Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
volle, ruhige Stimme vom Thron. »Das verstehst du falsch. Ich bleibe bei meiner Herrschaft aus Liebe – Liebe zu all meinen Schöpfungen.«
» Nein«, widersprach Daniel leise. »Bei diesem Krieg geht es um Stolz. Verstoße mich, wenn du musst. Wenn das mein Schicksal ist, ergebe ich mich ihm, aber ich ergebe mich nicht dir.«
Luzifers Lachen war ein widerliches Rülpsen. »Du hast den Mut eines Gottes, aber den Verstand eines sterblichen Halbwüchsigen. Und deine Strafe soll die eines Halbwüchsigen sein.« Luzifer machte eine weit ausholende Handbewegung. »Die Hölle will ihn nicht haben.«
»Und er hat bereits klargemacht, dass er den Himmel aufgeben wird«, kam die enttäuschte Stimme vom Thron. »Wie bei all meinen Kindern sehe ich in deine Seele. Aber ich weiß nicht, was jetzt aus dir werden wird, Daniel, oder aus deiner Liebe.«
»Er wird seine Liebe nicht bekommen!«, rief Luzifer.
»Hast du einen Vorschlag, Luzifer?«, fragte der Thron.
»Es muss ein Exempel statuiert werden.« Luzifer schäumte. »Verstehst du nicht? Die Liebe, von der er spricht, ist zerstörerisch!« Luzifer grinste, als die Saat seiner bösesten Tat zu sprießen begann. »Also lass sie die Liebenden zerstören und nicht uns! Sie wird sterben!«
Die Engel holten erschrocken Luft. Es war unmöglich, das Letzte, womit man gerechnet hätte.
»Sie wird für immer und ewig sterben«, fuhr Luzifer mit von Gehässigkeit triefender Stimme fort. »Sie wird niemals ins Erwachsenenalter eintreten – sie wird wieder und wieder und wieder sterben, in genau dem Moment, in dem sie sich an deine Entscheidung erinnert. Auf diese Weise werdet ihr niemals wirklich zusammen sein. Das wird ihre Bestrafung sein. Und was dich betrifft, Daniel …«
»Das genügt«, sagte der Thron. »Sollte Daniel bei seiner Entscheidung bleiben wollen, so wird das, was du vorschlägst, Luzifer, Strafe genug sein.« Es folgte eine lange, angespannte Pause. »Versteh mich nicht falsch: Ich wünsche dies keinem meiner Kinder, aber Luzifer hat recht: Es muss ein Exempel statuiert werden.«
Dies war der Moment, in dem es geschehen musste, dies war Daniels Chance, ein Schlupfloch in dem Fluch zu öffnen. Kühn flog er von der Wiese empor und schwebte Seite an Seite mit seinem früheren Ich. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Vergangenheit umzuschreiben.
»Wer ist dieser Zwilling?« Luzifer tobte. Seine roten Augen wurden beim Anblick der beiden Daniels schmal.
Die Heerschar der Engel zu Daniels Füßen flackerte verwirrt. Sein früheres Ich sah ihn erstaunt an. »Warum bist du hier?«, flüsterte er.
Daniel wartete nicht darauf, dass ihm jemand weitere Fragen stellte, er wartete nicht einmal darauf, dass Luzifer wieder Platz nahm oder der Thron sich von seiner Überraschung erholte.
»Ich bin aus unserer Zukunft gekommen, nach Jahrtausenden deiner Strafe …«
Die Verwirrung der Engel wurde in der Hitze, die von ihren Seelen ausging, greifbar. Dies überstieg ihr Fassungsvermögen. Daniel konnte den Thron nicht deutlich genug sehen, um zu erkennen, welche Wirkung seine Rückkehr auf ihn hatte, aber Luzifers Seele glühte rot vor Wut. Daniel zwang sich, weiterzusprechen:
»Ich bin hierher gekommen, da ich um Gnade bitten will. Wenn wir bestraft werden müssen – und ich hinterfrage Eure Entscheidung nicht, mein Herr –, erinnert Euch bitte zumindest daran, dass einer der wichtigsten Bestandteile Eurer Macht Euer Erbarmen ist, welches groß und rätselhaft ist und uns alle beschämt.«
» Erbarmen ?« , rief Luzifer. »Nach dem Ausmaß deines Verrats? Und bereut dein zukünftiges Ich seine Entscheidung?«
Daniel schüttelte den Kopf. »Meine Seele ist alt, aber mein Herz ist jung«, erklärte er und warf einen Blick auf sein früheres Ich, das sprachlos zu sein schien. Dann schaute er die schöne und hell brennende Seele seiner Geliebten an. »Ich kann nur das sein, was ich bin, und ich bin die Entscheidungen all meiner Tage. Ich bleibe dabei.«
»Die Entscheidung ist getroffen«, sagten die beiden Daniels wie aus einem Mund.
»Dann bleiben wir bei der Strafe, die wir verhängt haben«, donnerte der Thron.
Das gewaltige Licht erzitterte, und in dem langen, absoluten Schweigen fragte Daniel sich, ob es richtig gewesen war, vorzutreten.
Dann, endlich: »Aber wir werden deinem Gnadengesuch stattgeben.«
»Nein!«, schrie Luzifer. »Der Himmel ist hier nicht der Einzige, dem Unrecht widerfahren ist!«
»Ruhe!« Die Stimme des Throns wurde lauter. Er klang
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