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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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einst die Menschen verfallen sein mochten, als Asâêl und seine Brüder einen Fuß auf die Erde setzten. Dann las er tiefer in den vielfarbigen Augen, fand die Begierde und die Faszination und begriff, um wie viel komplizierter es war.
    Ihr wisst nicht, welch ein Geschenk das ist
.
    Der Engel beneidete sie. War es das, was ihn und seine Gefährten in die Arme menschlicher Frauen geführt hatte? Ihre Emotionen?
    „Du weißt nicht, was du begehrst“, flüsterte er. Erst mit Verzögerung wurde ihm klar, dass er es laut ausgesprochen hatte.
    „Du bist ein Suchender“, sagte Asâêl. „Doch du bist so selbstsüchtig in deiner Suche nach Sühne, dass du das übersiehst, nach dem du nur die Hand auszustrecken brauchst. Es ist leicht, Erlösung zu finden. Sie“, ein Nicken hin zu Eve, „liebt dich. Und du liebst sie mit jeder Faser deines Seins. Warum leugnest du das?“
    Weil ich ein Monster bin, wollte er sagen. Weil alles, was ich berühre, in Zerstörung endet.
    „Nein“, gab Asâêl zurück. „Du musst nur daran glauben, wofür du kämpfst. Und für das kämpfen, an das du glaubst.“
    Alans Blick glitt zu Eve. Er war nicht sicher, ob sie gehört hatte, was der Engel sagte. Oder ob Asâêls Worte nur für ihn bestimmt waren.
    Kämpfen für das, woran er glaubte.
    Das hatte er getan, nicht wahr? Zum ersten Mal in seinem Leben. Asâêl hatte recht. Er liebte Eve. Er liebte sie so verzweifelt, dass er sich davor fürchtete, sie zu berühren, aus Angst, sie zu zerstören in all seiner Hast.
    Ein Frieden überkam ihn, den er zuvor nicht verspürt hatte. Nicht genug, um all den Hass wegzuwaschen, die offenen Wunden zu schließen. Doch genug für den Moment. Genug, um die Hand auszustrecken und nur das zu nehmen, wofür er gekommen war.
    „Asâêl!“ Mordechais Stimme verzerrte sich vor Ungeduld.
    Der Engel drehte den Kopf. „Willst du einen Lohn für deine Anstrengungen?“
    Alan zuckte zusammen, als er begriff, dass Asâêl sich keinesfalls die Mühe machte, stets nur zu einem von ihnen zu sprechen. Dieser Satz war an seinen Vater gerichtet.
    „Ich hatte gehofft, du würdest mein Gast sein – für einige Zeit.“ Mordechai streckte die Arme aus und drehte die Handflächen nach oben. „Ich muss von dir lernen...“
    „Ich bin nicht, wofür du mich hältst.“ Müdigkeit schlich sich in Asâêls Stimme. „Ich habe keine Erleuchtung für dich. Keinen göttlichen Fingerzeig. Sieh dich an. Du vereinst das Beste zweier Welten, bereichert um die Weisheit von Jahrtausenden. Du fühlst wie ein Mensch, doch trägst das Erbteil meiner Brüder in dir. Und du fragst mich nach Erleuchtung? Wenn es dir nur gelänge, deinen Hochmut zu überwinden. Dann könntest du die unzähligen Wahrheiten um dich erkennen. Du könntest wertschätzen, was dir jeden Tag begegnet und würdest dort finden, was du suchst.“
    „Aber das Göttliche ...“
    „Du schneidest dich selbst vom Göttlichen ab“, unterbrach ihn der Engel. „Jedes Geschöpf trägt ein Stück Göttlichkeit in sich. Jede Emotion birgt göttliche Kraft, am stärksten von allen die Liebe. Sieh auf deine Söhne, die du beide verraten hast. Dann wirst du verstehen, wie diese Kraft wirkt.“
    Alan fixierte Mordechai, der seinerseits den Engel anstarrte. Wie durch einen Schleier erfasste er Kain, tiefer im Dunkel, der offenbar seine Benommenheit abgeschüttelt hatte und langsam näher kam. Dann klirrte Metall auf Stein. Alan konnte die Handgranate nicht sehen, doch er hörte, wie sie über die Platten rollte.
    Eve ...
    Die Zeit schien sich zu dehnen.
    Das Antlitz des Engels blieb reglos. Mordechai drehte sich um. Zu langsam. Vielleicht war es die Gegenwart Asâêls, die ihn dazu verleitet hatte, sich sicher zu fühlen. Vielleicht hatte er geglaubt, der Engel würde ihn schützen. Aus Dankbarkeit. Doch da war kein Dank.
    Alan umklammerte Eve noch im Sprung und riss sie zu Boden. Die Detonation betäubte seine Sinne, Hitze fegte über ihn hinweg, doch er spürte Eves Körper unter seinem und wusste, dass sie geschützt war. Die Druckwelle brachte einen Teil der Kapelle zum Einsturz und schleuderte Mordechai in die Luft, zerriss ihn förmlich in den Flammen.
    Schutt und Steine regneten herab. Alan verlagerte vorsichtig sein Gewicht und richtete sich auf die Knie auf. Durch einen Vorhang aus Glut und Ascheflocken sah er Kain, der sich wie ein Dämon auf seinen Vater stürzte, um es zu Ende zu bringen.
    Alan hinderte ihn nicht.
    Er fühlte keine Schuld mehr. Nicht diesen

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