Engelherz - Band 1-3
gewesen und nicht nur einen Tag.
Unsicher sah ich zu Boden.
„ Lass mich nicht allein“, seine Stimme war so leise, dass ich sie fast nicht gehört hätte.
Erstaunt blickte ich ihn an. – Dass er überhaupt bemerkt hatte, dass ich nicht mehr da war!
Ein seltsames Glücksgefühl prickelte auf meiner Haut wie eine Gänsehaut und jetzt war ich diejenige, die ihn näher zu sich zog.
„ Ich lasse dich nicht allein!“, versprach ich leise an seinem Ohr.
Adam antwortete mir mit einem leisen Lachen und für einen Moment entspannte ich mich in seinen Armen. Dann erstarrte er.
Ohne, dass ich mich umdrehen musste, wusste ich, dass hinter mir wieder dieses verflixte Schimpansenpärchen war. Die Geräusche sprachen für sich.
Ich ballte die Fäuste und versuchte meine Umgebung zu ignorieren und meine ablehnende Haltung nicht auf meinen Gefährten zu übertragen.
Mit einem prüfenden Blick auf meinem Gesicht löste sich Adam von mir. Er schien mit sich zu ringen.
Ich ahnte was kommen würde, weil es kommen musste. Wieder küsste er mich. – Dieses Mal ließ ich es zu, dass er sanft mit seinen Lippen über meine strich.
Als ich mich nicht wehrte, flüsterte er leise: „Ich würde es gerne ausprobieren, Lilly!“
„ Was?“, verwirrt trat ich einen Schritt zurück.
Adam sah zu Boden und vermied es, mich anzusehen. Erst als er mit belegter Stimme antwortete, wurde mir bewusst, dass ich meine Frage laut ausgesprochen hatte. „Ich würde gerne ausprobieren, wie es ist dir beizuwohnen“, konkretisierte er seinen Wunsch.
„ Du würdest gerne ausprobieren, wie es ist mir beizuwohnen?“, wiederholte ich fassungslos und betonte seinen Satz so, dass ihm auffallen musste, wie beleidigend seine Wortwahl war.
Doch er bemerkte nicht, wie sehr mich die Emotionslosigkeit, mit der er darum bat, mich ebenso erforschen zu dürfen, wie den Rest von Eden, kränkte. Stattdessen sah er mich mit einem interessierten Ausdruck im Gesicht an.
„ Mehr bin ich für ihn nicht? Nur ein weiteres Forschungsobjekt dessen er sich leidenschaftslos widmet?“ Ich kämpfte gegen die Tränen an.
Einen Augenblick lang hatte ich gedacht, ich würde ihm etwas bedeuten und es könne ihm etwas ausmachen, wenn Ich – wirklich ICH – nicht mehr bei ihm wäre.
Ich schluckte meine Trauer und Verzweiflung hinunter und versuchte an Gabriel zu denken. Wie sicher er sich gewesen war, dass Adam und ich füreinander geschaffen worden waren und zusammen gehörten.
Trotzdem fühlte es sich falsch an.
Langsam griff eine bleierne Leere nach mir und breitete sich aus, bis sie mich vollständig ausfüllte.
Adams Blick war prüfend auf mich gerichtet und er schien jeden meiner Gesichtsausdrücke, jede meiner Bewegungen zu analysieren.
Ich zitterte, ließ es aber zu, dass er mich behutsam zu sich zog.
Wieder strich er mit seinen Lippen sanft über meinen Mund
„ Gabriel! Es fühlt sich so falsch an!“ Ich bemühte mich, mir nichts von meinen Gedanken anmerken zu lassen. „Tue es, um ihn glücklich zu machen. Vielleicht macht es dich auch glücklich!“
Als Adam seine Zunge vorsichtig in meinen Mund schob und den Liebesakt der Tiere imitierte, löste ich mich mit sanfter Gewalt aus seiner Umarmung.
Er warf mir einen verletzen Blick zu und ich wandte mich ab.
Behutsam nahm er mein Kinn in seine Hand und drehte mich, dass ich ihm ins Gesicht sehen musste.
„ Egal was ich mache, es ist falsch, oder?“, fragte er mit so trauriger Stimme, dass mir ein kalter Schauder über den Rücken lief.
„ Es tut mir leid! Es tut mir unendlich leid!“ Unendliche Verzweiflung griff nach meinem Verstand und meinem Herzen. Obwohl ich bei ihm war, wirkte er verlassen und allein: Enttäuscht von einer Welt in der ich ihm keine gute Gefährtin sein konnte.
Ich sah wieder zu Boden, denn ich ertrug seinen verwirrten und verzweifelten Gesichtsausdruck nicht. Seinen Gesichtsausdruck, mit dem er darum bat, geliebt zu werden, von mir geliebt zu werden.
„ Ich liebe dich!“, sagte ich und meinte in dem Moment, was ich sagte. Ich liebte ihn, weil er Adam war, weil er perfekt war, weil er nett war, weil er mich nicht zwang …
Er strahlte mich an, mit einem Mal wieder glücklich und ich fühlte mich scheußlich. „Wir haben Zeit, Lilith, alle Zeit der Welt!“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht! Ich kann nicht ...“ Meine Stimme versagte, weil ich dagegen ankämpfte, weinen zu müssen.
Sanft zog Adam mich in seine Arme und strich mir beruhigend über den
Weitere Kostenlose Bücher