Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
könnten wir uns hier in Ruhe unterhalten.«
Ich muss zugeben, mich überkam ein immer komischeres Gefühl, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Einen Drink würde ich schon verkraften und dann würde ich sofort das Weite suchen. Der Barkeeper kam und stellte uns zwei Weingläser mit dunklem Inhalt auf den Tisch. Als ich ihn fragend anschaute, murmelte er unter seinem wucherten Bart » Rotwein«. Ich nickte und hielt mich an dem Glas fest, während mich Lisa nach Neuigkeiten über Stewart befragte.
»Nein, es gibt nichts Neues. Sie haben einige Hinweise seit seinem Verschwinden bekommen, aber bisher verlief sich alles im Sand.«
»Das muss ja schrecklich für dich sein. Erst deine Eltern und deine Adoptiveltern, deine zwei Freunde und jetzt auch noch dein Onkel.« Als ich sie fragend anschaute, erklärte sie rasch, dass sie durch Stewart alles wüsste und ich fragte nicht weiter nach.
»Lass uns dennoch anstoßen und auf ein gutes Ende für Stew hoffen.« Sie hob ihr Glas und wir prosteten uns zu. Ich nippte vorsichtig, denn ich wollte eigentlich keinen Alkohol trinken und aus dieser Bar sowieso nichts anrühren, aber unhöflich wollte ich auch nicht sein, also nippte ich ein paar Mal und nahm kleine Schlucke zu mir. Der Wein war schwer und hatte einen unschönen Nachgeschmack.
»Schmeckt es dir nicht?«
Mein Glas war noch nicht mal bis zur Hälfte geleert. »Doch, also es ist ganz okay. Ich trinke um diese Zeit nur normalerweise keinen Alkohol.«
Lisa überging meine letzte Anspielung und erzählte mir plötzlich von ihrem kleinen Dackel namens Striko. Nichts gegen Tiere und sicher nichts gegen Hunde, aber für einen Dackel hatte ich nicht viel übrig und ich konnte mir, weswegen auch immer, Lisa Strix einfach nicht mit einem Dackel vorstellen. Und warum zum Teufel erzählte sie mir jetzt davon? Ich war auf einmal müde, obwohl ich kurz zuvor noch ziemlich gut drauf war, oder bildete ich mir das nur ein. Aber bei diesem ganzen Rauch und Gestank war mein Wandel wohl nachvollziehbar. Ich nippte noch einmal kurz weiter an meinem Wein, während Lisa mich mit langweiligen Episoden aus ihrem Leben quälte, und hatte jetzt nur noch die Hälfte dieses ekelhaften Gesöffes vor mir.
»Also Enya, erzähl mir doch mal einiges von dir. Hast du vielleicht einen Freund? Im richtigen Alter bist du ja dafür.«
»Ja, ich habe einen.« Ich wollte ihr eigentlich nicht antworten, es ging sie nichts an und wir wollten doch über etwas ganz anderes sprechen, aber es schien fast so, als wenn ich mich nicht mehr richtig unter Kontrolle hätte.
»Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.«
»Oh, fühlst du dich nicht gut?«
Irgendetwas in ihren Augen ließ plötzlich meine Alarmglocken aufschrillen, doch es war einfach zu spät. Mein Körper fühlte sich wie Pudding an und nur mit Mühe konnte ich noch meine Augen offen halten. Ich drehte mich zu der Theke um, aber der Raum war leer und verlassen. Als ich mich wieder zu Lisa umdrehte, lachte sie mit schriller Stimme kurz auf und schaute mich dann aus engschlitzigen Augen an.
»Lisa, was hast du getan?« Ich folgte ihren Augen auf mein Glas und mir wurde klar, dass sie mir etwas reingetan haben musste.
»Schon okay, Enya. Es wird schnell gehen und du wirst nichts mitbekommen. Das ist eben das Schöne an diesen, sagen wir, außergewöhnlichen Tropfen. Du wirst gleich schlafen, und wenn du aufwachst, dann hast du vermutlich höllische Kopfschmerzen und du wirst dich so schnell auch an nichts mehr erinnern können. Aber bevor das alles passiert, erzähle mir mehr von deinem Freund. Wo finde ich ihn und die anderen?«
»Was, was willst du von ihnen? Nichts werde ich dir sagen, du Miststück ...« Das Sprechen kam mittlerweile aus weiter Ferne und ich hatte Mühe, meinen Körper aufrecht zu halten.
»Diese Tropfen habe ich von einem Freund, der schon sehr sehr alt ist und er hat ein wahres Interesse an dir, aber auch an den anderen. Und da dich diese Tropfen unter anderem zur Wahrheit zwingen, frage ich dich ein letztes Mal: Wo finde ich Jadon und die anderen?« Ihre Stimme klang nun alles andere als freundlich und die Beschreibung zum Cartwrighthaus lag mir bereits auf der Zunge, doch ich schüttelte einfach nur den Kopf. Ich nahm mir vor, ihr gegenüber kein einziges Wort mehr zu sagen, so sehr mich die Worte auf meiner Zunge auch quälten, doch ich kam kaum gegen an. Ich dachte noch kurz daran, warum ich Jadon nicht mitgenommen hatte, dann dachte ich an William und
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