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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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das plötzlich auf ihn einstürzte. Und auch Kain konnte es spüren. Alan las es in seinem Blick, in den Pupillen, die von der Droge geweitet waren. Grimmige Entschlossenheit lastete hinter dem Druck, mit dem Kain die Klinge nach unten drückte. Kain war ihm überlegen, und Alan verstand nun, warum sein Halbbruder Asâêls Angebot ausgeschlagen hatte. Mordechais Blut verlieh ihm für kurze Zeit die Stärke eines Gottes. Eines grimmigen, verzweifelten Gottes, und mit dieser Macht riss er an sich, was er begehrte.
    Ein Lachen löste sich in Alans Brust. Er hatte ihn unterschätzt. Hatte die Kraft und Verzweiflung des Blutsbandes unterschätzt. Oder Kains impulsive Natur.
    Die Klinge an seiner Kehle stoppte.
    Alan versuchte, aus Kains Griff auszubrechen, doch er hätte ebenso gut gegen Stahlklammern ankämpfen können.
    „Was ist so amüsant?“, fragte Kain. Seine Augen glänzten blutunterlaufen.
    „Lass ihn los.“ Eves Stimme schnitt dünn in die Nacht. Kains Wangenmuskeln verhärteten sich. „Du willst doch mich, oder? Nicht ihn.“ Die Worte zitterten, doch brachen nicht. Sie schwebten in der Luft wie kleine Eiskristalle. Kains Hand verkrampfte sich um den Griff des Schwertes. „Was willst du tun, wenn er tot ist? Mich niederschlagen und fesseln und an den Haaren in deine Höhle schleifen?“ Ihr Ton wurde schärfer. „Und dann? Müsstest du immer auf der Hut sein. Jetzt fürchte ich dich nur. Aber dann würde ich dich hassen. Du weißt doch, wie sich das anfühlt, der Wunsch nach Rache?“ Ihre Stimme war hart. „Wenn nichts anderes mehr zählt? Du müsstest mich töten, um Ruhe zu finden. Und was hättest du damit gewonnen?“
    „Ja“, knurrte Kain, „vielleicht wäre das der bessere Weg.“
    Abrupt löste er seinen Griff. Er federte hoch und blieb stehen, betrachtete das Schwert in seiner Hand. Als Alan sich aufzurichten versuchte, fuhr die Klinge herum und stoppte dicht vor seiner Brust.
    Er erstarrte. Die Luft schien sich plötzlich um ein paar Grade abzukühlen. Eve stand mit dem Rücken an der verbliebenen Wand der Kapelle und hielt ihren Arm umklammert.
    „Wenn du ihn tötest“, sagte sie, „töte mich besser gleich mit. Es gibt Dinge, die kannst du nicht erzwingen. Liebe.“ Sie stockte. „Freundschaft. Dankbarkeit.“
    Kain antwortete nicht.
    Kurz zuckte durch Alans Geist, ob er ihn überrumpeln könnte, sich des Schwertes bemächtigen, um dann in einem raschen Streich ...
    „All die guten Dinge.“ Eves Worte unterbrachen seinen Gedankenfetzen. „Die Wärme, die das Leben überhaupt lebenswert macht. Sie sind wie kleine Vögel.“ Sie senkte den Kopf. „Man muss sie in der Hand halten. Ganz vorsichtig, und sie beschützen. Darf ihnen kein Leid zufügen. Sonst sterben sie oder fliegen davon.“ Ihre Stimme verlor an Substanz. Sie schwieg einen Moment, blickte wieder auf. „Was wäre mit Freundschaft? Wenn wir aufhören, uns gegenseitig nach dem Leben zu trachten, wenn wir versuchen würden, die Seele im anderen zu sehen ...“
    Alan wagte kaum zu atmen. Ihre Worte woben einen Kokon aus Wärme, der ihn umhüllte wie flüssige Seide und seine Nerven glättete. Es war eine subtile Magie. Plötzlich ahnte er, dass es etwas mit Asâêl zu tun hatte.
    Mit dem, was der Engel zu ihr gesagt hatte. Etwas, das ihr die Kraft gab und die Macht, diese Worte zu sprechen, und diese Zuversicht hineinzulegen und den Anflug von Hoffnung, der es unmöglich machte, ihnen zu widerstehen.
    Klirrend stürzte das Schwert zu Boden. Als Kain sich umdrehte, war die Wildheit aus seinen Augen gewichen. Seine Pupillen wirkten wieder normal. Erst jetzt nahm Alan das Blut wahr, das von Kains Fingern tropfte. Sein Halbbruder blutete aus einem halben Dutzend Wunden, wo er ihn mit der Salve aus der Automatik erwischt hatte. Es war nur die Droge, die ihn aufrecht hielt. Nun, wo der Rausch zu verfliegen begann, würde er bald zusammenbrechen.
    Alan stützte sich zuerst auf ein Knie, kam dann auf die Beine. Dieses Mal hinderte Kain ihn nicht. Kain wandte sich ab und entfernte sich ein Stück, blieb schließlich an der Dachbrüstung stehen. Alan trat zu Eve und berührte sie leicht am Arm. Sie wandte ihm den Kopf zu und lächelte ein verstörendes Lächeln.
    Ein verirrter Nachtfalter flatterte auf, als Kain mit dem Fuß gegen die Maschinenpistole stieß, die zwischen den Trümmern der zerstörten Kapelle lag.
    „Du hast ihn überrascht“, sagte Alan.
    „Was?“
    „Mordechai. Er hatte das nicht erwartet.“
    Ein kleines

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