Adam.
    Resigniert seufzte ich, versuchte den Engel erst einmal zu ignorieren und begann Holz zu sammeln. Erst als es so Dunkel war, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, beschloss ich, dass ich genug für ein Feuer gesammelt hatte.
    Im nächsten Moment fiel mir ein, dass ich einen Denkfehler gemacht hatte: Ich hatte nicht zugehört, als Jahve Adam erklärt hatte, wie man Feuer macht. „So dumm! So dumm!“
    Ich hockte mich neben meinen kümmerlichen Haufen und war mir sicher, der dümmste Mensch der Welt zu sein.
    Mein Engel gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie Lachen klang.
    Als ich zu ihm aufblickte, zog er sein Schwert – ebenfalls ein Flammenschwert – und hielt es kurz an meinen provisorischen Haufen Feuerholz. Die Flammen griffen sofort auf das Holz über und im nächsten Moment prasselte ein fröhliches Feuer direkt vor mir.
    Ich starrte den großen Engel an, der gemächlich sein Schwert zurücksteckte. Beleuchtet von den Flammen wirkte er noch majestätischer als am Tage, seine langen blauschwarzen Haare funkelten im Licht, während seine Flügel mit der Dunkelheit verschmolzen und die ganze Nacht zu umfassen schienen.
    „ Danke!“ Ich schenkte ihm mein freundlichstes Lächeln.
    Er erwiderte meinen Blick und nickte freundlich, bevor er sich umdrehte.
    Schlagartig begriff ich, dass er gehen wollte. Noch bevor ich wirklich nachgedacht hatte, war ich aufgesprungen und hörte mich selber rufen: „Nein!“
    Er drehte sich zu mir um. Eigentlich müsste ich auf seinem Gesicht Triumph sehen, doch ich begriff nur, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihn zurückhalten würde.
    „ Bleib!“, bat ich.
    Unglaube machte sich auf seinem Gesicht breit.
    „ Ich möchte nicht alleine sein!“, erklärte und rechtfertigte ich mich.
    „ Ich kann dich zu Adam bringen!“, schlug er mit melodischer Stimme vor.
    Mein Gesicht musste meine Überraschung widergespiegelt haben, denn ein amüsiertes Lachen wie Musik strömte von der großen Gestalt aus. Dann fing ich mich wieder und schüttelte entschlossen den Kopf. „Danke, da bleibe ich doch lieber alleine hier zurück!“
    Wieder erscholl dieses leise Lachen. „Ich muss wirklich unglaublich amüsant und unterhaltsam sein!“
    Der große Engel kam näher. Ohne dass es einer weiteren Aufforderung von mir bedurfte, setzte er sich an das Feuer und starrte in die Flammen. Ich setzte mich neben ihn.
    „ Danke!“, murmelte ich leise. Ich war mir schon nicht mehr sicher, ob er wirklich mit mir gesprochen hatte. So wie er dasaß und in die Flammen starrte, schien er keinen Gedanken an mich zu verschwenden, sondern mit seinen eigenen Überlegungen beschäftigt zu sein.
    Plötzlich schaute er mich mit seinen strahlenden, glasklaren blauen Augen an. Sein Blick schien bis in meine Seele reichen zu wollen. „Wieso läufst du weg, Lilith?“, fragte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme.
    Erstaunt blickte ich ihn an. „Ich laufe nicht weg!“, behauptete ich.
    Dass er mir diese Behauptung nicht abkaufte, muss er nicht erst sagen, ich las es in seinen Augen.
    Ich überlegte einen Moment.
    „ Ich laufe wirklich nicht weg“, sagte ich, dieses Mal ehrlicher. „Ich will nur nicht dauernd beobachtet werden, ich will nicht, dass ich etwas tun muss, nur weil es von mir erwartet wird.“ Leiser fügte ich hinzu: „Und ich liebe Adam nicht.“
    „ Liebe?!“ In der Stimme des großen Engels schwang Erstaunen mit. Als hätte er von diesem Wort noch nie etwas gehört. – Dabei hatte ich immer gedacht, Engel wissen und kennen alles.
    Eine tiefe Unsicherheit machte sich in mir breit. „Ist es nur ein Wunsch von mir, dass Liebe existiert? Ein weiterer meiner Tagträume?“
    Trotzdem erklärte ich mit mehr Sicherheit als ich wirklich empfand: „Ja! Es muss doch mehr geben als die Tatsache, dass es männlich und weiblich von jeder Sorte gibt.“
    Ich erkannte, dass der Engel mich immer noch nicht verstand und versuchte mich zu erklären: „Man sollte nicht nur wissen, dass man

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