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Engelsberg

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Titel: Engelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinaldo Arenas
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Geprassel der Steine, und wieder lächelte er, jetzt mit verschwörerischer Miene, »wenn es uns gelingt, dass der Konsul und der Lord an diesem Ball teilnehmen, werden wir uns die beiden auf eine wahrhaft originelle Art und mit einer Gerechtigkeit, die wir absolut reell nennen könnten, vom Halse schaffen. Laden Sie also diese distinguierten Herren zum Ball der Philharmonie ein, ach ja, und vergessen Sie nicht, dass sie keine Gesichtsmaske tragen sollen … Bis dahin, Diplomatie und Geduld, meine Freunde. Und kompromittieren Sie nicht noch mehr die Ehre Ihres Generalkapitäns. Vergessen Sie nicht, Vorsicht ist auf der Welt die vorzüglichste der Tugenden.«

Kapitel 21 Die Freundschaft
    Kaum war Leonardo Gamboa fort von Cecilia, kam Nemesia Pimienta angestürmt.
    »Cecilia!«, stieß sie ganz aufgeregt hervor. »Los, schnell! Komm unbedingt mit zum Haus der Gamboas!«
    »Was ist denn?«, fragte Cecilia und kleidete sich in aller Eile an.
    »Ich will, dass dir die Augen aufgehen über die Freundschaft der Männer«, antwortete die erbitterte Nemesia, die noch immer in Leonardo verliebt war und einen Keil zwischen ihn und Cecilia treiben wollte.
    Unverzüglich verließen die beiden Frauen den Callejón de San Juan de Dios.
    Vor dem Wohnsitz der Gamboas stand ein großer geschlossener Tilbury. Cecilia sah Leonardo, wie er Isabel Ilincheta in die Kutsche half und ihr dabei die Hand küsste. Blitzschnell hatte sie verstanden: Die Familie Gamboa fuhr wie jedes Jahr aufs Land, um dort Weihnachten zu feiern, Leonardo fuhr mit, und vor allem: zusammen mit Isabel.
    Die Mulattin konnte nicht an sich halten, in dem Moment, als Leonardo auf den Kutschbock steigen wollte, trat sie an ihn heran und versetzte ihm einen Schlag, der ihn auf ein Rad der Kutsche schleuderte. Überrascht steckte Isabel den Kopf heraus.
    »Adela! Was tust du?«, schrie sie, Cecilia mit der jüngsten der Gamboa-Töchter verwechselnd, waren sich doch die beiden Schwestern so ungemein ähnlich.
    Sie wurde indes rasch eines Besseren belehrt, denn mit dem Schrei »Hure!« gab Cecilia der Dame aus Pinar del Río eine solche Ohrfeige, dass sie ins Kutscheninnere zurückflog.
    Vergeblich nun warteten die aus ihren Fenstern lugenden Damen und Herren der Nachbarschaft darauf, dass sich die Gardinen der Kutsche höben und ein weißes Tüchlein herausgestreckt würde zum »letzten Adieu«. Und die darauf abgerichteten Rassehündchen blieben weiter auf ihren Hinterpfoten sitzen und machten Männchen. Isabel Ilincheta aber schwang sich auf den Rücken des Pferdes und jagte Cecilia und Nemesia hinterher, um sie unter den Rädern der Kutsche, deren übrige Passagiere ebenfalls um ihr Leben fürchten mussten, zu zermalmen.
    Die beiden Mulattinnen rannten, was das Zeug hielt, während ihnen alle Türen der Stadt, hinter denen sie hätten Zuflucht suchen können, vor der Nase zugeschlagen wurden.
    »Es brennt!«, hörte man Stimmen von den Balkonen.
    »Ein Aufstand von entlaufenen Negern!«, prophezeiten andere.
    »Eine neue Invasion von englischen Korsaren!«, war sich die Mehrheit sicher.
    Cecilia Valdés und Nemesia Pimienta rannten weiter quer durch die Stadt, rissen dabei Auslegetische um, auf denen sich Tortillas türmten, Maniokbrotöfen, die mit lautem Knall in Flammen aufgingen, Tische, an denen Domino oder Karten gespielt wurde, und große Karren voll importierter Weihnachtsleckereien. Verfolgte und Verfolgerin durchquerten den Schweineschlachthof, der zur Freude der todgeweihten Borstentiere (die mit wahrhaft opernhaftem Jubelgrunzen Paläste und Geschäfte überschwemmten) in Trümmer ging, sie sprengten eine religiöse Prozession, eine Sklavenversteigerung, den gesamten Markt auf der Plaza Vieja und zu guter Letzt einen Umzug, bei dem eine Frau – Ehebrecherin und Mörderin – auf einem Podest zum Galgen gefahren wurde, welche zusammen mit den beiden anderen Frauen ebenfalls die Flucht ergriff, sodass alle drei nun verfolgt wurden von der gesamten Wachmannschaft, den Nonnen und dem Henker.
    »Haltet die Mörderinnen! Haltet die Mörderinnen!«, schrien jetzt Schwarze und Mulatten, Adlige und Handwerker, Spanier und Kreolen, Kinder und Zuhälter beim Anblick der drei flitzenden Frauen, denen sich eine bunt zusammengewürfelte Armee, angeführt von Isabel Ilincheta, an die Sohlen geheftet hatte.
    Doch die Dame, die (mehr noch als Nemesia und Cecilia) um ihr nacktes Leben lief, erbrach mit den Fäusten die Tür der Heiligengeistkirche, stürmte hinein und

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