Engelherz - Band 1-3
zueinander gehört, man sollte es auch spüren!“
„ Ihr gehört zueinander!“ meinte der Engel verständnislos. „Ihr wurdet füreinander geschaffen!“
In seiner Stimme schwang der Glaube mit, dass Jahve keine Fehler machte. „Aber was ist, wenn es doch ein Fehler war. Wenn er sich mit mir geirrt hat?“, meine innere Stimme klang entsetzt, als hätte sie diesen Gedanken schon lange gehütet.
„ Ich habe nicht das Gefühl, als wurden wir das wirklich!“, beharrte ich auf meiner Meinung.
„ Darüber können wir morgen reden!“, brach der Engel dieses Thema ab und ich widersprach nicht, sondern nickte nur stumm. Dankbar nicht mehr meiner Gefühle und Gedanken preisgeben zu müssen.
„ Wieso hast du nicht mit mir geredet?“, bemühte ich mich um ein für mich neutraleres Thema und rückte näher zum Feuer. Meine Hände waren eiskalt, trotz der Hitze.
Plötzlich wusste ich, dass der Engel Gabriel hieß. Es war, als wäre das Wissen schon immer da gewesen und hätte nur auf mein Interesse gelauert.
Mit schelmischem Grinsen erklärte Gabriel: „Am Anfang fand ich die Menschen zu uninteressant, um euch überhaupt zu beachten!“
Überrascht starrte ich ihn an, doch in seinem Blick las ich nur Ehrlichkeit. Und obwohl ich befürchtete, die Antwort schon zu kennen, erkundigte ich mich: „Und ab wann fandest du uns interessant genug?“
Jetzt strahlte er mich an, doch gleich darauf wirkte er, als wenn er sich für sein Interesse schämen würde. „Seit du nicht deine Rolle in der Schöpfung an der Seite deines Mannes einnehmen wolltest.“
„ Welch nette Umschreibung!“
„ Adam!“ Seine Stimme klang abwertend. „Adam ist genau so, wie ich mir die Menschen vorgestellt hatte!“ Er ließ seinen Blick über mich gleiten. Plötzlich wurde mir noch kälter. Mir wurde bewusst, dass ich nur einen dünnen Fetzen von einem Kleid trug. „Und du? Du bist ganz anders!“
Unsicher starrte ich ihn an, verwirrt durch die Gedanken, die in mir tobten.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, blickte er wieder in das Feuer. „Du bist so unschuldig! Dich will man beschützen!“ Mit einem Stock stocherte er in der Glut herum und fügte leise hinzu, so leise, dass ich annahm, dass es nicht für meine Ohren bestimmt war. „Vor Allem!“
„ Deswegen durfte ich nicht zu dem Baum?“, fragte ich. Auch ich flüsterte. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
Der Engel nickte. „Es ist nicht der Baum! Es sind die Früchte des Baumes!“ Er schaute mich sehr ernst an. „Es ist verboten, davon zu essen.“
„ Wäre es dann nicht einfacher, von vornherein zu sagen, dass seine Früchte verboten sind?!“, meinte ich lakonisch, da ich mich an meinen unrühmlichen Abgang erinnerte.
Gabriel zog eine Augenbraue hoch, was seinem Gesicht den Ausdruck eines provozierenden Tadels gab. „Sicher! Und du hättest dich daran gehalten?! Du hättest dich nicht gewundert und sie erst recht probiert?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Dafür hat Jahve mir doch einen freien Willen gegeben, damit ich nicht immer das tue, was von mir verlangt wird, sondern selber Entscheidungen treffen kann.“
Wieder erntete ich einen sehr ernsten Blick. „Kennst du den Preis für das Übertreten des Verbotes?“
Ich schüttelte den Kopf und war mir sicher, dass Gabriel diesen Preis auch nicht kannte. Ich erkannte es an seinem Blick. Er vermutete nur, dass der Preis zu hoch war.
Ich zitterte. Vor Kälte und weil mir der Gedanke nicht behagte, dass es etwas gab, was ich nicht tun durfte. Etwas, was verboten war.
Mit einem Mal war ich froh, dass dies Eden war und sich nichts änderten konnte. Dass ich nicht auf die Früchte des Baumes angewiesen war.
„ Also hat Jahve euch beauftragt, den Baum zu bewachen?“, fragte ich, um meine Gedanken zur Ordnung zu rufen. „Wie gemein! Wieso hat Jahve einen gefährlichen Baum an einen perfekten Ort gebracht? Wieso hat Jahve einen verbotenen Baum erschaffen? Welchen Zweck erfüllte der Baum? Sollte er uns, wie Gabriel annahm, in Versuchung führen?“, meine Überlegungen tobten und kamen zu keiner anderen Lösung, dass Jahve etwas mit diesem Baum beabsichtigte.
Ich rieb meine Arme, um Wärme zurück in meinen Körper zu zwingen und die Kälte meiner Verdächtigung zu vertreiben.
„ Dir ist kalt!“, stellte Gabriel fest und berührte meinen nackten Arm, was eine Gänsehaut über meinen Körper jagen ließ. Einen Moment hatte ich Angst, er würde mir noch einmal anbieten, mich zu Adam zu bringen. Doch er
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