Engelsgrab
Zeit.«
»Ich wollte ja auch nur wissen, ob es stimmt. In den Nachrichten haben sie gesagt, Ben Ellison hätte Sophie getötet.«
Brady zögerte. »Sagen wir es mal so. Ben Ellison steht unter Mordverdacht, das ja.«
»Mein Gott«, stöhnte Kate. »Das hätte ich ihm nie im Leben zugetraut. Bist du dir auch ganz sicher?«
»So gut wie.«
»Dann kann ich es also auch Evie sagen.«
»Natürlich.«
»Jack – hat Jimmy sich bei dir gemeldet?«
»Nein, leider nicht.«
»Ich werde noch wahnsinnig. Bitte, Jack, ich brauche jemanden zum Reden. Könntest du nicht nach Hause kommen?«
Sie fing an zu weinen.
»Gib mir noch eine Stunde, ja? Dann bin ich bei dir.«
»Wirklich?«
»Du hast mein Wort«, versicherte ihr Brady und drückte die Austaste.
Als er zu der verglasten Wand von Madleys Büro hochsah, erkannte er dessen Silhouette dahinter, als würde er auf ihn warten.
Am Eingang des Nachtklubs hielten Brady zwei Türsteher auf.
»He, Kumpel«, grunzte der eine der beiden. Er sah wie ein Schlägertyp aus, war kahl geschoren und fett. »Vor elf wird hier nicht geöffnet.«
Brady warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war schon nach elf. Er taxierte die beiden Männer, die schwarze Anzüge und Fliegen trugen, und registrierte die dicken Goldringe an den Händen der beiden. Wahrscheinlich waren sie dazu da, um ihren Schlägen Nachdruck zu verleihen.
»Ich will zu Madley«, antwortete Brady schroff, denn eine höfliche Bitte hätten die beiden ohnehin nicht verstanden.
»Der ist nicht da«, erklärte der Kahle. »Schieb wieder ab.«
»Kommt nicht infrage«, erwiderte Brady. »Ich warte, bis er kommt.«
»Hast du was an den Ohren?« Der andere verschränkte die Finger und ließ die Gelenke knacken. »Der Mann hier hat gesagt, du sollst Leine ziehen.«
Brady zückte seine Dienstmarke.
Die beiden beäugten sie angewidert. Dann winkte der Kahle ihn durch.
Drinnen roch es nach abgestandenem Schweiß und süßlichen Likören. Irgendeine fürchterliche Musik wummerte so laut, dass Brady glaubte, ihm müsste das Trommelfell platzen. Er trat an die Theke.
»Ich möchte mit Madley sprechen«, rief er der jungen Frau dahinter zu.
Sie wandte sich um. Offenbar war sie neu, denn ihr Gesicht sagte Brady nichts.
Misstrauisch musterte sie ihn von oben bis unten. »Weswegen?«
»Das sage ich ihm, wenn ich ihn sehe.«
Die Frau verdrehte die Augen. »Wie ist Ihr Name?«
»Detective Inspector Brady.«
»Mal sehen, ob er da ist.« Sie ging zum anderen Ende der Theke, nahm einen Telefonhörer auf und begann zu wählen.
Brady trommelte auf die Theke.
Als sie zurückkam, sagte sie: »Er erwartet Sie. Durch den Notausgang da und dann die Treppe hoch. Erste Tür rechts.«
»Ich kenne mich aus.« Brady nahm Kurs auf den Notausgang.
Auf halber Treppe blieb er stehen. Mit einem Mal hatte er das unangenehme Gefühl, er sei dabei, einen Fehler zu machen, doch dann schüttelte er den Gedanken als unsinnig ab und lief weiter.
Vor Madleys Tür tasteten ihn dieselben Männer wie beim letzten Mal ab.
»Sie scheinen ja ziemlich beliebt zu sein«, grunzte einer.
»Das liegt an meinem guten Aussehen«, antwortete Brady. »Madley kann mir einfach nicht widerstehen.«
Mit gerunzelter Stirn dachten die beiden darüber nach. »Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?«, fragte der eine schließlich und ballte die Fäuste.
»Wer kommt denn auf so was?«, grinste Brady und betrat Madleys Büro.
Madley stand mit dem Rücken zu Brady und schaute aus dem raumhohen Fenster.
Brady ging zu ihm und warf einen Blick auf die Straße hinunter, was er umgehend bereute. Unter ihm schwankten Betrunkene über die Straße, unter ihnen Mädchen in Röcken, die kaum ihre Unterhose bedeckten, und knappen Bustiers unter den Jacken. Ihnen folgte eine Gruppe johlender Jungen. Ein hupendes Taxi versuchte, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Es wurde gepöbelt, obszön gestikuliert.
»Scotch?«, fragte Madley und ging an seinen Barschrank.
Brady nickte. »Warum nicht.« Eigentlich hatte er schon genug getrunken, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass er den Drink brauchen würde.
Er deutete auf die Straße hinab. »Deine Geschäfte scheinen gut zu laufen.«
»Ich beklage mich ja auch nicht.« Madley kam mit ihren Drinks ans Fenster.
»Prost«, sagte er. »Ich war erstaunt, dass du so schnell den Mörder des Mädchens fassen konntest. Der Fall war ja flott vom Tisch«, fügte er zynisch hinzu und blickte wieder aus dem Fenster.
Brady nahm einen
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