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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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mir etwas verschwieg.
    „ Verlässt du ihn?“ Seine Frage war so leise, dass ich sie fast nicht gehört hätte.
    „ Nein.“
    Ich spürte, dass Gabriel zufrieden nickte.
    „ Er hat Jahve noch eine andere Frage gestellt!“, wieder sprach Gabriel so leise, dass ich ihn kaum hörte. Als wenn er nicht wirklich wollte, dass ich es erfuhr.
    Ich blieb stehen und wartete darauf, dass er mehr erzählte. Das Mondlicht reichte gerade aus, sein Gesicht zu sehen und seine blauen Augen, in denen sich das Licht spiegelte.
    „ Lilith, er hat Jahve gefragt, ob er ein Mensch werden könnte.“
    Ich starrte Gabriel an, während wir beide uns die Konsequenzen dieser Frage vorstellten. Gabriel starrte an mir vorbei.
    „ Er hat Jahve gebeten, den Fluch aufzuheben, der auf euch beiden liegt.“ Er wand sich wieder mir zu.
    Ich drehte mich um und ging weiter. „Bin ich traurig oder bin ich wütend?“
    Gabriel hastete hinter mir her und hielt mich am Arm fest. „Verstehst du, was das bedeutet?“
    Mit einer unwilligen Geste wischte ich seine Hand von meinem Arm.
    „ Lilith! Er wollte auf seine Unsterblichkeit, auf seine Vollkommenheit verzichten, darauf, ein Engel zu sein. – Für dich. Er wollte mit dir leben und den Tod auf sich nehmen. Den Tod mit dir!“, beschwor mich der Engel.
    Ich drehte mich zu ihm. „Ich bin wütend! Ich bin traurig! Ich bin entsetzt!“, versuchte ich meine Reaktion zu erklären.
    An Gabriels schwach erhellten Gesichtsausdruck erkannte ich, dass er nicht verstand.
    „ Samiel ist ein Engel und er sollte einer bleiben! – Und ich liebe ihn dafür, dass er alles aufgeben würde für mich! – Und ich bin wütend darüber! – Und: Er hat kein Recht dazu!“, versuchte ich deutlicher zu werden.
    „ Wozu?“, versuchte Gabriel mir zu folgen.
    „ Ich will nicht sterben!“, flüsterte ich. Ein kalter Schauder lief über meinen Rücken. Was ich nicht aussprach war: „Um nichts in der Welt will ich sterben! – Nicht einmal für meine Liebe!“
    Gabriel lachte melodisch und riss mich aus meinen Gedanken.
    „ Samiel hatte Recht!“, meinte er immer noch leise lachend.
    Skeptisch sah ich ihn an und versuchte seine Worte auszuloten.
    „ Er sagte: „Meine Güte, es ist wirklich kompliziert zu lieben! Eine Frau zu lieben!“, ergänzte Gabriel seinen Satz.
    „ Er liebt mich?“, fragte ich und war überrascht, wie kläglich meine Stimme klang.
    „ Natürlich!“ Gabriel hob mein Kinn an und zwang mich, ihm in die Augen zu blicken. „Was denkst du, warum er so wütend ist?“
    Ich zuckte mit den Schultern, da ich die Eifersuchtsszene immer noch nicht verdaut oder wirklich begriffen hatte.
    „ Er ist so wütend, weil er dich liebt. – Und weil er nicht mit dir zusammen sein kann. Zumindest nicht so, wie ein Mann mit einer Frau zusammen sein kann. Wie jeder Mensch mit dir zusammen sein könnte.“
    Meine eigene Wut flammte wieder auf. „Aber ich wollte noch nie mit einem Mann zusammensein. – Nur mit ihm!“
    Gabriel zog mich wie ein Kätzchen am Nacken in seine Umarmung. Um mich zu beruhigen und mich zu trösten. „Ja, Lilith! Aber irgendwann willst du es wollen.“
    Ich setzte an, um zu widersprechen, doch Gabriel kam mir zuvor. „Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht in hundert Jahren, aber irgendwann wirst du dich nach der Liebe eines Mannes sehnen, danach, in seinen Armen zu liegen.“
    Mit beiden Händen umfasste er mein Gesicht und blickte mich ernst an: „Du wirst dich nach Trost sehnen, nach Zärtlichkeit, nach Liebe und nach einer Familie. Denn du bist ein Mensch und kannst gar nicht anders. Ihr seit nicht dafür geschaffen, allein zu sein.“
    „ Aber ich bin nicht alleine!“, murmelte ich.
    „ Nein, bist du nicht. – Aber vielleicht wirst du dich eines Tages so fühlen, als ob“, seine Stimme verklang leise und gab mir zu denken.
    „ Ich würde ihn nie betrügen!“, sagte ich mit fester Stimme. Gabriel sagte nichts.
    „ Und ich werde nie einen anderen lieben!“
    Gabriel sagte immer noch nichts, sondern küsste mich sanft auf die Nasenspitze, bevor er mich losließ.
    Schweigend nahm er meine Hand und wir begannen erneut unseren Weg durch die Dunkelheit.
    Nach einigen anstrengenden Stunden war ich froh, dass die Morgendämmerung einsetzte und ich wieder sehen konnte, wohin ich meine Füße setzte.
    „ Wie weit weg bin ich von zu Hause?!“ dachte ich und meinte Eden.
    Als hätte Gabriel meine Gedanken erraten, strich er mir mit den Fingern durch die Haare und verursachte ein

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