Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
Vom Netzwerk:
schüttelte.
    Ich schloss einer merkwürdigen inneren Unruhe folgend für einen Moment die Augen und horchte in mich hinein.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, ein Teil von mir sei gestorben, konnte das Gefühl aber nicht näher lokalisieren.
    „ Adam verzehrt sich immer noch nach dir!“, murmelte Kain leise. – Nicht, um mir Schuldgefühle zu machen, sondern weil er glaubte, ich sollte es wissen.
    Ich nickte stumm und begriff. Kain hoffte, dass ich mit ihm mitgehen würde. Weg von hier. Weg von den Menschen.
    „ Ohne jede Verpflichtung!“, versprach er, als habe er meine Gedanken gelesen. Ich nickte, dann schüttelte ich den Kopf. – Was er mir anbot war sehr verlockend: Ich könnte unter den Menschen leben, als wäre ich einer von ihnen, wir würden einfach lügen und behaupten, ich sei eine Tochter Adams.
    „ Aber es wäre eine Lüge und ich kann nicht ...“, ich vervollständigte die Überlegung nicht. Stattdessen bot ich ihm an, ihn ein Stück zu begleiten.
    „ Erzählst du mir die ganze Geschichte?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte nicht alles wieder aufwühlen.
    „ Bitte! Ich will es verstehen! Um mehr bitte ich dich nicht, nur um das!“ Er sah mich einem Flehen in den Augen an, welches mich an meine eigenen Bitten an Jahve erinnerten, so dass ich nicht anders konnte, als seinem Wunsch nachzukommen. „Er glaubt, meine Geschichte kann ihm helfen, den Tod seines Bruders zu verstehen und so zu verkraften, dass auch er selber einmal sterben muss.“
    Wir verließen meine Hütte und gingen langsam den Weg zum Fluss hinab, während ich Kain die Geschichte von der Erschaffung der Welt und der Menschen erzählte, wie ich sie erlebt hatte.
    Schon aus einiger Entfernung sah ich, dass ungewöhnlich viele Engel am Fluss waren, an meiner Lieblingsstelle, einer kleinen Bucht mit einer Trauerweide. Beunruhigt beschleunigte ich meine Schritte, erwähnte aber nichts, da die Engel für Kain unsichtbar blieben.
    Als wir um die Biegung zur Bucht gingen, war es um meine Beherrschung geschehen. Ich hörte mich selber schreien, während ich auf den Baum zulief. Den Baum, an dem Eva hang. Eva, die sich selbst getötet hatte, mit einem Strick um den Hals.
    Niemand musste mir erklären, dass sie tot war, genauso tot wie ihr Sohn Abel, der wenige hundert Meter hinter dem Berg inmitten seiner Familie lag.
    Ich griff ihre Beine und versuchte sie hochzuwuchten, obwohl ich wusste, dass es sinnlos war.
    „ Wieso habt ihr das zugelassen?“, schrie ich die Engel an. „Warum habt ihr sie nicht daran gehindert?“
    Irritiert guckten sie mich an. „Ihr kanntet sie. Ihr habt ihr Leben begleitet. Wie konntet ihr sie sterben lassen?“ Ich schluchzte. „Warum habt ihr nicht geholfen?“
    Die Engel sahen sich nur verständnislos an und verschwanden rasch im Wald. Sie verstanden meine Wut nicht und wollten sich vor ihr in Sicherheit bringen.
    „ Nicht Eva! Oh bitte, bitte nicht Eva“!
    Kain stand immer noch fassungslos an der Biegung. Er konnte nicht sehen, was ich sah. Keine Engel. Tränen rannen seine Wangen hinab. „Es ist meine Schuld! Alles ist meine Schuld!“, schluchzte er.
    Ich konnte Eva nicht länger halten und löste meinen Griff. „Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte für sie da sein sollen!“
    „ Es ist meine Schuld!“, flüsterte ich. „Ich bin nicht für sie da gewesen, als sie mich gebraucht hat.“
    Meine Beine gaben unter mir nach, so dass ich mich gezwungenermaßen hinhockte und anfing zu schluchzen. Nur ein Teil von mir registrierte, dass Kain immer noch fassungslos an der Biegung stand und auf seine Mutter starrte.
    „ Was machen wir jetzt bloß?“
    Ich starrte Kain an, der näher kam und begriff, dass er genau diese Frage, die mir im Kopf herumspukte, gerade laut ausgesprochen hatte.
    Ich konnte nicht einmal sagen, wie lange ich auf dem Boden gesessen und geweint hatte. – Um meine einzige Freundin geweint hatte.
    „ Ich meine“, er zuckte mit den Schultern, „wir können sie ja nicht hier hängen lassen!“
    Ich sah Seth hinter Kain um die Ecke schreiten. Als er seine tote Mutter erkannte, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte die Leiche an.
    Wie benommen stand ich auf und ließ dabei kein Auge von Seth oder seiner Reaktion.
    Sein Gesicht verfärbte sich langsam vor Wut. „Was hat sie getan?“, seine Stimme war laut und wütend. Dann drehte er sich auf der Stelle um und lief weg, bevor ich irgendetwas sagen konnte.
    Kain blickte mich fragend an.
    „ Ob er

Weitere Kostenlose Bücher